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Wie kommt Gladbach zur Arbeit?Kreisverwaltung fährt lieber Auto als Bus und Bahn

Lesezeit 3 Minuten

Die Angebote des ÖPNV sind für viele Beschäftigte der Kreisverwaltung in Bergisch Gladbach nicht attraktiv genug.

Rhein-Berg – Zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegen manchmal Welten. Das gilt nicht nur für insektenfeindliche Bepflanzungen rund ums Kreishaus (wir berichteten), sondern auch für das Mobilitätsverhalten der knapp 900 Kreishaus-Mitarbeitenden.

Während sich die politische Führung redlich abmüht, im Großen und im Kleinen eine klimafreundlichere Verkehrswende zu schaffen, setzt ein Großteil der Mitarbeitendenschaft weiter aufs Stink-Auto, pardon: auf Verbrennungsmotoren und überlässt die Nutzung von Bussen, Bahnen, E-Autos oder gar Fahrrädern gerne anderen, wie sich aus dem jüngsten Bericht über „Innerbetriebliches Mobilitätsmanagement für die Kreisverwaltung“ ergibt.

Trotz Mobilitätsmanagment gibt es wenig Fortschritte

Über das Mobima, wie das Mobilitätsmanagement im Folgenden aus Gründen der Kürze und Würze heißen soll, debattierte in seiner jüngsten Sitzung der Personalausschuss. Gestartet war es bereits 2017 und hat seither durchaus nicht nur Fortschritte zu verzeichnen. Zum Beispiel beim Jobticket: Die Vereinbarung mit dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg lief im April 2022 aus, und damit auch die attraktiven Konditionen.

Freie Fahrt im gesamten Verbundgebiet für einen geringen Preis ist seitdem vorbei. Stattdessen gibt es nun ein „Jobticket light“, aber das ist nicht nur teurer, sondern gilt auch nur zwischen Wohn- und Arbeitsort.

Zahl der Job-Ticket-Light-Abonnenten sank

Hatten sich von den Mitarbeitenden immerhin ein Drittel, also knapp 300 Personen, für das wahre Jobticket erwärmen können, so sank die Zahl bei der Light-Version auf nur noch 91 Personen.

Verkehrswende-Förderung sieht anders auch, auch wenn zu den 91 Unverzagten auch noch 13 junge Leute mit „Azubi“- und 25 ältere Mitarbeitende mit „Aktiv60-Ticket“ hinzuzurechnen sind. Mobima hin oder her: Die Möglichkeit, die Kaufbereitschaft der Mitarbeitenden dadurch zu fördern, dass Parkraumbewirtschaftung am Kreishaus und Ticket light miteinander verknüpft werden, verwarf der Verwaltungsvorstand kurz vor Weihnachten.

Politiker fordern Vorbildfunktion für den Kreis

Begründung: So groß sei der Parkdruck ja auch nicht, für viele sei der ÖPNV einfach nicht attraktiv genug. Grünen-Fraktionssprecherin Ursula Ehren zeigte sich in der jüngsten Ausschusssitzung einerseits diplomatisch darüber erfreut, dass das Thema überhaupt mal wieder auf der Tagesordnung stand.

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„Allerdings hat sich die Begeisterung beim Lesen geschmälert.“ Bei der Parkraumbewirtschaftung mahnte sie die Vorbildfunktion der Kreisverwaltung an. „Dafür muss man auch mal Abstriche bei der eigenen Bequemlichkeit machen.“

Kritik äußerte auch Gerhard Zorn (SPD). Dass es aktuell keinen Parkplatzdruck gebe, sei kein Argument gegen eine Parkraumbewirtschaftung. „Das kann ich auch mit Zugangsbeschränkungen regeln.“ Sein Parteifreund Dr. Klaus-Georg Wey schlug dagegen vor, über Verbesserungen im Bus- und Bahn-Angebot nachzudenken.

Denkbar sei die Einführung von Schnellbussen

Denkbar sei die Einführung von Schnellbussen, die via Kreishaus zwischen den Endhaltestellen der Bahnen in Bensberg und Bergisch Gladbach pendelten. Davon könnten auch die Lernenden des benachbarten Gymnasiums profitieren.

Jobticket oder Dienstrad?

Angebot der Stadtverwaltung

Neben dem Jobticket light bietet die Kreisverwaltung ihren Angestellten auch ein Dienstradleasing an; für die Beamten gibt es aus rechtlichen Gründen nur zinslose Darlehen. Für alle gibt es Fahrradabstellplätze, außerdem eine ungenannte Anzahl Dienst-Pedelecs sowie E-Autos. Am Standort Heidkamp wurden neue Dusch- und Umkleideräume mit abschließbaren Fächern eingerichtet.

Geplant ist ferner eine Pedelec-Verleihstation des „Bergischen E-Bikes“. Außerdem stehen den 900 Beschäftigten insgesamt drei Mobilitätstickets zur Verfügung, mit denen sie Bus und Bahn für Arbeitswege nutzen können. (sb)

Umweltdezernentin Elke Reichert zeigte sich ein wenig überrascht von dem Vorschlag, die ohnehin sehr dichte Verbindung zwischen den Endhaltestellen der KVB-Linie 1 in Bensberg und der S-Bahnlinie 11 in Bergisch Gladbach noch weiter auszubauen: „Der Vorschlag ist mir noch nicht begegnet.“ Sie versprach eine Antwort zu Protokoll.