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Handball in OberbergAnna Henn war 14 Jahre als Physiotherapeutin mit Handballern unterwegs

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Trainer, ein Mann und eine Frau, stehen mit Medaillen in einer Handballhalle um den Hals nebeneinander.

Nach dem Finale um den deutschen Amateurpokal endete die Zeit von Anna Henn und Co-Trainer Ole Remmers bei den Herren des HC Gelpe/Strombach.

Anna Henn hat sich als Physiotherapeutin bei den Handballern des HC Gelpe/Strombach verabschiedet, bleibt aber Co-Trainerin der HC-Frauen.

Anna Henn (32) war 14 Jahre lang als Physiotherapeutin mit Handballern unterwegs, zunächst mit der HSG Marienheide/Müllenbach, dann mit dem TV Strombach und zuletzt mit dem Nordrheinligisten HC Gelpe/Strombach. Dort verabschiedete sie sich am Saisonende und ist nun nur noch Co-Trainerin der Nordrheinliga-Frauen des HC. Andrea Knitter sprach mit ihr über den Platzwechsel.

Wie kam es, dass Sie sich als Physiotherapeutin bei den Männern verabschiedet haben und als Co-Trainerin bei den Frauen weitermachen?

Ich habe selber lange bei den Frauen des HC Gelpe/Strombach gespielt. Als Philipp Wilhelm 2022 neuer Trainer wurde, hat er mich gefragt, ob ich nicht seine Co-Trainerin werden möchte. Wir kennen uns schon lange und es passt. Ich habe vorher   die Mannschaft gefragt, ob das funktionieren kann. Immerhin bin ich mit vielen Mädels eng befreundet. Freundschaft und Training sind manchmal schwierig zu trennen.

Aber es funktioniert, oder?

Bisher hat es sehr gut geklappt. Ich habe viel positives Feedback bekommen und es macht mir Spaß.

Gibt es eine Aufgabenteilung im Training zwischen Philipp Wilhelm und Ihnen?

Wir sprechen uns zwar in allem ab, aber der athletische Bereich mit der Belastungssteuerung ist mein Steckenpferd und daher mein Bereich. Philipp ist für den taktischen Bereich zuständig. Aber wie gesagt, wir sprechen uns in allem ab. Ich muss mich aber manchmal zurücknehmen. Es war schon eine große Umstellung plötzlich Trainerin   zu sein.

Mit Till Wegermann hat die Mannschaft einen Physiotherapeuten. Juckt es Sie da nicht manchmal in den Fingern?

Nein, das möchte ich trennen. Ich möchte ihm nicht   dazwischen zu funken.

Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass Sie Mannschaften als Physiotherapeutin begleitet haben?

Ich habe in Marienheide mit fünf oder sechs Jahren angefangen Handball zu spielen. In der C-Jugend bin ich zum TV Strombach gewechselt. Mit 17 Jahren habe ich nach einer Schulterverletzung aufgehört. Dazu kam, dass ich auch nicht mehr so viel Interesse am Handball hatte. Trotzdem habe ich den Kontakt gehalten. In meinem ersten Ausbildungsjahr zur Physiotherapeutin wurde ich von der HSG Marienheide/Müllenbach engagiert. Maik Thiele   hat mich dann gefragt, ob ich nicht nach Strombach kommen möchte. Am Ende sind es dann 14 Jahre geworden.

Sie haben aber auch wieder angefangen zu spielen.

Ja, ich hatte wieder Lust daran. Meine starke Endometriose zwang mich aber, wieder aufzuhören. Ich habe es dann unter Trainerin Meike Neitsch nochmal versucht, hatte aber nur Kurzeinsätze am Kreis.

Wie haben Sie das alles unter einen Hut bekommen? Sie arbeiten doch Vollzeit als Physiotherapeutin.

Ich war neben der Arbeit eigentlich immer in der Halle. Ich habe mich zugehörig gefühlt auch wenn ich meist die einzige Frau unter Männern war. Das hat aber nie eine Rolle gespielt. Früher war ich vom Alter her näher an den Spielern dran und habe über die Zeit viele Freundschaften geschlossen.

Sie sagen, Sie waren noch in der Ausbildung, als Sie das erste Mal als Physiotherapeutin eine Mannschaft begleitet haben. Geht das einfach so?

Es war schon ein bisschen seltsam, doch gerade dadurch habe ich am meisten gelernt. Ich bin quasi ins kalte Wasser geworfen worden. Die praktische Arbeit hat mir Selbstvertrauen gegeben.

Ist es nicht so, dass man mit einer Diagnose zum Physiotherapeuten kommt, während Sie im Sport selbst eine Diagnose stellen und handeln müssen?

Man funktioniert einfach. In den   14 Jahren kann ich die wirklich schweren Verletzungen an einer Hand abzählen. Wie die Schulterluxation von Torhüter Marvin Blech, wo ich schnell entscheiden musste. Man bekommt aber auch Routine. Bei meiner ersten Platzwunde, nach der der Spieler weiterspielen wollte, musste ich kurz schlucken, dann habe ich ihn behandelt.

Warum haben Sie jetzt aufgehört?

Ich habe den Trainerjob, habe mit meinem Lebensgefährten ein Haus gekauft und möchte mich beruflich ein wenig verändern und mache, auch durch meine Krankheit bedingt, eine Weiterbildung in Richtung Gynäkologie. Dadurch haben sich meine Prioritäten verschoben. Ich war jetzt 14 Jahre sieben Tage die Woche   24 Stunden für die Spieler zu erreichen, das wurde mir langsam zu viel. Jetzt steht, was den Handball angeht, die Trainertätigkeit im Vordergrund.

Wollen Sie den Trainerschein machen und diesen Weg weitergehen?

Das kann ich mir im Moment nicht vorstellen. Ich weiß noch nicht, wohin der Weg geht.