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InterviewEngelskirchenerin Sprinterin Anna Lena Schüller (18) ist in Israel gestartet

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist eine junge Frau auf einer Leichtathletik-Anlage.

Schon mit fünf Jahren begann Anna Lena Schüller mit dem Training beim VfL Engelskirchen.

Die Leichtathletin aus Engelskirchen verrät, welche Erfahrungen sie bei der U20-Europameisterschaften in Jerusalem gemacht hat.

Anna Lena Schüller feierte bei den U20-Europameisterschaften in Jerusalem mit der 4x400-Meter-Staffel ihre Premiere bei internationalen Meisterschaften. Die Engelskirchenerin begann mit fünf Jahren beim VfL und trainiert seit 2020 beim TSV Bayer Leverkusen. Über ihr bisher größtes sportliches Ereignis sprach Andrea Knitter mit der 18-Jährigen.

In Jerusalem brachte der Sturz der Schlussläuferin die deutsche Staffel um eine Medaille. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf die EM zurück?

Das war natürlich schade, denn eine Medaille hätte das ganze Erlebnis abgerundet. Es war schon etwas sehr Besonderes, mit den Besten der Altersklasse bei einem Wettkampf zu sein. Das hat sehr motiviert. Wir waren in einem Hotel mit den Sportlerinnen und Sportlern aus Frankreich und Italien. Das ist etwas, was ich vorher so nicht kannte.

Engelskirchenerin wurde vom deutschen Botschafter begrüßt

Gab es in Jerusalem besondere Sicherheitsvorkehrungen?

Ja, es war alles sehr angespannt, es gab viel Sicherheitspersonal und wir waren auch nur im Hotel und im Stadion. Auf den Wegen dorthin wurden wir von Sicherheitsleuten begleitet. Es war alles sehr professionell organisiert und wir wurden vom deutschen Botschafter begrüßt.

Das Stadion war bei den Wettkämpfen voll besetzt. War das nicht auch eine neue Erfahrung?

Das war eine totale Reizüberflutung und ich musste erstmal realisieren, dass ich dabei bin.

Zu sehen ist eine Sprinterin beim Start.

Wettkampf vor voll besetzten Rängen: Eine richtige Reizüberflutung für Anna Lena Schüller aus Engelskirchen.

400-Meter-Distanz fordert von der Engelskirchenerin absolute Willensstärke

Im vergangenen Jahr hatten Sie die U18 -EM, die auch in Jerusalem stattfand, knapp verpasst. Wie war das in diesem Jahr?

Im vergangenen Jahr habe ich es um 6/100 nicht geschafft. Auch in diesem Jahr war es ein krasses Ausscheidungsrennen, das sich bei den Deutschen Meisterschaften entschieden hat. Ich bin stolz darauf, dass ich es geschafft habe, denn die Konkurrenz ist sehr groß und ich gehöre mit 18 Jahren zum jüngeren Jahrgang.

Bei den gerade abgelaufenen Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest wurden die Experten nicht müde zu betonen, dass die Stadionrunde über 400 Meter die schwerste Disziplin ist. Warum ist das so?

Weil man über seine körperlichen Grenzen gehen muss. Ich weiß schon am Start, dass es richtig weh tun wird. Warum sind Sie dann trotzdem 400-Meter-Läuferin geworden? Ich habe auf der Strecke meine Passion gefunden, auch weil sie so viel Willensstärke erfordert.

Vorher waren Sie aber doch vielseitig unterwegs?

In meinem ersten Jahr in Leverkusen bin ich im Mehrkampf der U16 gestartet. Athleten vielseitig auszubilden, gehört zur Strategie des Vereins. Mit dem Wechsel in die U18 habe ich mich immer mehr auf den Sprint und den Langsprint spezialisiert und dann eben auf die 400 Meter.

Training und Abitur am Engelskirchener Gymnasium unter einen Hut bringen

Wie oft trainieren Sie in der Woche?

Sechs Mal.

Sie haben im Frühjahr Abitur am ATG in Engelskirchen gemacht. Wie haben Sie Schule und Sport unter einen Hut bekommen?

Ich bin nach der Schule kurz nach Hause und anschließend viermal in der Woche zum Training nach Leverkusen gefahren. Meist wurde ich gefahren, habe manchmal aber auch die Bahn genutzt, was viel Zeit in Anspruch genommen hat. Zweimal in der Woche habe ich zu Hause trainiert. Im April war ich mit dem Bundeskader Nachwuchs, dem ich seit 2022 angehöre, im Trainingslager in Kroatien.

Ich habe mir manchmal aber schon gewünscht, dass der Tag mehr als 24 Stunden hätte
Anna Lena Schüller über die Vereinbarkeit von Training und Schule

Das ist ja ein ungeheurer Aufwand für die Leichtathletik, in der nur wenige von ihrem Sport leben können.

Für mich ist es einfach selbstverständlich. Ich habe mir manchmal aber schon gewünscht, dass der Tag mehr als 24 Stunden hätte. Denn neben dem Sport sind mir auch die Schule und jetzt das Studium wichtig. Was motiviert Sie? Das Gefühl, wenn ich nach 400 Metern ins Ziel komme. Trotz der Erschöpfung fühlt es sich gut an. Es ist so objektiv, weil es meine eigene Leistung und meine Zeit ist. Es macht einfach Spaß. Zudem bin ich so krass in meine Trainingsgruppe wie in eine Familie reingewachsen.Ich komme durch die Wettkämpfe viel rum, habe neue Leute kennengelernt und Freundschaften geschlossen. Ich genieße jetzt einfach die Zeit.

Engelskirchenerin beginnt Studium in Köln

Sie haben Abitur gemacht, was ändert sich dadurch für Sie?

Ich bin in der vergangenen Woche nach Leverkusen gezogen, wodurch ich einen viel kürzeren Weg zum Training habe und dadurch öfter trainieren kann. Am 1. Oktober beginne ich in Köln ein Studium der Psychologie und kann meinen Stundenplan an mein Sportleben anpassen. Das macht alles einfacher für mich.

Nach der EM haben Ihnen die Trainer drei Wochen Pause verschrieben. Wie geht es jetzt weiter?

Ich beginne jetzt wieder mit dem Aufbautraining für die Hallensaison. Da mit der EM der Höhepunkt des Jahres schon vorbei ist, geht mein Blick aber eigentlich auf die kommende Saison, wenn die U20-Weltmeisterschaft in Lima in Peru stattfindet. Dafür möchte ich mich gerne qualifizieren, nicht nur wieder für die Staffel sondern auch für das Einzelrennen. Es wird erneut ein schwerer Weg über die Deutschen Meisterschaften.

Wenn Sie noch weiter blicken: Haben Sie einen sportlichen Traum?

Ich würde schon gerne mal bei Olympischen Spielen starten.