In der einstigen CDU-Hochburg Waldbröl hat die AfD bei der Bundestagswahl besser abgeschnitten als die Union.
Stärker als CDU68,21 Prozent bei der Bundestagswahl für die AfD auf der Waldbröler Maibuche

Im Waldbröler Wahlbezirk „040 Maibuche“ kam Bernd Rummler von der AfD bei den Erststimmen auf fast 70 Prozent.
Copyright: Dennis Börsch
Am Tag eins nach der Bundestagswahl, die in Oberberg Carsten Brodesser und die CDU gewonnen haben, geht es an die Analysen. Nicht nur viele Politiker fragen sich, warum die AfD kreisweit ihr Ergebnis aus dem Jahr 2021 mehr als verdoppeln konnte – von 9,6 auf 21,2 Prozent der Zweitstimmen. Noch gravierender ist das Abschneiden der rechtspopulistischen Partei in Waldbröl. Hier hat sie im Wahlbezirk „040 Maibuche“ im Vergleich zur letzten Landtagswahl noch einmal deutlich zugelegt. Bei den Erststimmen gab es damals 59,68 Prozent, bei den Zweitstimmen 57,38 Prozent.
Diesmal hat der AfD-Kandidat Bernd Rummler 68,21 Prozent der Stimmen bekommen. CDU-Mann Brodesser erhielt gerade einmal 11,92 Prozent. Bei den Zweitstimmen entfallen auf die Rechtsaußenpartei immerhin noch 62,71 Prozent. Die Sympathie für die AfD ist allerdings nicht nur auf der Maibuche zu finden. Im Grunde zieht sie sich durch die gesamte Stadt, wie CDU-Stadtverbandschef Jürgen Köppe im Gespräch mit dieser Zeitung einräumt. Rummler bekam in Waldbröl 32,30 Prozent der Stimmen, seine AfD bei den Zweitstimmen 30,82 Prozent. Die Blauen sind damit klar die stärkste politische Kraft in der Marktstadt.
Bundestagswahl: Frust und Ohnmacht bei der Waldbröler CDU
Und die CDU? Köppe sagt, dass man am Sonntagabend schon in seinen Reihen eine gewisse Resignation, Frust und Ohnmacht verspürt habe. Und mit Blick auf die Kommunalwahl sei sogar gesagt worden, dass man erst gar nicht antreten müsse. Köppe berichtet, dass die CDU in Waldbröl schon seit längerem versuche, an potenzielle AfD-Wähler heranzukommen, um deren Motivation zu verstehen. „Aber es ist fast unmöglich, in diese Kreise zu kommen.“ Dass die, wie vielfach zu hören, in Waldbröl lebenden Russlanddeutschen die Kernwähler der AfD sind, „kann und will“ Köppe indes nicht behaupten.
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Das sagt auch Bürgermeisterin Larissa Weber, die selbst einen russlanddeutschen Hintergrund hat. Weber ist in Kirgisien geboren, aber in Waldbröl aufgewachsen. Sie sagt, dass die AfD in ganz Oberberg und darüber hinaus an Stimmen gewonnen habe, nicht nur in Waldbröl. Trotz mehrfacher Nachfrage hat sie aber keine Erklärung dafür, dass Waldbröl insgesamt und die Maibuche im besonderen eine Hochburg der Rechtspopulisten ist. Also ein Waldbröler Phänomen? Weber sagt, dass die Leute unterscheiden könnten zwischen Bundestags- und Kommunalwahl. Viele seien unzufrieden gewesen mit der Ampel.
Bürgermeisterin hat keine Erklärung für den Erfolg der AfD in ihrer Stadt
Die Regierung habe Ängste mit Blick auf den Krieg in der Ukraine und die Sorgen um Arbeitsplätze in der Wirtschaft nicht wahrgenommen und dabei für eine Unzufriedenheit gesorgt. „Und wenn sie sich nicht gehört fühlen, wählen sie radikale Parteien.“ Für die 68,21 Prozent von Rummler auf der Maibuche hat sie aber auch keine Erklärung. Allerdings vermutet sie, dass der Fokus in den Medien auf Waldbröl mit dazu beigetragen habe. Oberbergs CDU-Chef Carsten Brodesser sagt, dass die AfD in allen Kommunen stärker geworden sei. Und man müsse auch erkennen, dass die AfD salonfähig geworden ist.
Die im Herbst anstehende Kommunalwahl sieht der Bundestagsabgeordnete daher auch als Herausforderung für die einzelnen Ortsverbände. Die Frage, die man sich stellen müsse, sei, wie man mit dem Thema umgehe, wenn sich die Menschen nicht mehr vertreten fühlten. Es müsse darum gehen, die Menschen wieder enger zu begleiten, und sie einfach ernst nehmen.
AfD-Bundestagskandidat Bernd Rummler will dennoch nach Berlin
Der AfD-Bundestagskandidat Bernd Rummler hat es nicht per Liste in den Deutschen Bundestag geschafft. Die Landesliste seiner Partei hat bis Platz 26 gezogen, wie Rummler am Morgen im Gespräch sagt. Er stand auf Platz 28. Der Vorsitzende von Kreisverband, Kreistagsfraktion und Gummersbacher Stadtratsfraktion will aber dennoch nach Berlin und dort für seine Partei arbeiten.
Schon am Sonntagabend hatte er im Kreishaus berichtet, dass er ein Hotelzimmer in Berlin gebucht habe, um dort mit Beginn der Woche einige Gespräche zu führen. Um welche Jobs es im Detail geht, sagt Rummler nicht, betont aber, dass es ihm wichtig sei, eine Arbeit zu machen, bei der er etwas bewirken könne und die ihn reize. Um jeden Preis müsse er allerdings nicht nach Berlin. Und was die Arbeit Rummlers in den oberbergischen Kommunalparlamenten angeht, so will er diese auch bei einem Job in Berlin nicht aufgeben.