Bergisch Gladbach – Schausteller Ein paar Einkäufer laufen über den Platz, beinah einsam steht das kleine Karussellmodell auf dem Pflaster. Normalerweise würde an diesem Samstag hier der Bär toben, aber „normal“ ist in dieser Zeit wenig. Die Pfingstkirmes musste wie landesweit alle Großveranstaltungen bis Ende August abgesagt werden.
Schausteller Hubert Markmann ist in Gedanken in Gladbach. Eigentlich hätte er dieses Wochenende mit seinem Fahrgeschäft Krake auf der Pfingstkirmes gestanden. Doch die Krake steht zusammengepackt daheim , wie die fünf anderen Fahrgeschäfte. „Jede Woche denke ich an eine andere Stadt in Deutschland“, sagt der 56-Jährige aus Bonn. „Seit Ostern wären wir jedes Wochenende in mehreren Städten gleichzeitig mit Fahrgeschäften gewesen.“
Veranstaltungsverbot betrifft viele Menschen
Markmanns letzter Jahrmarkt war die Allerheiligenkirmes in Soest. Die letzten Einnahmen habe er am 23. Dezember beim Bonner Weihnachtsmarkt gemacht, erzählt er. Nur weil er jahrelang gut gewirtschaftet habe, habe er die Zeit bislang einigermaßen überstanden. Neben seiner vierköpfigen Familie zählt auch die seines Bruders zum Team – sowie mehr als 30 Saisonarbeiter. „Die unterstützen wir so gut es geht aus unserer Tasche“, sagt Markmann, dreieinhalb Tausend Euro habe er bereits in die Heimatländer der Mitarbeiter verschickt, die häufig schon Jahrzehnte für seine Fahrgeschäfte tätig sind.
„Ich bin einfach nur traurig“, sagt Burkhardt Unrau vom Schaustellerverein, der die Kirmessen gemeinsam mit der Stadt veranstaltet. „Schwimmbäder, Kinos und Co. machen wieder auf, aber die Kirmes unter freiem Himmel ist verboten.“ Das bedauert auch Bürgermeister Lutz Urbach, allerdings seien die Vorgaben vom Land diesbezüglich eindeutig. „Niemals wäre mir in den Sinn gekommen, dass die Kirmes einmal aus Gründen einer Pandemie ausfallen könnte“, sagt der Bürgermeister, „sie gehört nach Bergisch Gladbach wie das Amen in die Kirche, denn die Kirmes entstammt ja der Tradition des Kirchweihfestes.“
Faktisch ein Berufsverbot
Burkhart Unrau hatte bereits vor Wochen einen Rettungsschirm für die Schaustellerfamilien gefordert, für die das Veranstaltungsverbot faktisch ein Berufsverbot sei. „Wenn es die Schaustellerfamilien nicht mehr gibt, wird es auch keine Kirmessen mehr geben. Denn als Schausteller wirst du geboren, das lernst du nicht wie einen anderen Beruf.“
Auch Bürgermeister Urbach sieht die „wirtschaftlich schwierige Situation“ der Schausteller. Ein Rettungsschirm, wie er von Burkhardt Unrau vorgeschlagen werde, sei allerdings für die Stadtverwaltung „einige Nummern zu groß; wir können ihn hier vor Ort nicht mit Geld füllen – so wichtig dies auch wäre“, so Urbach. „Bundes- und Landeshilfen mögen die ärgsten Löcher stopfen, aber ob sie letztendlich Rettung bringen, ist fraglich.“ Gladbachs Bürgermeister appelliert daher an alle Gladbacher mit großem Kirmesherz: „Melden Sie sich mit guten Ideen, wie man gegebenenfalls den Betroffenen Hilfestellung geben kann.“
Auch Laurentiuskirmes betroffen
Hubert Markmann hat unterdessen bereits eine halbe Millionen Euro KfW-Mittel beantragt. „Wir Schausteller sind keiner, der irgendwo um Unterstützung anklopft“, sagt er. „Wir wollen machen.“ Für kleinere Betriebe, die vielleicht nur eine Pfeilwerfbude hätten, sei die Situation allerdings zurzeit fatal. „Wenn da nix passiert, sind die am Ende.“
Wichtig sei, sich jetzt bereits Gedanken zu machen, wie es in Zukunft mit der Kirmes weitergehen soll, sagt Burkhardt Unrau. Denn auch die Laurentiuskirmes im August ist noch von dem Veranstaltungsverbot betroffen. Aber Unrau bleibt Optimist: „Dass die Kirmes wiederkommt, ist für mich sonnenklar“, sagt er.
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Hubert Markmann hofft jetzt auf die Herbstkirmessen in anderen Städten, hat aber bereits die erste Absage für September bekommen. „Noch dazu für unser Heimspiel: auf dem Pützchens Markt“, bedauert er. Und hinter vielen Weihnachtsmärkten stehe auch bereits ein „großes Fragezeichen“. Aber das sei ja glücklicherweise noch etwas hin. An diesem Wochenende denkt er erst einmal an Bergisch Gladbach.