Am 15. Oktober 2015 hatte ein Pilzsammler im dichten Gestrüpp eine Frauenleiche gefunden. Ein Gerichtsmediziner vermutet, dass es sich bei der Toten um eine 40- bis 60-jährige Frau gehandelt haben muss. Sie sei 1,62 bis 1,69 Meter groß gewesen und habe vermutlich Kleidergröße 36 getragen. Zuletzt soll die Frau grau melierte, längere Haare getragen haben.Die Fahnder schöpften alle erdenklichen Mittel aus, aber die Identität der Frau blieb ein Rätsel. Nur der Todeszeitpunkt war vage festzulegen – irgendwann wischen Anfang 2014 bis zum 15. Oktober 2015.
Mehrere Wochen hat die Frankfurter Gerichtsmedizinerin Dr. Constanze Niess an der Weichteilrekonstruktion des Schädels der Verstorbenen gearbeitet. Niess gelang es, ein besonderes Merkmal der Toten herauszuarbeiten: Die Frau muss eine verhältnismäßig große Nase gehabt haben.
„Vor der eigentlichen Rekonstruktion habe ich rund drei bis vier Tage Vorbereitungszeit gebraucht“, erklärt die Medizinerin. Der Schädel musste erst einmal gereinigt und präpariert werden. Nach rund einer Woche waren auch die passenden Glasaugen in Frankfurt. An markanten Stellen des Schädels platzierte die Gerichtsmedizinerin kleine Radiergummistifte. Dazu gehören unter anderen die Partien oberhalb und unterhalb der Augen, aber auch Stellen rund um den Mund, am Kinn und an der Stirn. Die kleinen Gummis werden entsprechend der Dicke des Gewebes zugeschnitten.
Wissenschaftliche Daten
Die Gewebepartien sind bei Männern und Frauen unterschiedlich dick. „Mittlerweile gibt es wissenschaftlich erhobene Durchschnittswerte dazu in Dateien“, sagt Niess. Sie resultierten aus Tausenden tomographischer Untersuchungen des menschlichen Schädels.
Als alle Gummis sorgfältig positioniert waren, modellierte die Gerichtsmedizinerin mit Plastilin das Gesicht. Stück um Stück wurde die Modelliermasse auf den Schädel aufgetragen. Die Gummistifte dienten als Anhaltspunkt für die Gewebedicke an den prominenten Stellen. Es entstand ein Gesichtsrohling. Mit Bildhauerwerkzeugen arbeitete Niess die Feinheiten des Gesichtes heraus . Die Medizinerin gab mit ihrer Arbeit der Toten aus dem Königsforst ihr Gesicht zurück.
Neun Hinweise sind seit der letzten Presseveröffentlichung der Polizei im Juni 2016 bei der Polizei eingegangen. Vier davon betrafen andere Fälle vermisster Frauen. Drei weitere Hinweise betrafen zum Zeitpunkt der Meldung noch in anderen Behörden aktuell laufende oder auch noch nicht angezeigte Vermisstenfälle. Diese drei Frauen konnten ermittelt werden.
Einen Hinweis nehmen die Fahnder besonders ernst, erhoffen sich noch weiter Informationen aus der Bevölkerung. Ein Zeuge hatte Anfang Mai 2015 ein Fahrrad im Bereich des „Großen Steinberg“ gesehen. Das Damenrad unbekannter Marke stand rund eine Woche verschlossen im Wald und war danach verschwunden. Es soll sich um ein 26er- oder 28er-Rad mit Doppelrahmen vorn in der dunkel gehaltenen Farbe grün-blau gehandelt haben. Das Fahrrad hatte einen Gepäckträger. Ob es vom rechtmäßigen Benutzer wieder mitgenommen oder entwendet wurde und ob es vielleicht mit dem Leichenfund in Verbindung steht, konnte nicht geklärt werden. Hinweise an die Polizei unter (0 22 02) 20 50.