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Rhein-BergLandrat Santelmann will bei Büros für Kreisverwaltung abspecken

Lesezeit 3 Minuten
Ein modernes Großraumbüro im Bergisch Gladbacher Kreishaus.

Bereits 2018, also zwei Jahre vor Corona, sind die Großraumbüros im Kreishaus neu geordnet und die Arbeitsplätze in der Nähe der Fenster konzentriert worden.

Die Kreisverwaltung Rhein-Berg denkt um: Künftig soll nicht jeder Mitarbeiter einen persönlichen Arbeitsplatz haben. Das gibt Diskussionen.

Die Kreisverwaltung will abspecken - aber nicht bei der Zahl der Mitarbeiter, die ja bekanntlich stetig wächst, sondern beim Raumbedarf. Das Prinzip „Ein Mensch, ein Schreibtisch“ soll abgeschafft und durch die Zielgröße von 0,8 ersetzt werden: „Nur“ noch 4/5 eines Schreibtischs soll es künftig pro Mitarbeiter geben, ließ Landrat Stephan Santelmann (CDU) seinen Arbeitsschutzbeauftragten Gerhard Weber in der jüngsten Sitzung des Personalausschusses vortragen.

Auf Begeisterungsstürme stieß der Plan im Ausschuss nicht. „Es darf ruhig ein bisschen mehr sein“, trugen jedenfalls die Grünen vor und meinten damit einerseits das Abspeck-Ziel und andererseits die Tiefe der Vorlage, was Arbeitsschützer Weber aber mit einem freundlich-lächelnd formulierten „Ich mach‘ das so nebenher, weil der, der es machen sollte, nicht mehr da ist“ konterte.

Antwort auf das Bürowachstum ohne Ende

Andere Kreishaus-Insider sahen das 0,8-Ziel als etwas richtig Großes an. Denn es ist doch die Abkehr von einem hart verteidigten Besitzstand – fast so, als würde der alljährliche Betriebsausflug oder der arbeitsfreie Rosenmontag abgeschafft. Die Verwaltungsspitze will die „Effizienz der Nutzung der Arbeitsplätze“ steigern, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern und die „Büroflächen zeitgemäß und digital auszustatten“. Die angestrebte Schreibtisch-Teilerei sei die „strategische Antwort auf eine ansonsten kontinuierlich steigenden Flächennachfrage in der Kreisverwaltung“.

Alles zum Thema Rosenmontag

Und nachdem sich die Kreisspitze sich das Ziel nach jahrelangem Drängen aus der Politik zu eigen gemacht hat, macht sie Nägel mit Köpfen: „Als grundlegende Entscheidung für die strategische Raumplanung hat die Verwaltungsspitze in Abstimmung mit dem Personalrat für die gesamte Kreisverwaltung eine Quote von 0,8 Arbeitsplätzen je Mitarbeitenden festgesetzt. Diese Quote soll bis zum 31.12.2023 erreicht werden. Das Vorgehen wurde im Rahmen eines ausführlichen Austausches in einer Amtsleitendenkonferenz vorgestellt.“

Das Ziel von 0,8 halte ich nicht für ambitioniert.
Ursula Ehren (Grüne)

Im Personalausschuss brachte die Grüne Ursula Ehren ihre Enttäuschung über das Konzept so auf den Punkt: „Das Ziel von 0,8 halte ich nicht für ambitioniert.“ Wie sei man überhaupt auf diesen Wert gekommen? Auch fehlten ihr jede Menge weitere Angaben, beispielsweise zur Frage, wie der Kreis verhindern wolle, dass in der Woche alle ins Büro wollten und vor und nach den Wochenenden niemand.

Wenn wir in der Zulassungsstelle Homeoffice zu machen versuchen, kriegt keiner mehr sein Nummernschild.
Gerhard Weber, Kreisverwaltung

Nicole Baron (FDP) warnte dagegen davor, nun alles wie bei einem Tetrisspiel wunderbar so zu optimieren, dass am Ende die Kennzahlen toll seien – und dann „wundern wir uns, dass bei uns das Klima so schlecht ist“. Gerhard Zorn (SPD) wies darauf, dass „Desk Sharing“ nichts sei, was man von oben anordnen könne. Doch gerade nach dem nicht kostenlosen Ausbau der Homeoffice-Möglichkeiten in der Corona-Zeit, müsse man auch darüber nachdenken, ob sich das auch für den Arbeitgeber rentiere – dadurch, dass man angemietete Büroraum abmieten können. Zorn hielt fest: „Sie sind auf dem richtigen Weg.“

Für die CDU sprach sich Wolfgang Büscher dagegen aus, im Ausschuss mit „Tetris-Spielchen“ zu beginnen. Der Kreistag benötige weitere Informationen. „Ich freue mich auf die nächste oder übernächste Sitzung, in der wir strategische Zahlen bekommen.“ Beschlossen wurde nichts, die Diskussion wird fortgesetzt.