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Integrationshelfer mit vier HufenPferde-Projekt in Waldbröl soll Selbstwertgefühl stärken

Lesezeit 3 Minuten
In der Reithalle in Waldbröl-Happach lehrten Janine Schüttenhelm (Mitte, links) und Simone Hannewald (Mitte, rechts) zugewanderten Frauen den richtigen Umgang mit Pferden. Anlass war ein Projekt der Caritas Oberberg.

In der Reithalle in Waldbröl-Happach lehrten Janine Schüttenhelm (Mitte, links) und Simone Hannewald (Mitte, rechts) zugewanderten Frauen den richtigen Umgang mit Pferden. Anlass war ein Projekt der Caritas Oberberg.

Sechs Frauen mit Migrationshintergrund kamen in der Happacher Reithalle den großen Tieren ziemlich nahe. Und das tat gut und baute Ängste ab.

„Dein Pferd macht Dich stark“ – das ist das Motto, unter dem der Kreisverband der Caritas Integrationshilfe leisten möchte. Jetzt trafen sich sechs zugewanderte Frauen in der Reithalle des Reit- und Fahrvereins Oberberg-Süd in der Waldbröler Ortschaft Happach. Nach einer Begrüßung durch Caritas-Mitarbeiterin Janine Schüttenhelm, selbst Reiterin, machten sich die Frauen aus Tunesien, Syrien und der Ukraine zunächst miteinander bekannt. Einige berichteten, noch nie etwas mit Pferden zu tun gehabt und sogar Angst vor den großen Vierbeinern zu haben.

Das Waldbröler Pferdeprojekt erfährt auch eine Förderung durch die EU

Schüttenhelm schilderte, dass die mehrtägige Aktion zudem ein Teil des EU-geförderten Projektes „Deine Art 2.0“ sei: „Das Ziel ist Empowerment und Integration.“ Dazu soll im Kontakt mit den Tieren Selbstbewusstsein aufgebaut werden: „Bei der Arbeit mit den Pferden entwickelt sich nicht nur die Wahrnehmung von deren Körpersignalen, sondern auch das eigene Körpergefühl und ein Verständnis dafür, wie die eigene Haltung auf die Tiere wirkt.“ Die Reaktion der Pferde erfolge unmittelbar: „Das motiviert zu Selbstreflexion und stärkt das Selbstwertgefühl.“

Zuvor demonstrierte Simone Hannewald, Trainerin beim Reit- und Fahrverein, das grundsätzliche Verhalten gegenüber Pferden und das richtige Striegeln, bevor die Teilnehmerinnen sich selbst an die Tiere wagen durften. Hannewald führte aus, dass jedes Pferd aus hygienischen Gründen ein eigenes Pflegeset besitze: „Wir haben ja auch unseren eignen Kamm und unsere eigene Zahnbürste.“ Sie zeigte, wo kitzlige Stellen sind und an welchen die Pferde das Striegeln besonders genießen: „Dass es ihnen gefällt, sieht man daran, wenn sie Grimassen schneiden.“

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Aufstampfen als Zustimmung: In Waldbröl wird auch das richtige Striegeln gelehrt

Vorsichtig wagten sich die Frauen an die weiße Ponydame Susie, den karamellfarbenen Fjordponyhengst Reiko und den dunkelbraunen William Wallace. Der hatte es Amar Othman (35) besonders angetan: „Ich liebe große Pferde.“ Gemeinsam mit der 25-jährigen Emna Goenbri begann sie, das Tier zu striegeln. Schnell waren die Bürsten voller Haare. „Das ist normal, jetzt im Frühling ist Fellwechsel“, erklärte die Trainerin.

Gleich darauf sprangen die Frauen erschrocken zur Seite, als Wally plötzlich mit dem Vorderhuf aufstampfte. Das sei ein gutes Zeichen, betonte Hannewald: „Das bedeutet einfach, Ihr habt ihn an der richtigen Stelle gekratzt – und er will mehr.“

Zwischendurch gab es einen Exkurs in die Anatomie. So erfuhren die Teilnehmerinnen, dass Tiere bis 1,48 Meter Stockmaß als Ponys, größere als Pferde bezeichnet werden. Die Hufe entsprechen den Nägeln der Mittelfinger beziehungsweise der mittleren Zehen.

Schließlich ging es in die Reithalle, in der die Frauen lernten, ein Pferd an der Leine zu führen. Das sei die Basis für die „Bodenarbeit“, schilderte Schüttenhelm. Am Ende gab es ein Abschlussgespräch, bei vier weiteren Terminen soll die Arbeit mit den Pferden intensiviert werden, nachdem sie die Tiere jetzt kennengelernt haben. Amar Othman war begeistert, denn die studierte Buchhalterin ist mit den Sprachkursen nicht ausgelastet: „Ich möchte mehr solcher Aktivitäten in Deutschland machen.“