Bergheim – Maria Pfordt wirkt wieder wie früher. Sie hat deutlich abgenommen, ist frisch, beweglich und wach. Sie plaudert gelöst, sie lacht, sie rückt im Garten Stühle für den Besuch zurecht. Noch vor gut drei Monaten war das alles fast undenkbar: Ein Tumor drückte ihr aufs Gehirn, die damalige Bergheimer Bürgermeisterin war nur noch ein Schatten ihrer selbst und musste ihr Amt aufgeben.
„Es geht mir jetzt blendend“, sagt die 67-Jährige. Und berichtet mit großer Erleichterung von der schwierigen Operation am 16. März in der Uniklinik Köln, die ihr Leben rettete. „Als das Ding raus war, ging es mir schlagartig besser.“
Das halbe Jahr davor wirkte Maria Pfordt unkonzentriert, verlor bei Reden schon mal den Faden, wirkte fahrig bei der Leitung von Ausschuss- und Ratssitzungen. „Aber ich wollte immer die Heldin spielen“, sagt die CDU-Politikerin. Dass der Verdacht aufkam, sie würde nur ihren Rücktritt vorbereiten und ihrem Nachfolger den Weg freimachen wollen, habe sie sehr getroffen. „Ich bin 2014 angetreten, um bis 2020 im Amt zu bleiben.“
Die Probleme wurden im Winter immer schwerwiegender, sie konnte nicht mehr gerade laufen, brauchte immer mehr die Unterstützung ihres Teams im Rathaus – und die Ärzte wussten keinen Rat. Sie habe auch mehrere Ohrenärzte aufgesucht – ebenfalls ohne Ergebnis. Sie habe deshalb auf eine Kur im Januar gesetzt. „Ich hatte die Hoffnung, dass es damit besser wird.“
Doch die Hoffnung erfüllte sich nicht, die vierwöchige Kur brachte keine Linderung ihrer Beschwerden. Als sie im Februar im gleichen schlechten Zustand ins Bergheimer Rathaus zurückkehrte, war es schließlich Parteifreundin Elisabeth Hülsewig, die den entscheidenden Einfall hatte. „Sie hat dafür gesorgt, dass ich mich in die Röhre lege“, sagt Pfordt. „Dafür bin ich ihr unendlich dankbar.“
Fast so groß wie ein Tennisball
Am 28. Februar war der Termin im MRT, und die Bilder zeigten einen Tumor, der fast so groß wie ein Tennisball war. „Der Arzt meinte, dass er mindestens 15 Jahre in meinem Kopf gewachsen ist“, sagt Pfordt, die mehr als zwölf Jahre Bürgermeisterin in der Kreisstadt war.
Am 8. März teilte sie dann mit, dass sie ihr Amt aufgeben will. „Ich hatte mich ohnehin schon seit Monaten nur noch durchs Amt gequält und hatte deswegen ein schlechtes Gewissen, und dann sagten mir die Ärzte auch noch, dass es ein Jahr dauern kann, bis sich das Gehirn nach der Operation erholt hat – wenn denn keine Schäden zurückbleiben.“ Da habe sie sich dazu entschieden, vor dem Operationstermin in den Ruhestand zu treten.
Die Operation war zwar schwierig, verlief aber mehr als nur gut. „Schon die ersten neurologischen Tests haben gezeigt, dass das Gehirn normal funktioniert“, sagt Pfordt. Und nur Stunden nach dem Erwachen aus der Narkose habe sie wieder ganz normal gesprochen – wie früher.
Nicht gestreut
„Ein Pfleger hat mir ein Schlafmittel angeboten“, berichtet Pfordt. Aber das habe sie abgelehnt. „Ich hatte gerade Kopfkino, und das wollte ich erleben – das gesamte vergangene halbe Jahr ist noch mal an mir vorbeigezogen. Als hätte mein Gehirn das noch mal erleben wollen.“ Die nächste gute Nachricht: Der Tumor entpuppte sich als gutartig, er hatte nicht gestreut, sondern sich lediglich breitgemacht.
Noch aus der Reha warb Maria Pfordt in einem Video um Stimmen für ihren späteren Nachfolger Volker Mießeler. „Ich finde es legitim, dass man sich einen geeigneten Nachfolger wünscht.“
Jetzt könne sie wieder Rad- und Autofahren, sie könne wieder im Garten arbeiten. „Ich werde mich wieder meinem Hobby, der Archäologie widmen“, sagt die frühere Grundschulrektorin. So habe sie ihre Examensarbeit über die Frühgeschichte ihres Geburtsorts Oberembt geschrieben. Vielleicht werde sie sich im Museumsverein einbringen, das müsse sie noch sehen. Auch Reisen stünden nun auf dem Programm. So werde sie bald wieder ihren Bruder in Malaysia besuchen.
Auch Einladungen zu Schützenfesten oder andere Termine wolle sie gern weiter wahrnehmen. „Ich habe das Amt der Bürgermeisterin ja gern und nicht des Gehalts wegen ausgeübt.“ – Die Stadt Bergheim will Maria Pfordt zur Ehrenbürgerin ernennen. Die Ehrung soll zusammen mit ihrer Verabschiedung noch im Sommer erfolgen.