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OrtswechselTafel Oberberg-Süd hat in Waldbröl den großen Umzug in nur drei Wochen gestemmt

Lesezeit 4 Minuten
Die Tafel Oberberg-Süd hat in der Waldbröler Ortschaft Thierseifen und dort im früheren Gerätehaus des örtlichen Löschzugs ihren neuen Standort gefunden. Dort arbeiten auch am Tag des offiziellen Neubeginns die Helferinnen Lena Engelbert (inks) und Irene Gade.

Die Tafel Oberberg-Süd hat in der Waldbröler Ortschaft Thierseifen und dort im früheren Gerätehaus des örtlichen Löschzugs ihren neuen Standort gefunden. Dort arbeiten auch am Tag des offiziellen Neubeginns die Helferinnen Lena Engelbert (inks) und Irene Gade.

Die soziale Einrichtung hat im früheren Feuerwehrhaus des Löschzugs Thierseifen die Arbeit wieder aufgenommen. Zur Einweihung gab's Spenden.

Kurz vor 14 Uhr ist es, Irene Gade und Lena Engelbert räumen Äpfel, Bananen und auch Orangen von einer Kiste in die andere, leere Behälter werden danach von den beiden Frauen gründlich geschrubbt. Währenddessen hantiert Amalia Frank mit Blumenkohl, nur die guten Köpfe dürfen bleiben. Und im neuen Trockenlager stapelt Rolf Lenz Kisten mit Schokolade und Spielsachen. Selbst am Tag der Neueröffnung ist bei der Tafel Oberberg-Süd Schuften angesagt.

Seit dem 31. März arbeitet die am neuen Standort, dem früheren Gerätehaus des Löschzugs von Waldbröl-Thierseifen. Am Mittwoch ist dieser offiziell eingeweiht worden. Und die Freude – und vor allem die Erleichterung – ist Chefin Liane Althoff deutlich anzusehen. Kein Wunder: Unterm Strich hatte die Tafel nur drei Wochen, um diesen Umzug aus dem Zentrum Waldbröls zu stemmen. „Endlich dürfen wir nun den Adrenalinspiegel senken“, sagt die 60-Jährige. „Denn es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir in Waldbröl weiterarbeiten dürfen.“

Mehr als 1000 Haushalte mit mindestens 2000 Bedürftigen betreut die soziale Einrichtung in der Marktstadt, in Wiehl und in den Nachbargemeinden Reichshof, Morsbach und Nümbrecht – auch da hatten die Evangelische Kirchengemeinde am Waldbröler Wiedenhof als Trägerin der Tafel und der kirchliche Hilfsverein „Miteinander unter dem Regenbogen“ nach geeigneten Gebäuden für die Lagerung und die Ausgabe von Lebensmitteln gesucht.

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Waldbröl, Wiehl und Nümbrecht bringen zur Eröffnung Spenden in Höhe von insgesamt 21.000 Euro mit

Deren Rathausspitzen Larissa Weber (Waldbröl), Ulrich Stücker (Wiehl), Hilko Redenius (Nümbrecht), Rüdiger Gennies (Reichshof) und Jörg Bukowski (Morsbach) sind unter den vielen Gästen beim Neustart in Thierseifen. „Der Bedarf an Unterstützung ist nicht nur vorhanden, er wird auch immer größer“, betont etwa Stücker, wie wichtig die Tafel der Oberberg-Süd ist.

Er und sein Amtskollege Redenius und ebenso Larissa Weber übergeben der Tafel Spenden in Höhe von insgesamt 21.000 Euro aus Mitteln der Sparkassen-Stiftung Homburgisches Land und einer Sonderverteilung der Kreissparkasse Köln. Und die Kinder der Gemeinschaftsgrundschule am Wiedenhof haben zudem kunterbunte Ostertüten für die Nutzerinnen und Nutzer gepackt. Bürgermeisterin Weber: „Ich bin wieder froh und zuversichtlich, was die Zukunft der Tafel angeht.“

Schwierigkeiten gibt es nämlich viele. Und höchst unterschiedliche noch dazu: 30-Prozent-Rabatte in den Lebensmittelmärkten nicht mehr nur auf Molkereiprodukte, sondern auf jegliche Nahrungsmittel mit bald erreichtem Mindesthaltbarkeitsdatum machen die Arbeit der im Jahr 2003 durch Pfarrer Jochen Gran gegründeten Tafel nicht leichter, im Gegenteil: „Früher landeten solche Lebensmittel bei uns, heute oftmals eben nicht mehr“, schildert Althoff.

Glücklich im neuen Büro: Tafel-Chefin Liane Althoff (60) hat sich ihren Arbeitsplatz im Erdgeschoss eingerichtet.

Glücklich im neuen Büro: Tafel-Chefin Liane Althoff (60) hat sich ihren Arbeitsplatz im Erdgeschoss eingerichtet.

Nach dem Verkauf des Gebäudekomplexes an der Brölbahnstraße in Waldbröls Mitte waren sowohl die Tafel nach mehr als 15 Jahren dort als auch das benachbarte „Kaufhaus für Alle“ zum Umzug gezwungen – das Sozialkaufhaus ist in einen früheren Getränkemarkt an der Industriestraße in Hermesdorf untergekommen, mit tatkräftiger Hilfe aus dem Rathaus hat die Lebensmittelausgabe im 1974 errichteten Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr ihr Quartier gefunden. „Zwischenzeitlich waren wir richtig aufgeschmissen“, blickt Pfarrer Thomas Seibel zurück. „Aber dann haben die Tafel-Leute losgelegt und der Verein ,Miteinander unter dem Regenbogen‘ hat sich in jede Lücke geworfen.“

Es war ein Herzenswunsch der Tafel, in der Marktstadt Waldbröl zu bleiben

Dessen neuer Vorsitzender Uwe Althoff danke auch der Stadtpolitik, dass sie mit ihrem Votum die neue Nutzung des einstigen Gerätehauses ermöglicht habe: „Es war auch unser Herzenswunsch, in Waldbröl zu bleiben“, betont er und freut sich, mit viel Herzblut und Leichtigkeit die Ehrenamtlichen diese große Aufgabe gemeistert haben.

Auf dem Gelände am Dreieck, das weiterhin der Stadt Waldbröl gehört, verfügt die Tafel nun über eine Nutzfläche von rund 530 Quadratmetern. Diese zählt zurzeit 110 ehrenamtlich Tätige, hinzukommen 30 Beschäftigte in Teilzeit. „Natürlich waren wir zunächst traurig, dass wir den angestammten Standort verlassen mussten“, bekennt Irene Gade (61), Tafel-Helferin seit 2018. „Aber jetzt sind wir in Thierseifen gut angekommen und haben uns schon eingearbeitet“, ergänzt Amalia Frank, die 75-Jährige ist seit sieben Jahren dabei. Ausgezogen war der Löschzug Thierseifen Anfang März.

Jetzt sind im Gebäude und ringsherum noch Restarbeiten zu erledigen, Instandsetzungen, Reparaturen und kleinere Umbauten sind erledigt. „Am Donnerstag bekommen wir noch ein neues Kühlhaus“, freut sich Leiterin Liane Althoff.


Bürgerbus rollt an

Noch wartet der Waldbröler Bürgerbusverein auf die Genehmigung der Kölner Bezirksregierung für den geplanten Anrufverkehr. Liegt diese vor, soll auch das neue Haus der Tafel Oberberg-Süd ein Ziel dieser bestellbaren Touren sein. „Solange die Genehmigung nicht da ist, können wir die Fördermittel des Landes nicht abrufen und keine Investitionen für Soft- und Hardware tätigen“, bedauert Vorsitzender Michael Jaeger.

Ab Dienstag, 15. April, ist bereits das „Kaufhaus für Alle“ am neuen Standort in Hermesdorf, Industriestraße 1, immer donnerstags und freitags eine Haltestelle der beiden Einkaufslinien. Die Einkaufslinie 1 kommt dort stets um 14.06 Uhr an, Rückfahrten werden angeboten um 15.45 und 16.20 Uhr. Die Einkaufslinie 2 des Bürgerbusses erreicht das Sozialkaufhaus um 14.48 Uhr, Abfahrt von dort ist um 16.38 sowie um 17.06 Uhr. Der Preis für eine einfache Fahrt beträgt einen Euro.