Gummersbach – Konrad Adenauer und Leonid Breschnew gehörten als Tagesgäste auch dazu. Aber in erster Linie haben die Oberberger selbst die bewegte Entwicklung des Kreises geprägt. Seit 70 Jahren begleiten Oberbergische Volkszeitung (OVZ) und Kölner Stadt-Anzeiger die großen und die kleinen Geschichten, die manchmal Geschichte werden – und berichten darüber.
Nach 70 Jahren kann man mal fragen: Was war los in Oberberg seit Oktober 1949, als OVZ und Stadt-Anzeiger im Oberbergischen erstmals erschienen. Ein paar Antworten gab es am Dienstagabend, als gut 200 unserer Leser mit den Zeitungen im Gummersbacher Kino Geburtstag feierten. Weil es mehr Kartenanfragen als Plätze im Saal des neuen Gummersbacher Kinos Seven gab, mussten die Tickets verlost werden.
Lokaljournalismus als Leidenschaft
„Wir haben in unserem Fotoalbum gekramt – und heute öffnen wir es exklusiv für Sie“, sagte Redaktionsleiter Frank Klemmer zur Begrüßung. Cordula von Wysocki, Chefredakteurin der Kölnischen Rundschau und der OVZ, versprach nicht zu viel, als sie „bewegende, emotionale und überraschende Momente“ ankündigte. Sie war mit Johannes Heinen, Mitglied der Geschäftsleitung des Heinen-Verlages, sowie Verlagsleiter Hermann Steveker aus Köln nach Gummersbach gekommen und begrüßte die Leser auch im Namen der Kollegen vom Kölner Stadt-Anzeiger.
Sie bedankte sich herzlich: „Viele von Ihnen begleiten uns schon seit Jahrzehnten als Leser und Partner.“ Wysocki betonte die Bedeutung des Austauschs: „Mitunter waren Sie nicht einverstanden mit dem, was wir geschrieben haben oder mit dem, was wir nicht geschrieben haben. Aber Sie haben uns auch stets Hinweise gegeben, was wir besser machen können.“ Hinweise, die in den Redaktionen ernst genommen werden: „Lokaljournalismus ist unsere Leidenschaft.“
Bildershows lösten Erinnerungen und Aha-Effekte aus
Danach tauchten sie und das Publikum ein in die Historie und sahen die beeindruckenden Bildershows: In mehreren Blöcken wurden die vergangenen sieben Jahrzehnte anhand von Fotos auf der großen Kinoleinwand lebendig. Redakteur Andreas Arnold war dafür tief in die Archive eingestiegen und hatte anhand alter Aufnahmen Erzählbögen geschaffen, die bei den Anwesenden Erinnerungen und Aha-Effekte auslösten.
Lebendig wurde Vergangenes auch in den Interview-Runden. So entlockte Frank Klemmer den Grandseigneurs des oberbergischen Fotojournalismus, Wolfgang Röhrich (OVZ) und Helmut Steickmann (Stadt-Anzeiger), dass sie in Zeiten, als es in Oberberg weder Autobahn noch Westtangente gab, ihre Schleichwege über die Dörfer fanden. Und dass sie sich – geprägt von den Erfahrungen ihrer Arbeit – für den Verein „Rettung e.V.“ engagierten, dessen Ziel die Verbesserung der notfallmedizinischen Versorgung der Bevölkerung ist.
Regionale musikalische Verstärkung
Aus der oberbergischen Geschichte und der mit ihr verknüpften Entwicklung der Zeitungslandschaft berichteten Peter Ruland und Volker Dick. „Die Zeitung war eine Klammer der Bevölkerung – und das ist sie heute noch“, sagte Ruland. Michael Schwertel, Trickfilmproduzent und Professor für Medientrends an der Cologne Business School, unterstrich die Bedeutung des Journalismus: „Ich finde wichtig, dass Fakten recherchiert und richtig dargestellt werden. Es ist wichtig, dass es Journalismus gibt.“
„Nichts bleibt wie es war“, hatte die Engelskirchener Band „The Höösch“, die die musikalische Unterhaltung übernahm, zu Beginn gesungen und so fast schon das Fazit für diese knapp zweistündige „Zeit(ungs)reise“ vorweggenommen. Höösch-Sänger Dirk Meierlücke war mit Jörg Runge, im Karneval bekannt als „Dä Tuppes vum Land“, einer Meinung über die Menschen in Oberberg: Wenn die erst einmal hinhören, dann lauschen sie auch auf die Nuancen. Und dass der Kölner Gürzenich, so Runge, verglichen mit dem St. Anna-Heim in Belmicke eine Frikadellenbude ist – das wisse in Oberberg jedes Kind.