Der Haussperling bleibt mit 2594 Exemplaren Spitzenreiter, dahinter folgen Kohl- (2115) und Blaumeise (1789). Bei den Hauptarten hat die Zählaktion „Stunde der Wintervögel“ stabile Zahlen geliefert. Durchschnittlich 39 Vögel wurde in den oberbergischen Gärten beobachtet, einer mehr als im Vorjahr. Die Zahl der verschiedenen Arten ist allerdings zurückgegangen, nämlich von 74 auf 65, berichtet Heinz Kowalski, Vogelexperte beim Naturschutzbund (Nabu).
Das Mitglied des Ehrenpräsidiums des Naturschutzbunds Deutschland und Sprecher des Nabu-Bundesfachausschusses für Ornithologie und Vogelschutz hat am Wochenende wieder selbst seine Heimrunde durch die Bergneustädter Altstadt gemacht – trotz Schneetreiben. „Es war kein gutes Wetter für die Vogelbeobachtung“, meint Kowalski. Dass die Zahl der oberbergischen Gärten, in denen Teilnehmer im Rahmen der Nabu-Aktion Vögel beobachtet haben, von 766 auf 434 zurückgegangen ist, habe aber wohl auch vor allem daran gelegen, dass es diesmal keinen Lockdown gab.
Blaumeisensterben von 2020 ohne dauerhafte Auswirkungen
Für ein abschließendes Fazit würde Kowalski die ausstehenden Meldungen (noch bis 17. Januar kann man seine Zahlen dem Nabu mitteilen) abwarten und die Ergebnisse mit den Landes- und Bundeszahlen abgleichen. In einer ersten Bewertung freut er sich, dass das Blaumeisensterben von 2020 sich nicht dauerhaft ausgewirkt zu haben scheint. Zwar sei nicht immer gewiss, ob die beobachteten Meisen tatsächlich heimisch und nicht aus dem kälteren Norden und Osten zugewandert sind. Das könne man nur an beringten Vögeln nachweisen, erläutert Kowalski. Für eine massenhafte Winterflucht aus dem Osten sei es dort aber diesmal noch nicht kalt genug gewesen. Das zeige auch das Ausbleiben der auswärtigen Wasservögel auf den Talsperren.
Buchfinken, die ebenfalls zu den Teilziehern zählen, gab es 29 Prozent weniger als im Vorjahr, dafür stieg die Zahl der Eichelhäher um beachtliche 78 Prozent. Ob die Häher nur besuchsweise an den hiesigen Futterhäusern auftauchen oder dauerhaft bleiben, werde die Zählaktion im Sommer zeigen, meint Heinz Kowalski. Viel spannender als die zufälligen Effekte des Wetters sind für den Ornithologen die Auswirkungen des oberbergischen Fichtensterbens. Der Anstieg von Sichtungen der Haubenmeise um mehr als 200 Prozent zeuge davon, dass diese Tiere zu den Futterhäusern drängen, weil sie im Nadelwald nichts mehr zu fressen finden, glaubt Kowalski. Von diesem Lebensraum abhängig sei auch das Wintergoldhähnchen, der kleinste heimische Vogel, der allerdings selten am Futterhaus auftaucht.
Sorge durch hohen Insektenschwund
„Mal gucken, was passiert, wenn der Wald wieder nachwächst“, sagt Kowalski. Derzeit profitiere nur der Mäusebussard von einer offenen Landschaft mit freier Sicht auf den Boden. Dort wo Kräuter und Sträucher und erste Bäumchen bereits nachgewachsen sind, gebe es aber schon bald wieder Lebensraum für Insekten, die zur Nahrung vieler Singvögel gehören wie Zaunkönig und Mönchsgrasmücke. „Dass es im Sommer weniger Insekten gibt, bleibt für uns das Hauptthema“, sagt Kowalski. „Der Baumpieper ist deshalb aus Oberberg nahezu völlig verschwunden.“
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Körnerfresser haben es da besser. Das Angebot in den Baumärkten zeige, dass die Vogelfütterung immer beliebter werde, merkt Kowalski an. Er versäumt nicht, darauf hinzuweisen, dass jeder Gartenbesitzer aber auch über das Futterhaus hinaus einen Beitrag zu mehr Vogelvielfalt leisten kann. Nämlich mit Hecken und Sträuchern statt Schotterflächen und Golfrasen. Auf der Homepage des Nabu findet man weitere Anregungen.www.nabu.de