Außengastronomie geöffnetEndlich wieder im Biergarten
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Leichlingen/Burscheid – „Bitte warten Sie hier – Halten Sie bitte Ihr Testergebnis bzw. Ihren Impfpass bereit.“ Nachdem die „Bundesnotbremse“ im Rheinisch-Bergischen Kreis zum Pfingstwochenende außer Kraft getreten ist, öffnet nach vielen Monaten der Schließung nun Stück für Stück die Außengastronomie wieder – zumindest für alle Getesteten, Geimpften und Genesenen, die mit solchen Plakaten und anderen Hinweisen auf die Regeln aufmerksam gemacht werden.
Rast an der Balkantrasse
Unter anderem der Biergarten des alten Bahnhofs in Burscheid kann nun, erstmal probeweise nur an Wochenenden, vor allem die Radfahrenden auf der Balkantrasse wieder bedienen. Chefkellner Omir Barram freut sich, dass es endlich wieder los gehen könne, es fühle sich fast schon ein wenig wie früher an, meinte er beim Besuch am Sonntag, wobei die Maßnahmen natürlich trotzdem noch streng seien: „Die ganze Terrasse ist abgesperrt, sodass sich niemand setzen kann, von dem wir nicht vorher das höchstens 48 Stunden alte Testergebnis oder den Impfpass gesehen haben.“
Die altbekannten, inzwischen erprobten Regeln – wie das Ausfüllen von Kontaktnachverfolgungszetteln, das Zuweisen von Tischen mit Abstand, Desinfizieren der Hände am Eingang, Maskenpflicht auf dem Weg zum Tisch – gelten natürlich immer noch.
Barram berichtete, er habe auch schon einige Gäste besänftigen müssen, die unbedingt herein wollten, obwohl diese keinen Test hatten: „Da kann dann schnell das Testzentrum bei uns im Haus aushelfen, was eine ideale Lösung ist. Ohne Ergebnis können wir eben wirklich niemanden rein lassen, auch diejenigen noch nicht, die den Test schon hinter sich haben, aber noch auf ihr Ergebnis warten. Das ist für manche ein wenig schwer zu verstehen.“ Insgesamt seien die Leute aber glücklich über das zurückgewonnene Stück Normalität.
Anja und Dirk Deichmann sind aus dem Sauerland zum Radeln im Bergischen angereist und freuten sich über Currywurst mit Pommes und endlich mal wieder ein gezapftes Bier: „Das schmeckt doch einfach besser!“
Familie Noack hat sich in Solingen gemeinsam testen lassen und verbrachte den Sonntag unter Menschen auf der Seeterrasse in Diepental. „Anfangs fühlte es sich komisch verboten an und es gab eine regelrechte Hemmschwelle, sich nach so langer Zeit zum ersten Mal wieder zusammen an den Tisch eines Restaurants zu setzen“, sagten sie. „Gleichzeitig ist es total ermutigend, diese ersehnte Normalität wieder zu haben, es läuft echt auch total reibungslos und wir können hier ohne Bedenken einen schönen Tag an der frischen Luft zusammen haben.“
Auch die Betriebsleiterin des Kirberg-Caterings im Haus Diepental, Christiane Vilz, begrüßt die Öffnung und ist stolz auf den Rheinisch-Bergischen Kreis, dass es alle zusammen geschafft haben, die Inzidenz so weit runter zu drücken. Auch hier gelten die bekannten Auflagen, aber mit einem besonderen „Picknick-Konzept“ macht man an der Talsperre aus der Not eine Tugend: „Die Gäste bekommen ihre Bestellungen in Tragetaschen serviert und auch die Speisen bis hin zum Kuchen sind darin in Mehrweg-Gläsern zubereitet, was nicht nur die Hygiene erhöht, sondern auch einen ganz eigenen Picknick-Charme mit sich bringt.“
Auch in Diepental sucht man QR-Codes zum Check-in mit zum Beispiel der Luca-App vergebens. Man habe sich bewusst dagegen entschieden, da man aufgrund des Gästekreises sowieso eine analoge Alternative hätte anbieten müssen, heißt es. Um die halbierte Kapazität auszugleichen, wird die Terrasse quasi in alle Richtungen ausgeweitet. Allgemein tue sich hier viel: „Wir haben alle Tische abgeschliffen, lasiert und auch neue dazu geholt, die Zäune neu gestrichen, die Toiletten renoviert, die alte Grillhütte mit Kassensystem ausgestattet, um den Verkauf aufzuteilen, und wir sanieren im Moment für den zukünftigen Verkauf unser Wahrzeichen, den alten Kiosk“, so Vilz.
Die Außengastronomie ist massiv abhängig vom Wetter. Unter anderem deshalb haben sich viele Gastronomen wohl dazu entschieden, noch nicht zu öffnen. Was nichts damit zu tun habe, dass sie die Öffnung nicht herbeisehnen, sondern es sei schlicht nicht wirtschaftlich, das Geschäft wieder anrollen zu lassen, einzukaufen und dann potenziell keinen einzigen Gast empfangen zu können, weil es das ganze Wochenende regnet.
Dafür hat sich Mohamed Charara, der Geschäftsführer des alten Bahnhofs Burscheid, eine Lösung ausgedacht, die eine seltene Alternative darstellt: So sind nun schon fünf von den Weihnachtsmarkt-Hütten neben dem Biergarten mit Heizung, Licht und Strom ausgestattet und können von jeweils einem Haushalt gemietet werden. Bestellt wird übers Handy und das Essen wird mit viel Abstand durch eine Klappe gereicht. Bevor neue Gäste in die Hütte kommen, wird diese desinfiziert und werden die Tische und Stühle kurzerhand sicherheitshalber ausgetauscht. Mehr von diesen Hütten sollen folgen.