Das Quartett trat arbeitsteilig auf. Das Vorgehen war eingespielt, es gab einen vorgefassten Tatplan. Opfer berichten im Zeugenstand von großer Brutalität.
Prozess in KölnVier junge Bergheimer erbeuteten bei Raubserie 40.000 Euro
Der Prozess gegen vier Bergheimer, denen 17-facher gemeinschaftlicher schwerer Raub vorgeworfen wird, hat vor der 15. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts begonnen. Nach Verlesung der umfangreichen Anklageschrift am ersten Verhandlungstag kündigten die Verteidiger der mutmaßlichen Täter an, dass sich ihre Mandanten in wesentlichen Punkten geständig auf die Tatvorwürfe einlassen werden.
Mit einer Ausnahme: Der Einzige aus dem Räuberquartett, der nicht mehr in Untersuchungshaft sitzt, bestreitet, die silberne Schreckschusspistole, die bei mehreren Überfällen zum Einsatz gekommen sein soll, beschafft zu haben. Ein Exemplar war bei einem Überfall auf einen Schmuckladen in Bergheim zu Bruch gegangen, nachdem die Geschäftsführerin die Waffenattrappe erkannt und sie dem Angreifer aus der Hand geschlagen hatte.
Angeklagte sollen Opfer mit Küchenmessern bedroht haben
Die zwischen 17 und 21 Jahre alten Angeklagten sind gebürtige Bergheimer mit deutscher und marokkanischer Staatsangehörigkeit. Zwei gaben als Beruf Altenpfleger an, der Jüngste geht noch zur Schule, einer gab an, bis zur Festnahme im November 2022 auf Minijob-Basis gearbeitet zu haben.
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Bei allen Raubzügen durch Einzelhandelsgeschäfte, Lebensmittelmärkte, Tankstellen und Dienstleistungsstudios sind die jungen Männer laut der ermittelnden Polizei „arbeitsteilig in eingespielter Vorgehensweise nach einem vorgefassten Tatplan“ vorgegangen sein. In 13 Fällen sollen sie ihre Opfer mit Küchenmessern mit Klingenlängen bis zu 20 Zentimetern bedroht haben.
Alles in allem wurden eine Beute von mehr als 40.000 Euro, diverse gefährliche Werkzeuge und gestohlene Gegenstände, darunter iPhones, sichergestellt. Übereinstimmenden Zeugenaussagen zufolge traten die mutmaßlichen Täter dunkel gekleidet und maskiert auf.
Angestellte eines Discounters ließen sich eine Schusswaffe nicht beeindrucken
An einigen Orten in Bergheim, Bedburg und Elsdorf schlugen sie sogar zweimal zu. Ein Lieferant, der sich gegen die räuberische Erpressung zur Wehr setzte, soll durch Steinwürfe Verletzungen im Gesicht davongetragen haben. Eine Bäckereiverkäuferin gab an, dass ihr ein Messer an den Hals gesetzt wurde. Zwei weibliche Überfallene berichteten von sexistischen Beleidigungen. In einem Bedburger Markt waren auch Kunden vom Tatgeschehen betroffen, dort soll ein Schuss gefallen sein.
Mehrfach mussten die Räuber ohne Beute fliehen. So ließen sich Angestellte eines Discounters in Bergheim nicht von einer durchs Schaufenster gezeigten Waffe zwingen, die Tür zu öffnen.
Der Prozess wird am 21. März in Köln festgesetzt
„Unser Ziel ist, Sie auf den Weg zu bringen, damit Sie ordentliche Mitglieder der Gesellschaft werden, aber ohne Strafe geht es natürlich nicht“, verdeutlichte Richter Jan F. Orth den jungen Angeklagten. An den folgenden beiden Verhandlungstagen sollen Geschädigte und Zeugen umfassend zu Wort kommen. „Ich erwarte von Ihnen Wohlverhalten, wenn nicht, werden Sie mich so böse sehen, wie Sie es sich nicht vorstellen können“, redete der Vorsitzende den Angeklagten ins Gewissen.
Der Prozess, für den zehn Verhandlungstage anberaumt sind, wird am Dienstag, 21. März, fortgesetzt.