Bergisch Gladbach – Die Ideen für den neuen Stadtteil sprudeln. Fast scheint es, als hätten die Gladbacher auf das Startsignal zum Mitmachen gewartet. Die teilweise Umgestaltung des riesigen Zanders-Areals wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten das Stadtbild von Grund auf verändern. Die Ideen von heute sind dabei der Durchlauferhitzer für morgen und übermorgen. Und die entscheidenden Weichen werden jetzt gestellt. Statt eines Wunschzettels für Weihnachten soll ein Wunschzettel für Zanders entstehen.
Manche Projekte bräuchten nur wenig Platz. Bei einem Bouleplatz wäre das so. Ein Outlet-Fabrikverkauf, auch ein Vorschlag, benötigt schon mehr Fläche – auch das können sich einige Bürger vorstellen. Eine neue Indoor-Sporthalle, auch zum Klettern, wird gewünscht, ein „Haus für die Vereine“ steht ebenfalls auf der langen Vorschlagsliste.
Vorgeschlagen wird sogar eine Ortsumgehung für Autos quer durchs Fabrikgelände, irgendwie muss der neue Stadtteil schließlich angebunden werden. Von Heidkamp aus könnte dies die Fahrzeit zur Stadtmitte verkürzen.
Vorschläge sprudeln
Seit vor ein paar Wochen die „Ideenwand“ auf der Internet-Aktionsseite eröffnet wurde, sind schon über drei Dutzend Vorschläge an die Pinwand angeheftet worden. Und es werden täglich mehr. Mit den jetzt überall im Stadtgebiet aufgestellten „Briefkästen“ und Sammelboxen sollen die Vorschläge weiter sprudeln. In der Rhein-Berg-Galerie, im Haus der Volkshochschule, in der Stadtbücherei, in den Rathäusern, im Schildgener Café „Himmel un Ääd“, im Gladbacher „Extrablatt“-Café: Überall stehen jetzt bis in die erste Oktoberwoche diese besonderen Boxen.
Unterstützung gefordert
In seiner Antwort auf den Offenen Brief von SPD, Grünen und FDP – das Bündnis fordert einen Stopp der Bürgerbeteiligung auf dem Zanders-Gelände (wir berichteten) – erinnert Bürgermeister Lutz Urbach an die Beschlusslage und „empfiehlt“ den Verfassern den „begonnenen Partizipationsprozess“ zu unterstützen. Urbach verweist auf den Zusammenhang der Bürgerbeteiligung mit dem Fortgang der Regionale 2025. Für das Projekt „Teilkonversion Zanders/Südliche Innenstadt“ seien bereits Fördergelder abgerufen worden.
Dieses Projekt dürfe nicht verzögert werden, zumal die Interessen der Firma Zanders weiter gewahrt blieben. Alle Zandrianer seien aufgerufen, sich aktiv in den Ideenfindungsprozess einzubringen. Zuletzt habe die Verwaltung am 25. August über den durch Corona geänderten Fahrplan der Bürgerbeteiligung informiert. Damals habe es keinerlei Kritik an der „Szenarienbetrachtung Teil- und Vollkonversion“ gegeben. (nie)
Anonym oder mit Namen können Vorschläge notiert werden. Der Inhalt der „Briefkästen“ soll das Fundament sein für den dreitägigen Bürger-Workshop Anfang Oktober.
fehlende Ausbaukapazität
37 Hektar groß ist das Areal, auf 24 wird produziert, rund 13 stehen zur Überplanung frei. Ideen sind aber fürs Gesamtgelände gewünscht. Und gedankliche Bandagen sollen dabei nicht angelegt werden. Die Gedanken sollen bei Zanders frei sein. Wirklich querbeet gehen die Vorschläge. Nasch-Obst und Gemüse könnten die Vision einer „Essbaren Park-Stadt“ verwirklichen, das Areal könnte nach Ansicht eines Bürgers als ökologisches Pionierprojekt dienen mit Dachbegrünung und Solardächern.
Als große Markthalle sei eine der großen Zanders-Hallen ohne große Mühe umzurüsten, meint ein anderer Bürger. Ein Biergarten mit eigener Minibrauerei „Strunde-Bräu“ könne am alten Baumbestand verwirklicht werden, Platz wäre auch für eine neue Feuer- und Rettungswache, diese sei am bisherigen Standort Paffrather Straße wegen fehlender Ausbaukapazität nicht zukunftsfähig.
Wohnquartier der Generationen oder Kulturort
Gleich mehrere Bürger bringen Wohnungsbau auf dem Gelände ins Gespräch, autofrei und mit offengelegter Strunde als grün-urbanes Quartier. Die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude könnten zu Kitas und Begegnungsstätten werden. Wohnquartier der Generationen oder auch Kulturort – beide Aspekte tauchen auf.
Zu finden ist auch der Vorschlag, die zentrale Halle „Gohrsmühle“ am Driescher Zanders-Tor zu einer neuen, attraktiven Veranstaltungsstätte umzubauen, als Alternative zum großen Bergischen Löwen. Wegeverbindungen vom Zanders-Gelände zur Gartensiedlung Gronauer Wald könnten wiederbelebt werden.
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Auch eine Bebauung im Stil der Gartensiedlung wird angeregt, als Gegenpol zur heutigen „Monotonie hochpreisiger, aber seelenloser Stadtquartiere.“ Ein Bahnhof Zanders steht auch auf der Vorschlagsliste: mit der Vision einer Verlängerung der heute in Köln-Thielenbruch endenden Linien 3 und 18, mit Querspange über den Bahndamm zur Bensberger Straßenbahnlinie 1 rüber zu der fast in Sichtweite liegenden S-Bahn-Haltestelle. Vision, Traum, Wirklichkeit: Das wird man in einigen Jahrzehnten wissen.
www.aufzanders.de