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Unternehmer baut FerienanlagePeter Koch schickt Bowlingbahnen von Waldbröl nach Thailand

Lesezeit 4 Minuten
Der Waldbröler Unternehmer Peter Koch und Tochter Jay-Da im rund 600 Quadratmeter großen Bowlingsaal: Die Bahnen werden jetzt abgebaut und nach Thailand verschifft.

Der Waldbröler Unternehmer Peter Koch und Tochter Jay-Da im rund 600 Quadratmeter großen Bowlingsaal: Die Bahnen werden jetzt abgebaut und nach Thailand verschifft.

Die acht hölzernen Bahnen befinden sich noch im früheren Restaurant Athos. Stück für Stück wird die Anlage abgebaut und in Container gepackt.

Kisten voller Biergläser, hier und da Ouzo-Pinnchen, mittendrin ein einsamer Bowlingschuh und ein großes Loch im Boden: Es ist lange her, dass dort bunte Kugeln über spiegelglatte Bahnen gedonnert sind. Als Ende Juni in Waldbröl – für viele ziemlich überraschend – das griechische Restaurant „Athos“ dichtmacht, steht auch im großen Saal nebenan alles still.

Noch, denn am Samstag (8. Februar) beginnt der Unternehmer Peter Koch voraussichtlich damit, die acht Bowlingbahnen Stück für Stück abzubauen, die Einzelteile sorgfältig in Blasenfolie einzuwickeln und ebenso vorsichtig in zwei zwölf Meter langen Übersee-Containern zu verstauen. Denn die Bahnen haben eine lange Reise vor sich: Der 49-Jährige schickt sie nach Thailand, mit eigenen Händen baut er dort seit fast fünf Jahren eine Ferienanlage und bald eben auch eine Bowlinghalle.

In Phitsanulok, fast 400 Kilometer von Bangkok entfernt, baut Peter Koch aus Waldbröl-Altehufen derzeit eine Ferienanlage. Und bald auch eine Bowlinghalle.

In Phitsanulok, fast 400 Kilometer von Bangkok entfernt, baut Peter Koch aus Waldbröl-Altehufen derzeit eine Ferienanlage. Und bald auch eine Bowlinghalle.

„Es geht nach Phitsanulok, das ist die Heimatregion meiner Ehefrau Bo“, erklärt Koch, der in der Waldbröler Ortschaft Altehufen die Werbeagentur Reklamo führt. Im vergangenen Jahr hat der gelernte Mediengestalter bundesweit mit Warnwesten für Wagenengel auf sich aufmerksam gemacht: „Unser Karneval ist bunt, nicht braun!“ steht in großen Lettern darauf geschrieben.

Alles zum Thema Bergisches Land

2015 reist Koch zum ersten Mal nach Thailand, um die Heimat von Ratchanida (31, genannt Bo) kennenzulernen. Erst seit wenigen Monaten sind die beiden da ein Paar. „Und sofort habe ich mich in das Land und die Leute verliebt“, schwärmt er. „Ihre Familie ist längst auch die meine.“ Mehr als zehn Jahre hat Bo damals Phitsanulok nicht mehr gesehen, nachdem sie als Kind nach Deutschland gekommen ist. Zunächst lebt sie mit ihrer Mutter und später auch Tochter Jay-Da (heute 14) in Neuwied.

Waldbröler hat den Wunsch, der Familie seiner Ehefrau Bo in Thailand etwas Gutes zu tun

Die Provinz Phitsanulok liegt fast 400 Kilometer von Bangkok entfernt im Landesinneren, die Region beschreibt Peter Koch als sehr ländlich und auch sehr arm. „Von Anfang an war es mein Wunsch, etwas Gutes zu tun für die Familien meiner Frau und ihrer Geschwister“, verrät der Waldbröler.

Ende Juni im vergangenen Jahr hat in Waldbröl das griechische Restaurant „Athos“ für viele überraschend dichtgemacht. Jetzt soll das Lokal einen neuen Pächter bekommen.

Ende Juni im vergangenen Jahr hat in Waldbröl das griechische Restaurant „Athos“ für viele überraschend dichtgemacht. Jetzt soll das Lokal einen neuen Pächter bekommen.

Die Betreiber des Restaurants „Athos“ lernt er derweil über einen Auftrag kennen. Und als die Pächterfamilie Tsatsis 2018 das Restaurant saniert, darf Koch das alte Inventar der Gaststätte übernehmen. In Drabenderhöhe lagert er vorerst es ein. „Als ich dann in Köln bei einem Hersteller von Schlüsselanhängern im Sperrmüll auf die Flügel von ‚Thai Airways‘-Flugzeugen gestoßen bin, war mir klar: Ich baue in Phitsanulok ein Restaurant und statte es mit all dem Gesammelten aus“, erinnert sich der Waldbröler. Das Lokal ist nun schlüsselfertig, hinzugekommen sind zudem vier Ferienwohnungen. „Diese Anlage bietet drei Familien einen Arbeitsplatz.“

Jetzt soll die Bowlinghalle entstehen. „Ich schätze, die muss eine Fläche von mindestens 1000 Quadratmetern haben“, überlegt Peter Koch. Gute 600 Quadratmeter misst der Saal am Waldbröler Brölbahnkreisel, zwischen 500.000 und 700.000 Euro haben die Anlage und die Technik dahinter gekostet, als die acht Bahnen 2002 in Betrieb gehen.

Der Abbau der Bowlingbahnen in Waldbröl soll nur zwei Wochen dauern

„Leider ist der Computer mit der Hauptsteuerung und dem Betriebssystem irgendwie verschwunden“, bedauert Koch, jetzt wolle er den Hersteller in Laatzen (bei Hannover) um Hilfe bitten. „Als Bernd Roth, der Eigentümer der Immobilie, mir die Bowlingbahnen angeboten hat, da habe ich nicht lange überlegt.“ In nur zwei Wochen möchte er den Abbau mit einer etwa zehnköpfigen Helferschar bereits erledigt haben.

Peter Koch aus Waldbröl steht im verborgenen Technikraum der Bowlinganlage. Deren Abbau soll in nur zwei Wochen erledigt sein.

Peter Koch aus Waldbröl steht im verborgenen Technikraum der Bowlinganlage. Deren Abbau soll in nur zwei Wochen erledigt sein.

Im Bowlingsaal verteilt Koch gerade bunte Aufkleber: „Bahn 1, Sitzecke“ oder „Bahn 2, Platte 7“ steht etwa darauf geschrieben. So will der Waldbröler den Überblick behalten, wenn er die hölzernen Bowlingstrecken, die Sitzecken, die Tische und ebenso den Bartresen in Thailand auspackt und wieder zusammensetzt. Aus den ersten Erfahrungen mit dem Mobiliar habe er viel gelernt, blickt Koch zurück. „Das war richtig spannend: Die Reise meiner Container, zum Beispiel durch den Suezkanal, habe ich täglich online verfolgt.“ In Thailand seien die dann erstmal für 18 Tage beschlagnahmt worden, „obwohl alles ordnungsgemäß angemeldet und verzollt war“.

Eine Metallbauer aus Reichshof-Denklingen schenkte Peter Koch etliche Fenster für Thailand

Die Ferienanlage in Phitsanulok soll so nachhaltig wie möglich entstehen. „Ich verwende zumeist Baumaterial zum zweiten Mal oder Dinge, die aussortiert worden sind“, erklärt Peter Koch und nennt etwa Fenster, die ihm ein Denklinger Metallbauer überlassen hat, weil diese falsch angefertigt worden sind. Vor seinem Beruf als Mediengestalter hat sich Koch in der Baubranche verdingt, er hat als Maler gejobbt und als Dachdecker geschuftet. „Nur Sanitär kann ich noch nicht, auch das Fliesenlegen muss ich noch lernen“, schildert der Waldbröler mit Blick auf anstehende Aufgaben in Thailand, nachdem er vor wenigen Tagen von einem längeren Aufenthalt in Phitsanulok zurückgekehrt ist.

Und wann verlässt er Altehufen, um für immer in Thailand zu leben? Koch schüttelt langsam den Kopf, wägt ab: „Das wird dann doch wohl noch ein paar Jahre dauern.“


Komplex ist verkauft

Der 1982 errichtete Gebäudekomplex und das rund 5000 Quadratmeter große Grundstück an der Brölbahnstraße 1 sind inzwischen verkauft – für das frühere Restaurant „Athos“ sucht Noch-Eigentümer Bernd Roth zurzeit einen Pächter, das „Kaufhaus für Alle“ und die Tafel Oberberg-Süd müssen bis 31. März ihre Räume im unteren Geschoss räumen.