Waldbröl – Auf den Fahrten zum Einsatzort vergeht zu viel Zeit, es mangelt an Fahrzeugen ebenso wie an der Ausrüstung und an der Einsatzkleidung. Der Zustand der Gerätehäuser in den Orten Heide, Thierseifen und Geilenkausen ist ungenügend. Und der Waldbröler Feuerwehr fehlen rund 100 Einsatzkräfte.
Der neue Brandschutzbedarfsplan stellt der Marktstadt und der Wehr ein schlechtes Zeugnis aus. Am Mittwochabend hat ihn Verfasser Bernd Schneider vom Ingenieurbüro Donner und Marenbach in Wiehl, selbst Feuerwehrmann, dem Haupt- und Finanzausschuss des Rates vorgestellt. Trotzdem ist Feuerwehrchef Daniel Wendeler optimistisch: „Weil wir eine leistungsfähige, engagierte und hochmotivierte Mannschaft mit heute 112 Kräften haben, die jederzeit an ihre Grenzen geht.“
Schlechtes Zeugnis ausgestellt
Dass dies nicht ausreicht, um die Stadt und die Menschen vor großem Schaden zu bewahren, weiß auch Wendeler. „Deswegen müssen die jetzt im Brandschutzbedarfsplan genannten Aufgaben erfüllt und die erarbeiteten Lösungen umgesetzt werden.“ Da sehe er vor allem das Rathaus in der Pflicht.
Dort ist der Hilferuf offenbar angekommen: Bis ins Jahr 2025 sind Ausgaben in Höhe von rund 8,5 Millionen Euro geplant. „Und das sind nur die Investitionen, hinzukommt das Geld für die laufenden Kosten“, betont Kämmerin Anja Brauer. Größter Posten ist in diesem Jahr der Neubau des Gerätehauses für den Löschzug Thierseifen mit mehr als 3,5 Millionen Euro, das zudem ins Gewerbegebiet am Langenbacher Siefen umziehen und damit deutlich mehr Platz bekommen soll.
Fünf neue Stellen geplant
Ebenfalls umziehen müssen die Einheiten Heide und Geilenkausen, in Heide beabsichtigt die Stadt für rund 100.000 Euro ein Grundstück zu erwerben. Die Kosten für die weiteren Gerätehäuser sind Brauer zufolge in der Summe noch nicht enthalten, wohl aber die Anschaffung neuer Fahrzeuge für alle drei Einheiten, darunter eine Drehleiter für Thierseifen (2023) und eines neuen Sirenen-Warnsystems.
Zudem möchte die Stadt fünf neue Stellen für die Feuerwehr schaffen: Zwei Gerätewarte sollen ihren Arbeitsplatz bei der Feuerwehr haben, die drei übrigen im Bürgerdorf. Aber alle fünf sollen für Einsätze bereitstehen. Über die Stadtgrenzen hinaus soll es Kooperationen mit den Wehren der Gemeinden Reichshof und Nümbrecht sowie mit Einheiten aus dem Nachbarkreis Rhein-Sieg geben. „Bisher haben wir das nur mit Morsbach“, sagt Stadtbrandinspektor Wendeler. „Zu Einsätzen in Geiningen wird auch der Löschzug Lichtenberg gerufen, weil dieser schneller zur Stelle ist als die Einheit aus Thierseifen.“
Jugendwehr weiterhin wichtige Stütze
Zum Gespräch bitten wollen Wendeler und Bürgermeisterin Larissa Weber auch Waldbröler Unternehmen, um Beschäftigte, die bereits in anderen Kommunen als Feuerwehrkräfte aktiv sind, für Einsätze tagsüber im Stadtgebiet zu gewinnen. Damit sollen auch Ausfälle durch Urlaub und Krankheit kompensiert werden. Überhaupt sieht Wendeler die Werbung neuer Kräfte als dringendste Aufgabe. Auch da sagt Rathauschefin Weber Hilfe zu: „Jetzt suche ich den Kontakt zu den vielen Glaubensgemeinschaften in der Stadt, um sie auf die Notlage der Wehr aufmerksam zu machen.“
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Gesucht werden Waldbrölerinnen und Waldbröler im Alter von 18 bis 40 Jahre. Wendeler: „Dabei unterstützen könnte uns vielleicht eine Agentur.“ Wichtigste Stütze sei weiterhin die Jugendwehr: Von den zuletzt neuen Kräften stamme die deutliche Mehrzahl aus dem Nachwuchs. Gemessen an der Einwohnerzahl, so hat der Experte Bernd Schneider errechnet, müsste die Freiwillige Wehr über 230 aktive Kräfte verfügen.
Einstimmig empfiehlt nun der Ausschuss dem Stadtrat, den Brandschutzbedarfsplan umzusetzen. Für die SPD etwa lobte Anne Pampus die transparente Darstellung des Ist-Zustands, sie kritisierte jedoch auch die Wehrführung vor Daniel Wendeler, der dieses Amt Ende Juni 2020 übernommen hat. Pampus: „Diese Situation hätte allen lange bekannt sein müssen.“ Dazu Wendeler: „Alles ist machbar, wenn wir zusammenarbeiten.“