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ReichshofWeihnachtsbäume für alle und Glühwein für Geimpfte

Lesezeit 3 Minuten

In die Röhre gucken muss bei Lars Dissmann kein Baumkäufer. Aber Glühwein gibt’s nur für Geimpfte.

Odenspiel – Kein Würstchen brutzelt auf dem Grill, keine Waffel wärmt die kalten Hände, kein Reibekuchenfett tropft Flecken auf die Winterjacke. Wie überall in Oberberg ist auch der Weihnachtsmarkt in Odenspiel bei Lars Dissmann, Oberbergs größtem Weihnachtsbaumproduzenten, abgesagt. Zum zweiten Mal seit Beginn der Coronapandemie.

Weihnachtsbäume auch ohne Weihnachtsmarktflair Verkaufsschlager

„Die Leute sind traurig. Die Besucher vermissen den Markt mit seinem Trubel, den Lichtern und den Buden“, sagt Dissmann. Aber Bäume kaufen wollen sie immer noch. Rund 15.000 Tannen hat Dissmann in den Jahren vor Corona zwischen Anfang November und Heiligabend verkauft. Im vergangenen Jahr seien es kaum weniger gewesen, trotz strenger Auflagen. „Da durften wir ja gar nichts, alle trugen auch draußen Masken, wir hatten einen Drive-in-Verkauf vom Auto aus eingerichtet und wir mussten eine strenge Einbahnstraßenregelung einhalten. Ich hoffe, dass es nicht nochmal so kommt“, seufzt der Unternehmer. „Es gab natürlich eine Umsatzeinbuße.“

In diesem Jahr dürfen sich die Kunden, die zum Teil von weit her kommen, auf dem weitläufigen Gelände frei bewegen, natürlich mit dem gebotenen Abstand. „Da ist genügend Platz. Wer will, kann seinen Baum selbst schlagen oder sich einen der täglich frisch geschlagenen Bäume aussuchen.“

Weihnachtsbaumverkäufer in Reichshof: „Erstaunlich wie viele Menschen nicht geimpft sind“

Wer sich mit einem Glühwein aufwärmen will, muss seinen 2G-Nachweis vorzeigen. „Es ist erstaunlich, wie viele Menschen noch nicht geimpft sind“, wundert sich der Weihnachtsbaumproduzent. „Ohne Impf- oder Genesenenausweis gibt’s keine Getränke. Das wird sorgfältig kontrolliert. Wer nur einen Baum will, der bekommt ihn aber auf jeden Fall.“ Auf Wunsch direkt im Ständer.

Das geht auch komplett kontaktlos per Online-Bestellung. „Wir müssen ja mit der Corona-Zeit gehen.“ Ein Klick aufs Tannenbaumfoto auf der Webseite reicht. Der Auserwählte wird zwei Tage lang getrocknet, dann geht’s ab in den Karton, und zum gewünschten Termin steht er vor der Tür. Zumindest theoretisch. „Zur Zeit läuft es mit dem Paketdienst nicht immer rund“, bedauert Dissmann. „An manchen Tagen stapeln sich bei uns die Pakete.“ Noch ist der Onlinehandel mit Weihnachtsbäumen eine Nische, rund 30 Bestellungen gehen in der Woche ein. Gerade erst hat eine oberbergische Nordmanntanne im Karton ihre Reise an die spanische Costa Blanca angetreten.

Nordmanntannen sind zu 80 Prozent immer noch die Favoriten der Weihnachtsbaumkäufer. Aber auch die schlanke Korktanne, die ursprünglich aus Nordamerika stammt, sei mit ihrem zitronigen Duft im Kommen, sagt Dissmann.

Ob Nordmänner oder Korktannen – Dissmann hofft, dass noch möglichst viele den Weg in die Stuben finden, auch ohne Weihnachtsmarkt. „Zum ersten Advent haben wir sogar mehr Bäume verkauft als vor Corona, vor allem große Tannen“, freut er sich und hat auch eine Erklärung: „Ich glaube, die von der Corona-Zeit gebeutelten Menschen wollen es sich zur Zeit besonders nett machen, und zwar schon vor Weihnachten.“