Rösrath – Vieles sortiert sich neu in der Rösrather Kommunalpolitik, die Wahl vom Sonntag hat die Gewichte verschoben. Größte Veränderung ist der gewachsene Einfluss der Grünen. Mit einem Plus von rund zehn Prozent kommen sie auf 23,9 Prozent der Wählerstimmen, die Zahl ihrer Sitze im Stadtrat hat sich von sechs auf zwölf verdoppelt. Anstelle der auf 15,7 Prozent gestutzten SPD sind nun die Grünen zweitstärkste Kraft im Stadtrat – der Abstand zur CDU, deren Anteil um vier Prozent auf 31,3 Prozent zurückging, ist überschaubar.
Damit wächst der grüne Gestaltungsanspruch. „Jetzt können wir unsere Ideen stärker durchbringen“, sagt Bondina Schulze, Grünen-Fraktionschefin und mögliche künftige Bürgermeisterin. Vor diesem Hintergrund sei auch die Frage der Kooperationen „noch ganz offen“. Klar ist aber: Die Grünen spielen die zentrale Rolle und können ihre Partner wählen. Schulze lobt die bisherige „gute Kooperation“ mit CDU und FDP, erklärt aber auch: „Wir werden mit allen sprechen.“
Stichwahl um Bürgermeisteramt
Wer das Sagen hat in der Rösrather Politik, klärt sich außerdem bei der Stichwahl um das Bürgermeisteramt. Dabei fordert Schulze, die bei der ersten Runde 22,4 Prozent erhielt, den Amtsinhaber Marcus Mombauer (CDU) heraus. Mit 40,2 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang hat dieser auf den ersten Blick die deutlich bessere Startposition. Allerdings sind die Wähler, die sich am Sonntag für die Bürgermeisterkandidaten von SPD und Linken entschieden haben, für Schulze wohl leichter zu gewinnen als für Mombauer.
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Auch die Wähler von FDP-Kandidatin Andrea Büscher – die mit 12,6 Prozent deutlich besser abschnitt als ihre Partei (mit 6,8 Prozent) – werden wohl nicht automatisch bei Mombauer ihr Kreuz machen: Viele wünschten sich offenbar eine Frau auf dem Chefsessel im Rathaus. Dennoch: Mombauer hat bereits über 40 Prozent der Wähler gewonnen, Schulze muss erst noch sehr viele Bürger überzeugen.
Vor diesem Hintergrund zeigte sich Mombauer am Sonntagabend „sehr zufrieden“ mit seinem Ergebnis in der ersten Runde. „Rösrath hat noch viel Potenzial. Ich auch“, sagte er. Schulze dagegen äußerte sich kämpferisch: „Wir werden nochmal richtig Gas geben.“ Sie sei angetreten, „um zu gewinnen“.
„Alle Möglichkeiten, wirklich etwas zu verändern in Rösrath“
Durch die starke Position im Stadtrat und zusätzlich eine grüne Bürgermeisterin hätten die Grünen „alle Möglichkeiten, wirklich etwas zu verändern in Rösrath“. An erster Stelle stehe mehr Tempo beim Klimaschutz. Mit entscheidend für den Ausgang der Stichwahl wird die Wahlbeteiligung sein. Bei der Wahl am Sonntag stieg sie leicht auf rund 57 Prozent (nach 55,8 Prozent 2014 und 53,1 Prozent 2009). CDU und SPD kam der Anstieg der Wahlbeteiligung nicht zugute, sie büßten Stimmen ein.
Bei Grünen, SPD und FDP habe „der Bundestrend voll durchgeschlagen“, positiv wie negativ, sagt dazu SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Mau. Bei der CDU hat vor allem die Konkurrenz durch die neue Liste Fors-Park zu Verlusten geführt. CDU-Parteichefin Birgitta Wasser findet das „schade“ und beklagt, dass Fors-Park „mit Geld zugeschissen worden sei“, was eine massive Wahlwerbung ermöglichte. Das sei „fragwürdig“.
Immer weiter nach oben geht indessen die Zahl der Sitze im Stadtrat. Weil die CDU mit nur 31,3 Prozent der Wählerstimmen mehr als 80 Prozent der Direktmandate gewonnen hat, entstehen vier Überhangmandate – und Ausgleichsmandate bei anderen Parteien. Dieser Effekt wirkte sich schon in der letzten Wahlperiode aus und ließ den Stadtrat von eigentlich 38 auf 46 Sitze wachsen, nun hat der neue Stadtrat sogar 50 Sitze.