AboAbonnieren

Hohe SicherheitWie Köln sich schon jetzt für die „Mocro-Prozesse“ rüstet

Lesezeit 4 Minuten
Schwer bewaffnete Polizisten sichern das Landgericht (Symbolfoto).

Schwer bewaffnete Polizisten sichern das Landgericht (Symbolfoto).

Zur Vorbereitung auf bevorstehende Prozesse im „Mocro-Mafia“-Komplex, führen Landgericht und Polizei erste Gespräche. Eine erhöhte Gewaltbereitschaft innerhalb der beteiligten Drogengangs erfordert umsichtige Planung.

Die ersten Anklagen im „Mocro-Mafia“-Komplex sind noch längst nicht fertig, doch die ersten Gespräche über die Sicherheitsvorkehrungen bei den kommenden Gerichtsverfahren haben schon stattgefunden. Dies bestätigte das Landgericht und die Kölner Polizei. Es gehe derzeit in erster Linie um eine Gefährdungsanalyse, hieß es von den Beteiligten. Denn schon jetzt ist klar: Die Prozesse werden unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. Immer wieder betonte die Polizeiführung die neue Dimension der Gewalt in dem Komplex um den eskalierten Streit zwischen hiesigen und niederländischen Drogenbanden.

Ronald Ketterle, der Präsident des Landgerichtes, sagte, die kommenden Prozesse seien bereits ein Thema in seinem Haus. Man rede darüber und es seien auch schon Richterinnen und Richter zu ihm gekommen, um sich zu erkundigen. Es gebe auch Richter, die seien in Sorge über die bevorstehenden Termine. Der Landgerichtspräsident geht derzeit davon aus, dass die Prozesse im Gerichtsgebäude an der Luxemburger Straße stattfinden. Sollte die Kölner Polizei zu einer anderen Einschätzung kommen, sei der Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichtes der Ort für die Verfahren. Dort finden regelmäßig Terrorprozesse statt. Das Gebäude verfügt über einen Hubschrauberlandeplatz. „Die Kölner Polizei geht eher auf Nummer sicher“, sagte Ketterle. Aktuell sind in dem Verfahren 16 Personen in Untersuchungshaft. Am Freitag nahmen Polizisten zwei weitere Verdächtige (24 und 25) fest. In der Kölner Innenstadt und in Overath wurden Objekte durchsucht und Bargeld sichergestellt.

Landgericht Köln: Erinnerungen an „Pink Panther“

Hubschrauber, Sperrungen und schwer bewaffnete Polizisten. Das Szenario könnte für die Anwohner des Kölner Landgerichtes bereits im nächsten Jahr zurückkommen. Anfang Januar kehrt für zwei Tage ein „Pink Panther“ Prozess nach Köln zurück, heißt es aus dem Landgericht. Der Präsident des Landgerichtes Ketterle sagte, aktuell prüfe die Polizei, welche Sicherheitsvorkehrungen diesmal nötig seien. Der Angeklagte war wegen eines Raubüberfalls zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Der Bundesgerichtshof hatte das Urteil teilweise aufgehoben. Sollte der Angeklagte wieder mit dem Hubschrauber eingeflogen werden, müssten sich die Spezialkräfte einen neuen Platz für die Landung des Hubschraubers aussuchen. Auf dem Parkplatz der Kölner Staatsanwaltschaft, der ehemalige Landeort, werden derzeit provisorische Gerichtssäle aufgebaut.

Landgericht Köln: Prozess um Thomas Drach war bereits Geduldsprobe

Die monatelangen Sicherheitsvorkehrungen rund um den Prozess von Schwerverbrecher Thomas Drach hatten die Anwohner in den Jahren 2022, 2023 und 2024 auf eine harte Geduldsprobe gestellt. „Es ist eine massive Einschränkung für das tägliche Leben“, betonte damals eine Anwohnerin gegenüber der Rundschau. Während der An- und Abreise dürften Bewohner der Rudolf-Amelunxen-Straße nicht aus dem Haus – oder nicht herein. Eine Hundertschaft der Polizei würde die Straße weiträumig absperren und bevor nicht ein Spezialeinsatzkommando mit Drach im Helikopter abhebe, gehe in dem Viertel nichts mehr. „Ich kann den Ärger der Anwohner verstehen. Aber es dient der Sicherheit“, betonte Landgerichtspräsident Roland Ketterle unlängst im Gespräch mit der Rundschau. Auch er selbst habe schon im Stau gestanden. Sollten die Prozesse um die „Mocro-Mafia“ in Köln stattfinden, würden die Absperrungen rund um das Landgericht wieder enorm sein, das ließen die Verantwortlichen schon jetzt durchblicken. Es wird erwartet, dass die ersten Gerichtsprozesse nicht vor dem Jahr 2026 stattfinden.

Im Zusammenhang mit mehreren Explosionen bearbeitet eine Ermittlungskommission in Köln mittlerweile über etwa 25 Verfahren. Die Verfahren richten sich gegen mindestens 20 Beschuldigte. In den vergangenen Wochen war es immer wieder zu Explosionen in Köln, aber auch im Umland gekommen. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Diebstahl einer großen Menge Cannabis aus einer Lagerhalle in Hürth Auslöser für die Gewaltspirale gewesen sein könnte. Zu dem Komplex wird auch eine brutale Geiselnahme in einer Villa in Rodenkirchen gerechnet.

Die bei der Kölner Polizei eingerichtete Ermittlungskommission (EK) trägt den Namen „Sattla“. Der ungewöhnliche Name kommt aus dem Arabischen, wo „Sattla“ Haschisch heißt. Die EK umfasste nach Angaben der Kölner Polizei zeitweise 80 Beamte. „Manche kommen nur noch zum Duschen nach Hause“, sagte unlängst Polizeipräsident Johannes Hermanns im Hinblick auf die Arbeitsbelastung. Mittlerweile arbeiten etwa 50 Beamte in der Kommission.