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StadtmittePolitik unterstützt Zukunftsvisionen der Bergisch Gladbacher Stadtplaner

Lesezeit 3 Minuten
Von der Verwaltung vorgeschlagene städtebauliche Fassung des Bahnhofs mit möglicher Verbindung der Jakobstraße (links) mit der Stationsstraße (rechts) über eine multifunktionale Unterführung.

Von der Verwaltung vorgeschlagene städtebauliche Fassung des Bahnhofs mit möglicher Verbindung der Jakobstraße (links) mit der Stationsstraße (rechts) über eine multifunktionale Unterführung.

In Bergisch Gladbach unterstützt die Politik Visionen der Verwaltung für die Stadtmitte.

Die Worte des Beigeordneten waren klar und deutlich: „Die Stadtmitte ist geprägt von vielen städtebaulichen Unzulänglichkeiten“, sagte Ragnar Migenda (Grüne), von „Zufallsprodukten“ der Planung im Bereich zwischen Bahnhof, den beiden Stadthäusern und der Stadtkante An der Gohrsmühle mit ihren Gebäuderückseiten und unsortierten Parkplätzen. Einheimische kennen dafür auch ein Wort: Schäbbisch Gläbbisch.

Im Planungsausschuss holte sich der Stadtplaner jetzt die Unterstützung der Politik ab: Die gesamte Gemengelage zwischen An der Gohrsmühle und den Stadthäusern an Schnabelsmühle/Konrad-Adenauer-Platz soll städtebaulich mit „Leitideen“ aufgewertet werden und diese später die Grundlage bilden für einen städtebaulichen Wettbewerb mit Architekten und Fachplanern. Zukunftsbilder lautet der dafür gefundene Begriff. „Das sind Visionen, keine Utopien“ sagte Migenda.

Schulterschluss für Bergisch Gladbacher Zukunft

Das Planungsinstrument eines städtebaulichen Wettbewerbs hatte die CDU-Fraktion zunächst für die Stadthäuser vorgeschlagen, mit Aufnahme in den übergreifenden Beschluss kam im Planungsausschuss am Donnerstagabend ein einstimmiges Votum ohne Enthaltungen zustanden. Bei wichtigen Zukunftsentscheidungen kommt es in der Politik zum Schulterschluss, trotz aller Unterschiede im Detail. Diskutiert wurde im Ausschuss lange und heftig. Selbst das Wort von den Favelas, den Armutsquartieren Südamerikas, fiel als Vergleich in der Debatte.

Kein gutes Bild der Stadt

Als Eintritt in die Stadtmitte und Übergang zum „Neuen Stadtteil“ sei der Bereich an der Gohrsmühle schlichtweg inakzeptabel – diese Auffassung teilten Planungspolitiker wie Hermann-Josef Wagner (CDU) und Klaus W. Waldschmidt (SPD) übergreifend. Die Politik gebe der Verwaltung mit dem Beschluss ein wichtiges Signal.

Migenda sprach im Ausschuss von einer Qualifizierung des Bereichs, von ökologischer Aufwertung, von einem angemessenen Zugang zu Zanders und einer Anbindung an die Stadtmitte. Was daraus werde, müsse auch im Kontakt mit den Eigentümern besprochen werden. Ein gemeinsames Parkkonzept könnte kommen, falls man sich verständige. Hauseigentümer könnten aufgrund der Entwicklung Interesse an einer Aufwertung ihrer Immobilien haben.

Erstmal eine Prüfung

Auch bei den Stadthäusern aus den 1950ern herrscht jetzt erstmal Klarheit: Sie sind Teil der Machbarkeitsstudie, Abbruchbagger kommen zunächst nicht. Allerdings müsse auf die Ergebnisse dieser Studie geschaut werden, sagte Planungsleiter Marc Höhmann. Eine vorherige Untersuchung, die 2016 entstanden sei und den Abbruch der beiden Immobilien empfehle, müsse noch einmal genau geprüft werden.

Höhmann blickte auch auf den öffentlichen Parkplatz am Turbokreisel. Parkraum zu erhalten sei wichtig, hier könnte das Instrument einer Stelzenbebauung oder ähnliches kommen. Wie bekannt sollen ab 2025 die Bediensteten der beiden Stadthäuser in das neue Stadthaus der AOK an der Bensberger Straße ziehen, danach stehen die Altimmobilien leer. Eine Entkernung müsse zunächst kommen, meinte Höhmann.

Die Bergisch Gladbacher Stadtmitte beleben

Ansiedeln will die Stadt Angebote, die zur Belebung der Stadtmitte beitragen. Das ist ein weites Feld und kann von Kino bis Geschäften und Wohnungen reichen. Auch mit der VR-Bank als Nachbarin will die Stadt noch mal sprechen. Der Bahnhof, noch ein Schmuddelkind. Da fehle es ja an allem, blickte der Gladbacher Beigeordnete kritisch auf die Flächen. Aber das zweite Gleis komme, und damit die Aufwertung des Geländes.

Zeitgemäß solle der S-Bahnhof werden, auf jeden Fall mit einem Bahnhofsgebäude. Seit Abriss eines städtebaulich zweifelhaften Pavillons vor einigen Jahren begrüßen Raummodule einiger ÖPNV-Anbieter die Reisenden. Das soll kein Dauerzustand bleiben. Ein in der Stadt durch andere Projekte bekannter Interessent sei vorhanden, der möglicherweise ein Bahnhofsgebäude errichten könnte. Migenda schwärmte von einer Landmarke am Bahnhof und einem neuen Stadteingang.

Er sei optimistisch, dass sich sogar bei der vor sich her dümpelnde Rhein-Berg-Passage (leerstehendes Kaufhaus, nur Bewirtschaftung als Parkhaus) etwas tue. Die Eigentümerseite (ein internationaler Fonds) werden registrieren, dass sich etwas bewege in der Nähe und selber aktiv werden.