Mit einer Mitteilung an die Kreistagsmitglieder hat Rhein-Bergs Landrat Stephan Santelmann (CDU) am Montag (8.1.) überrascht.
Rückzug nach EklatLandrat Santelmann will 2025 nicht mehr kandidieren
Rhein-Bergs Landrat Stephan Santelmann (CDU) will bei der Kommunalwahl 2025 nicht erneut für das Amt des Kreishauschefs kandidieren. Das hat der 58-Jährige am Montagmittag (8.1.) in einem Schreiben an die Fraktionen und die Gruppe im Kreistag mitgeteilt.
Er habe sich nach „reiflicher Überlegung“ dazu entschieden, so Santelmann in dem Schreiben, das auch über die Pressestelle des Kreises verbreitet worden ist. Gründe, warum er nicht erneut kandidieren möchte, nennt Santelmann nicht. Ende September hatte er angekündigt, sich voraussichtlich Anfang 2024 zu einer eventuellen erneuten Kandidatur zu äußern.
Nach Informationen dieser Zeitung hat die Kreis-CDU zur Kandidatenkür für Bundestags- und Kommunalwahl eine neue Vorgehensweise bei der Kandidatensuche eingeschlagen. Demnach gibt es keine Findungskommission, die einen Kandidaten oder eine Kandidatin sucht und vorschlägt. Stattdessen können (und müssen) sich alle, die eine der Kandidaturen anstreben möchten, bewerben und einer parteiinternen Abstimmung stellen.
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Landrat Stephan Santelmann steht seit 2021 auch öffentlich in der Kritik
Landrat Santelmann steht unterdessen spätestens seit 2021, als ihm das übernommene Krisenmanagement in der Corona-Pandemiebekämpfung nach Auseinandersetzungen mit dem diesbezüglich auf Fachexpertise agierenden Krisenstab entglitten war, verstärkt in der öffentlichen Kritik – auch innerhalb des Kreishauses.
Bei dem jüngst von der schwarz-grünen Kreistagsmehrheit beabsichtigten, dann aber kurz vor der Abstimmung zurückgezogenen Antrags auf Abschaffung des Kreisdirektoren-Amts, hatten sich Hunderte Kreishausmitarbeitende demonstrativ hinter Kreisdirektor Dr. Erik Werdel (CDU) gestellt, der 2021 Leiter des Corona-Krisenstabs gewesen war. Die SPD hatte bereits nach Bekanntwerden der schwarz-grünen Pläne zur Ersetzung des Kreisdirektoren-Amts durch einen Allgemeinen Vertrete des Landrats gefordert, dass der Kreis einen neuen Landrat brauche.
Seit Jahren große Fluktuation im Kreis der engsten Mitarbeitenden des Landrats
Nach Aussage von Betroffenen war Landrat Stephan Santelmann allerdings auch bereits vor dem Eklat von 2021 in der Kreisverwaltung wegen seiner immer wieder wechselnden Kurse und seines harschen Führungsstils umstritten gewesen. Zum Ausdruck kam das immer wieder auch durch große Fluktuation im Kreis seiner engsten Mitarbeitenden.
In seinem Schreiben an die Kreistagsmitglieder schreibt er, dass er seit 2017 „mit großer Freude Landrat unseres Kreises“ sei. Dabei betont er, dass er direkt von den Bürgerinnen und Bürgern gewählt sei. „Dieses Wahlergebnis war und ist für mich auch stets ein Auftrag, mich mit all meiner Kraft für unseren Kreis einzubringen.“
Landrat will „professionell und mit vollem Engagement“ weitermachen
Deshalb, so Santelmann, versichere er auch, dass er sich mit der ihm verbleibenden Amtszeit „professionell und weiter mit vollem Engagement für die Interessen der fast 300.000 Menschen in unserem Kreis einsetzen werde“. Santelmann weiter: „Bei den in Zukunft anstehenden Entscheidungen im Kreistag werde ich – gemeinsam mit dem Kreisdirektor und den Dezernatsleitungen – breite Mehrheiten anstreben.“ Dabei sei er sich sicher, so Santelmann, dass er von seiner Partei, der CDU, sowie von Bündnis 90/Die Grünen unterstützt werde.
Allen Kreistagsabgeordneten, Mitarbeitenden der Kreisverwaltung und der Polizeibehörde sowie der Beteiligungsgesellschaften, Funktionsträgern in Städten u8nd Gemeinde, Medien, Unternehmen und Organisationen sowie Einwohnerinnen und Einwohnern biete er eine „faire, gute und konstruktive Zusammenarbeit“ an.
Was er nach der Kommunalwahl im Herbst 2025 machen will, lässt Santelmann offen. Er freue sich auf eine "andere berufliche Aufgabe und neue Herausforderung", schreibt er an die Fraktionen von CDU, Grünen, SPD, FDP, Freien Wählern und AfD sowie die Gruppe der Linken im Kreistag.
CDU-Kreisparteichef Tebroke äußert „hohen Respekt“ für Entscheidung
CDU-Kreisparteichef Dr. Hermann-Josef Tebroke äußerte sich auf Nachfrage nicht überrascht: Er stehe in regelmäßigem Kontakt mit Santelmann, habe „hohen Respekt vor seiner Entscheidung und der Klarheit der Botschaft“. Damit könnten „vielleicht noch mehr Kandidatinnen und Kandidaten interessiert sein, dieses Amt zu übernehmen“, so Tebroke,