Im Prozess gegen einen 87-jährigen Geistlichen in Köln wurde eine Nachtragsanklage wegen weiterer Fälle sexuellen Missbrauchs erhoben.
KindesmissbrauchWeitere Vorwürfe gegen Geistlichen bei Prozess in Köln

Landgericht Köln
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Im Prozess gegen einen Geistlichen (87) einer orthodoxen Religionsgemeinschaft wegen mehrfach verübter sexueller Gewalt gegen Kinder hat die Staatsanwaltschaft am Mittwoch eine Nachtragsanklage erhoben. Demnach soll der Angeklagte zwischen 1999 und 2002 gegenüber einem im Jahr 1990 geborenen Opfer zwölfmal sexuell gewalttätig geworden sein, wie ein Landgerichtssprecher auf Nachfrage der Rundschau bestätigte. Nähere Angaben zum Ausmaß und der Art der vorgeworfenen Taten machte der Sprecher zunächst nicht. Wie die Rundschau von Prozessbeobachtern erfuhr, soll es sich bei dem neuerlichen Opfer um einen guten Freund jenes Opfers handeln, das in der ursprünglichen Anklage gegen den ehemaligen orthodoxen Diakon als Geschädigter geführt wird. Der Angeklagte und sein Verteidiger Bernd D. Wermuth stimmten der Verbindung der neuen Anklage mit dem ursprünglichen Verfahren zu. Zu den Vorwürfen will sich der Angeklagte später äußern.
Seit Ende Februar steht der 87-Jährige wegen zum Teil schweren sexuellen Kindesmissbrauchs vor der 22. Großen Strafkammer. Laut der Anklage soll der Senior vor rund 25 Jahren einem Sohn eines sehr guten Freundes des Angeklagten, ein damals neun Jahre alter Junge, massive sexuelle Gewalt angetan haben. Dabei soll der Mann äußerst rohe und erniedrigende Sexualpraktiken an dem Jungen vollzogen haben. Die ihm vorgeworfenen Taten hatte der 87-Jährige bei Prozessauftakt eingeräumt. „Das in der Anklageschrift beschriebene Geschehen hat genauso stattgefunden“, hatte der Verteidiger gesagt.
Im Zeugenstand machte am Mittwoch auch noch eine Polizeibeamtin (44) Angaben zu den Ermittlungen in dem Fall. Im Dezember 2022 sei das in der ursprünglichen Anklageschrift genannte Opfer zur Polizei gekommen und habe eine Anzeige gegen den 87-Jährigen erstattet und gleich mitgeteilt, dass es sich um einen Geistlichen einer orthodoxen Religionsgemeinschaft handle, der er auch selbst angehört habe. „Der Zeuge sagte, dass er sich vom Angeklagten manipuliert gefühlt habe und die Übergriffe unter dem Deckmantel der Kirche vonstatten gegangen seien“, sagte die 44-Jährige.
Der Prozess wird fortgesetzt.