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Digitale WeltErster Themen-Abend zum Projekt „Zanders Innenstadt“

Lesezeit 3 Minuten

In der großen Industriehalle verfolgten rund 70 Zuhörer, was künftig auf Teilen des Zanders-Geländes entwickelt werden könnte. Im September und Oktober läuft die Bürgerbeteiligung.

Bergisch Gladbach – Die Vermessung der digitalen Welt beginnt am Dienstagabend in einer uralten Backsteinhalle, seit Jahren ungenutzt von der Papierfabrik Zanders. Die dunkelroten Ziegel stehen für die Arbeiter, die hier früher schufteten. Das war einmal: Am Digitalen wird bei der Teil-Umgestaltung des Zanders-Areals keiner vorbeikommen. Die rund 70 Gäste, die zum ersten „Ideen-Stammtisch“ der städtischen Zanders-Projektgruppe erschienen waren, nahmen diese Botschaft des „Futurologen“ Max Thinius mit.

Thinius, Zukunftsforscher und Grenzgänger zwischen Industrialisierung und digitaler Welt, malte gedanklich erste Skizzen aufs Zanders-Gelände. Digitale Handwerker und persönliche Datenmanager könnten hier arbeiten, Berater für urbane Bauernhöfe und Farmen, Assistenten, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz Pflegeangebote steuerten.

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Aus Straßen machte Thinius Parks und Gemüsebeete, die Bewohner der überquellenden Großstädte ließ er in die kleineren Nachbarorte ziehen, die neuen Techniken machten das Leben an jedem anderen Ort problemlos möglich. „Die Zukunft der digitalen Welt wird von uns gestaltet“, gab er den Zuhörern mit auf den Weg.

Kritik an der Bürgerbeteiligung

Als „respektslos“ gegenüber den Zanders-Mitarbeitern kritisieren die Fraktionen von Grünen, SPD und FDP die Bürgerbeteiligung, bei der auch Vorschläge für die Zeit nach einer Aufgabe der Produktion gemacht werden sollen. In einem offenen Brief der Fraktionschefs Maik Außendorf (design., Grüne), Klaus W. Waldschmidt (SPD) und Jörg Krell (FDP) an Bürgermeister Urbach wird der Zeitpunkt unmittelbar vor einer Entscheidung zum Pachtvertrag als falsch angesehen.

Kritisiert werden insbesondere die „Spaziergang-Workshops“ vom 6. bis 8. Oktober. Man habe Zweifel, ob die Verwaltung an einem langfristigen Pachtvertrag interessiert sei. Bis 7. Oktober muss Zanders ein vertieftes Wirtschaftsgutachten vorlegen.

Dennoch blieben Fragen: Die digitale Welt, die Thinius vorstellte, hatte mit der bekannten nicht viel zu tun, dachte sich mancher. Aber was er vortrage, greife nur Aktuelles auf, nichts davon sei ausgedacht, erklärte Thinius. In fünf Jahren werde es die digitalen Berufe geben.

Was davon für Zanders geeignet ist, wird sich in den nächstem Monaten und Jahren zeigen. Thinius empfahl, nicht in zu starren Konzepten zu denken, oft seien nur 20 Prozent der Ideen umsetzbar. Thinius: „Es gibt vier Millionen Möglichkeiten.“ 37 Hektar groß ist das Gelände, auf dem Kernareal von 24 Hektar wird von rund 400 Mitarbeitern Papier hergestellt. Rund 13  Hektar liegen brach.

Futurologe Max Thinius bei seinem Vortrag. Er empfahl den Planern, nicht in zu starren Konzepten zu denken.

Der Stadt gehört die gesamte Fläche, und für die gesamte Fläche sollen auch Szenarien entwickelt werden – um für ein Aus der Firma gerüstet zu sein. Für den Fall der Fälle, wie Projektleiter Udo Krause vortrug. Die Stadt habe die Flächen gekauft, um Arbeitsplätze zu retten. Aber auch um das Areal zu sichern. Das, was für die Brachflächen komme, müsse in das große Ganze passen.

Kommenden Dienstag geht es schon weiter mit dem zweiten „Stammtisch“ (ab 19 Uhr, Thema Mobilität, Voranmeldung). Dann folgt die Ideenwerkstatt (6. bis 8. Oktober, Teilnahme mit Voranmeldung). Parallel können im Netz Vorschläge für Zanders gepostet werden. Briefkästen hat die Stadt auch aufgestellt (etwa im Historischen Rathaus). Sie warten auf Ideen.

www.aufzanders.de