Weil eine Halle zu nah an die Gleise gebaut wurde, ist der sichere Bahnverkehr nicht möglich
Der Betreiber der Strecke, die Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE), reichte Klage ein
Vor Gericht kam es zu einem Kompromiss
Denklingen – An den Gleisen in der Nähe des stillgelegten Bahnhofs von Reichshof-Denklingen wird gerade hart geschuftet: Arbeiter bringen eine sogenannte Fangschiene ins Gleis. Diese bewirkt, dass ein Zug auf diesem Stück des Schienenstrangs nicht entgleisen kann. Denn käme der Zug von seiner Strecke ab, würde er eine Firmenhalle am Streckenrand einreißen.
Diese Halle hatte der örtliche Rohstoffhandel Robert Jäger etwa 60 Zentimeter zu dicht an die Gleise gebaut und damit einen sicheren Bahnverkehr dort unmöglich gemacht. Der Betreiber der Strecke, die Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE), reichte Klage ein.
Einigung außerhalb des Gerichtsprozesses
Zum Prozess vor dem Landgericht in Bonn kam es indes nicht. Die Streitparteien einigten sich außerhalb des Verhandlungssaals. „Die Klage ist am 24. September zurückgezogen worden“, erklärt Gerichtssprecher Dr. Tobias Gülich auf Anfrage dieser Zeitung. Die Fangschiene ist Teil des Kompromisses zwischen den Eisenbahnern und Magnus Bürger, dem Inhaber des Rohstoffhandels. Er begrüßt es, dass eine Lösung gefunden worden sei.
Auf einem Teil der Strecke herrscht am Wochenende Betrieb, allerdings ist auch die fünfte und letzte Nikolausfahrt dieses Jahres am Samstag ausverkauft. Das teilt das Eisenbahnmuseum in Dieringhausen als Eigentümer des Dampfzugs „Bergischer Löwe“ und der Lokomotive „Waldbröl“ mit. Das Museum nutzt die Strecke der Rhein-Sieg-Eisenbahn.
Wer dennoch mit der Wiehltalbahn fahren möchte, kann dies aber am Sonntag tun: Dann fährt der Zug im Pendelverkehr zwischen 11.35 Uhr ab Dieringhausen und später dann auch von anderen Bahnhöfen zum Weihnachtsmarkt in Wiehl-Bielstein. Den Fahrplan gibt es im Internet. (höh)
Über den Inhalt dieses Kompromisses und die darin vereinbarte Vergleichssumme haben alle Beteiligten Stillschweigen vereinbart. Es heißt, sie liege im hohen fünfstelligen Bereich, aber nicht bei jenen 100.000 Euro, die im August 2015 für eine Entschärfung der Engstelle errechnet worden waren. Damals hatte der frühere Baudezernent des Oberbergischen Kreises, Uwe Stranz, Fehler in der Baugenehmigung der neuen Halle durch die Bauaufsicht eingeräumt: Diese hätte es am heutigen Standort erst gar nicht geben dürfen (wir berichteten).
Dass auch der Kreis einen gewissen Teil zu dieser Summe beigetragen hat, bestätigt Kreisdirektor Klaus Grootens auf Nachfrage. Denn es gab ein zweites Verfahren vor dem Kölner Verwaltungsgericht: Dort hatte die RSE gegen die Baugenehmigung des Kreises geklagt. Auch dieses Verfahren sei jetzt mit einer außergerichtlichen Einigung beendet worden sei. „Damit sind alle Probleme aus der Welt.“
Unterdessen rechnet RSE-Geschäftsführer Walter Zienow damit, das der bereits seit Jahren währende Stillstand auf der Schiene im Spätsommer 2019 beendet ist: „Dann ist die Denklinger Brücke fertig“, sagt er. Das als Denkmal geschützte Bauwerk hat die RSE saniert. „Es fehlen nur noch ein paar Schmucksteine.“ Bis zum Beginn nächster Woche solle bereits die Fangschiene liegen, kündigt Zienow an und lobt Unternehmer Bürger für dessen Entgegenkommen.
Um die gesamte Strecke zwischen Wiehl und Morsbach wieder in Bewegung zu bringen, bemühen sich die Nachbarn Reichshof, Morsbach und Waldbröl unter Federführung der Stadt Wiehl gemeinsam um eine Förderung aus Mitteln der Regionale 2025. „Wir haben alle an einen Tisch gerufen und eine erste Bestandsaufnahme gemacht, um Nutzungsmöglichkeiten der Strecke auszuloten“, berichtet Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker. „Zurzeit liegt die Sache beim Oberbergischen Kreis.“ Ausflugsfahrten, organisiert vom Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn, sind ein großer Teil dieser Ideen. Dafür plant die Gemeinde Morsbach sogar einen Museumsbahnsteig.