Im Prozess um den Gummersbacher Säureangriff hat am Montag der rechtsmedizinische Gutachter ausgesagt. Und es wurden eindrückliche Bilder des Opfers gezeigt.
AngriffGummersbacher wollte Ex-Freundin mit Säure „für künftige Partner unattraktiv machen“
Die Bilder, die am Montag im Saal 13 des Kölner Justizzentrums gezeigt wurden, hatten es in sich. Im Rahmen des rechtsmedizinischen Gutachtens im Fall des Säureangriffs eines 43-Jährigen auf seine Ex-Partnerin (41) im Februar 2024 in Gummersbach wurden einige der vom Opfer erlittenen Verletzungen anhand von Fotos in den Prozess eingeführt.
Wie zur Warnung sagte Dr. Thomas Kamphausen, Oberarzt am Rechtsmedizinischen Institut der Uni Köln: „Die Lichtbilder sind sehr, sehr eindrücklich.“ Zunächst schilderte der Sachverständige, wie die 41-Jährige ihm von dem Vorfall berichtet hatte. Demnach sei sie von hinten niedergeschlagen worden.
„Dann habe sie gehört, wie eine Flasche mit einem Sicherheitsverschluss geöffnet wurde. Sie hat das Knacken beschrieben. Dann sei ihr was über den Kopf geschüttet worden“, habe die Frau, die in dem Prozess als Nebenklägerin auftritt, bei der rechtsmedizinischen Untersuchung berichtet.
Alles zum Thema Universität zu Köln
- Bei „Lindentalk“ zu Gast Kölner Professorin warnt vor übermäßiger Regulierung
- Kölner AStA-Vorsitzender „Köln ist das kleinste Dorf der Welt“
- „Hochschulen gegen das Vergessen“ an Uni Köln Zeitzeuge Herbert Rubinstein spricht vor Studierenden
- Kölner Stammzellforscher Echtes Fleisch aus dem Labor – ist das unsere Zukunft?
- Filmemacher und Sonderpädagoge Wie Lukas Kotthaus aus Wipperfürth seine zwei Berufe verbindet
- Besuch des neuen Standorts in Poll Kölns Schwarze Bibliothek lädt zu Einweihungsfeier – Finanzielle Lage immer noch fragil
- Streit um Keffiyeh Zutritt mit Palästinensertuch an der Uni verwehrt – Uni: „Es gibt kein Verbot“
Bei der Substanz hat es sich um Rohrreiniger mit 96-prozentiger Schwefelsäure gehandelt
Die Schilderungen der Frau seien zwanglos mit dem Verletzungsbild in Einklang gebracht worden. Bei der Flüssigkeit habe es sich um Rohrreiniger mit 96-prozentiger Schwefelsäure gehandelt. Die Anklage geht davon aus, dass der Angeklagte, der die Tat am ersten Verhandlungstag gestanden hatte, sich für die Trennung der Frau habe rächen wollen. Die Anklage geht weiter davon aus, dass der Kopfbereich des Opfers mit der Säure angegriffen wurde, um die 41-Jährige „für etwaige zukünftige neue Partner unattraktiv zu machen“.
Die Säure habe die rechte Kopfhälfte „skelettiert, das muss man so deutlich sagen“, so Kamphausen weiter. Massiv verletzt war auch die rechte Ohrmuschel. Die Kopfwunde sei zunächst von plastischen Chirurgen mit einer Folie, einer Art zweiten Haut, abgedeckt worden, um so eine Heilung zu ermöglichen.
Später sei dann Haut vom Oberschenkel der Frau auf ihren Kopf transplantiert worden, was wiederum auch Narben an den Beinen zur Folge habe. Rund elf Prozent der Körperoberfläche seien schwer verätzt worden. „Wobei die elf Prozent sich auf den Kopfbereich konzentrieren. Das ist massiv“, sagte der Sachverständige weiter.
Angriff in Gummersbach: Dauerhafte Bewegungseinschränkung des Kopfes
Durch die zu erwartende Narbenbildung am Nacken, könne eine dauerhafte Bewegungseinschränkung des Kopfes die Folge sein. Außerdem seien Narben am Hinterkopf und Nacken oft sehr schmerzhaft. Auch das rechte Auge wurde verletzt, wo sich die Hornhaut abgelöst habe. Durch das verletzte Augenlid, das ebenfalls schwer vernarbt ist, funktioniere der „Scheibenwischereffekt“ beim Blinzeln, der die Hornhaut mit Flüssigkeit benetze, nicht mehr. Die Geschädigte müsse nun mit künstlichen Tränen einer Austrocknung des Auges vorbeugen. Der Angriff mit der Säure sei aber insgesamt nicht lebensbedrohlich gewesen.
Lebensbedrohlich an Schwefelsäure sei vor allem ein Einatmen der ätzenden Dämpfe, die zu einem Lungenödem führen könne. „Das ist hier aber zum Glück nicht passiert“, so der Sachverständige. Der Prozess wird fortgesetzt.