- Als Nachteil empfindet die SPD-Kandidatin ihr Alter von 28 Jahren nicht.
- Als ich mit 22 Jahren meine Kanzlei eröffnete, da habe ich mich oft geärgert, dass manche meinten, ich hätte nichts drauf, nur weil ich jung und blond bin“, erzählt die Juristin.
- Inzwischen nutze sie das als Überraschungsmoment.
Ins Guinness-Buch der Rekorde würde sie bei erfolgreicher Wahl zur Bürgermeisterin von Odenthal nicht mehr kommen. Damit ist Jessica Korczykowski mit 28 Jahren schlichtweg schon zu alt.
Den Titel des jüngsten Rathauschefs hält in Nordrhein-Westfalen seit 2014 der Bürgermeister von Dormagen - der zum Zeitpunkt seiner Wahl gerade einmal 27 Jahre alte Erik Lierenfeld. Und in Bayern, wo die Uhren bekanntlich immer etwas anders ticken, bestimmten die Wähler und Wählerinnen jüngst sogar einen 19-jährigen Studenten zum Bürgermeister.
Sie empfindet ihr Alter nicht als Nachteil
Trotzdem fällt Jessica Korczykowski, die für die Sozialdemokraten ins Rennen um das Amt des Bürgermeisters/der Bürgermeisterin in Odenthal geht, in der üblicherweise eher von älteren Semestern dominierten Kommunalpolitik auf.
Als Nachteil empfindet sie das nicht. Im Gegenteil: „Als ich mit 22 Jahren meine Kanzlei eröffnete, da habe ich mich oft geärgert, dass manche meinten, ich hätte nichts drauf, nur weil ich jung und blond bin“, erzählt die Juristin. Inzwischen nutze sie das als Überraschungsmoment. „Es fordert mich heraus, wenn ich unterschätzt werde.“
Für keine andere Kommune hätte sie ihren Hut in den Ring geworfen
Ihre Kandidatur sei nicht langfristig geplant gewesen, aber dennoch eine „Herzensangelegenheit“. Für keine andere Kommune hätte sie ihren Hut in den Ring geworfen, außer für ihren Heimatort, gesteht sie. Odenthal liebe sie, kenne aber auch die örtlichen Konflikte: Bürgerinitiativen in Scheuren, Erberich, Odenthal-Mitte und ganz aktuell Voiswinkel – „Jeder Berg hat sein Problem“, sagt sie. Probleme, für die sie künftig Lösungen finden möchte.
Sie wirbt auch bei FDP und Bündnis 90/Die Grünen
„Die Gründungen von Bürgerinitiativen passieren ja nicht zufällig“, so Korczykowski. „Viele fühlen sich übergangen, und es ist objektiv ein Zeichen dafür, dass politische Aufbruchsstimmung herrscht“, meint sie mit Blick auf die CDU, die seit der letzten Kommunalwahl mit absoluter Mehrheit die Geschicke der Gemeinde weitgehend alleine bestimmen kann.
Das will sie ändern und wirbt daher auch bei FDP und Bündnis 90/Die Grünen um Unterstützung. „Mehr Demokratie wagen“, greift sie auf einen Slogan des SPD-Urgesteins Willy Brandt zurück und ergänzt ihn durch die Forderung: „Mehr Bürgerbeteiligung wagen“.
Partei- und Bürgermeisterwahlkampf will sie voneinander zu trennen
Es müsse mehr Transparenz her, um die Menschen in Entscheidungsprozesse einzubinden. Den Partei- und Bürgermeisterwahlkampf versuche sie voneinander zu trennen, erklärt die Juristin: „Der Bürgermeister sollte nicht die Ziele einer Partei vertreten, sondern alle Bürger Odenthals“, ist sie überzeugt.
Kein Odenthaler Wahlkampf ohne das Thema Baugebiete, die umstrittenen Flächen im Gemeindegebiet beurteilt sie allerdings differenziert: Die geplante Bebauung der Langen Geraden in Scheuren und die Kombination mit einem Nahversorger lehnt sie aus „sachlichen und emotionalen“ Gründen kategorisch ab. Ob das Projekt noch zu stoppen sei, hänge vermutlich davon ab, ob der von der Bezirksregierung geforderte Flächentausch gelinge oder eben nicht.
Sie findet es falsch, einfach Wiesen als Bauland auszuweisen
Die Ponywiese sei planerisch schon sehr weit fortgeschritten und in Erberich müsse man wie in allen ähnlichen Fällen sehr genau hinsehen. Es sei falsch, einfach Wiesen als Bauland auszuweisen und dann erst zu planen, was man mit ihnen machen könne. Denn jede Bebauung habe Folgen für die gesamte Infrastruktur, für Straßen, Leitungsnetz und ÖPNV, für Schulen und Kindergärten, Geschäfte… Und daher mache es einen großen Unterschied, ob die Gemeinde mit einem Landverkauf nur schnell Geld machen wolle oder langfristige, demographische Ziele verfolge.
„Ein Stück Land kann ich immer nur einmal verkaufen“, hält sie Ersteres für kurzsichtig, weil zu einem stabilen Gemeindehaushalt weit mehr gehöre. Anders verhalte es sich mit demographischen Gründen: „Die Bevölkerung wird immer älter und wir werden in Odenthal junge Familien brauchen.“ Die Frage sei, ob und wie man die Nachfrage durch bestehende Immobilien oder Innenraumverdichtung decken könne.
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„Denn die Stärke von Odenthal ist seine Lage: Die Natur, die Idylle, sanfter Tourismus“, sagt Jessica Korczykowski. „Und dennoch sind wir nicht weit vom Schuss.“ Köln, Bonn, Leverkusen, Düsseldorf – alles sei schnell erreichbar. „Ich bin glücklich, dass meine Tochter in einer Umgebung aufwachsen kann, die auch ich als Kind schon geliebt habe.“