Was war? Was kommt? In unserer Serie ziehen wir Bilanz und blicken gemeinsam mit den Verantwortlichen voraus auf das Jahr 2025. Heute geht es um die Stadt Gummersbach.
Bilanz und AusblickBauen war 2024 in Gummersbach Trumpf
Alles andere als langweilig war das Jahr 2024 in Gummersbach. Dabei schwappte die Nachricht von Bürgermeister Frank Helmenstein aus dem Dezember 2023, bei der Kommunalwahl im Herbst 2025 nicht mehr antreten zu wollen, auch ins neue Jahr hinüber. Helmensteins Parteifreunde hatten auch schon bald eine Lösung parat, wer im Rathaus übernehmen sollte: CDU-Fraktionschef Jörg Jansen sollte es werden, doch Helmensteins Stellvertreter im Rathaus, der Erste Beigeordnete Raoul Halding-Hoppenheit, setzte sich in einer Kampfabstimmung mit einer Stimme denkbar knapp durch. Was die Bewerber für den Chefsessel im Rathaus angeht, war es das aber auch schon bis dato.
Ein – wenn nicht der – Höhepunkt im Kalender war die Eröffnung der Alten Vogtei. Zum Pre-Opening im Mai kam Bauministerin Ina Scharrenbach nach Gummersbach im Rahmen des Tages des Städtebaus. Und später am Tag war die Vogtei dann auch für alle Gummersbacher zugänglich. Die Begeisterung war groß, die Nachfrage, eine Führung zu bekommen, dauerte bis in den späten Abend. Und das, obwohl an einigen Stellen noch nicht alles fertig war. Das sollte bis nach den Sommerferien dauern. Inzwischen wird die Vogtei sehr gut angenommen und es zeigt sich, dass die Entscheidung von Stadt und Entwicklungsgesellschaft, im Jahr 2012 die zum Verkauf anstehende Vogtei von der Familie Linden zu übernehmen, die einzig richtige gewesen ist. Kein Wunder, dass für den Bürgermeister die Alte Vogtei zu den „Top 3-Stadtumbauprojekten“ seiner Amtszeit gehört. Die Idee, hier ein Mehrgenerationenprojekt Realität werden zu lassen, wurde in die Tat umgesetzt.
Neue Fördermöglichkeiten suchen
Gleichzeitig ist aber auch klar, dass die goldenen Zeiten des Gummersbacher Stadtumbaus mit der Eröffnung der Vogtei ein zumindest vorläufiges Ende gefunden haben. Helmenstein hat aber zuletzt immer wieder betont, dass damit nicht die Stadtentwicklung beendet sei. Allerdings: Die Fördermöglichkeiten, die es für den Umbau des Steinmüllergeländes gab, und Projekte wie die Halle 32 oder auch eine Schwalbe-Arena möglich gemacht haben, sind vorbei. Spätestens bei dem jähen Aus für das Bergische Forum, also dem Umbau der alten Badeanstalt, ist klar, dass neue Fördermöglichkeiten gefunden werden müssen. Realisiert werden konnten derweil die Erweiterungsbauten an den Grundschulen in Hülsenbusch und Dieringhausen sowie die neuen Kitas in Hülsenbusch und Strombach.
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Apropos Strombach: Nach dem Ende der Hauptschule dort stand das Gebäude leer. 2024 wurde beschlossen, das Areal für neuen Wohnraum zu nutzen. Und es wird auch eine neue Sporthalle geben. Sie soll wohl den Namen der jüdischen Sportlerin Lilli Henoch bekommen. Im Jahr 2024 begonnen hat der Umbau der ehemals von Karstadt genutzten Räume im Einkaufszentrum Bergischer Hof. Hier entsteht die neue Stadtbücherei. Ob der Kreis wie am Altstandort an der Moltkestraße dabei ist, ist noch offen. Den alten Vertrag will die Kreispolitik kündigen, was dann kommt, wird sich zeigen. Für Gummersbach indes ist die neue Bücherei so oder so ein Mehrwert. Der neue Standort ist deutlich zentraler gelegen und künftig auch an den Wochenenden geöffnet. Kein Wunder, dass Helmenstein der Eröffnung im September mit großer Freude entgegenblickt.
Schützen kommen in die Stadt zurück
Ein Thema, das Gummersbach im Jahr 2024 gleich mehrfach beschäftigt hat, war der vielfach schon als „Festplatz“ bezeichnete Bereich vor dem Kino Seven. Bei der Nutzung im Rahmen der Fußball-EM und später im Jahr für das Winterdorf hat die Fläche sich bereits bewährt. Im Sommer 2025 wollen die Schützen erstmals nach mehr als 100 Jahren wieder in der Innenstadt feiern, nachdem sie dem Steinberg den Rücken gekehrt haben. Helmenstein sagt, dass Gummersbach mit den Füßen über die Nutzung des Platzes abgestimmt habe. Wenig Einfluss haben die Gummersbacher indes bei der Grundsteuer B gehabt. Die neuen Grundsteuermessbeträge waren Sache der Finanzämter. Die Kommunen indes sind für die Hebesätze zuständig. Ende des Jahres hat Gummersbach eine Entscheidung vertagt. Inzwischen zeichnet sich ab, dass die ursprünglich geplante Höhe der Hebesätze im Sinne einer geringeren Mehrbelastung der Bürger nach unten korrigiert werden soll. Und trotzdem wird es zu einer Mehrbelastung kommen.
Und was ist noch passiert in der Kreisstadt? Das Geheimtreffen in Potsdam, an dem auch rechtsradikale Kräfte und Mitglieder der AfD teilgenommen hatten, schwappte auch bis Oberberg. Nicht nur, weil mit Simone Baum aus Engelskirchen und Michaela Schneider zwei Oberbergerinnen dabei waren. Das Entsetzen über so ein Treffen, bei dem auch über die „Remigration“ von Menschen mit deutschem Pass gesprochen wurde, trieb die Menschen auf die Straße. Eine große Kundgebung fand Ende Februar auf dem Steinmüllergelände statt. Zu den Rednern gehörte neben Bürgermeister Helmenstein auch die Grünen-Bundestagsabgeordnete Sabine Grützmacher. Entsetzen herrschte aber auch über eine brutale Straftat in der Kreisstadt. Ende Februar war unweit des Busbahnhofs ein Mann vor dem „Trinkerbüdchen“ brutal erstochen worden.
Im August wurde der Täter wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Bei der Überführung des Manns hatte die Videoüberwachung am Busbahnhof, für die sich nicht zuletzt Helmenstein gegen so manchen Widerstand eingesetzt hatte, entscheidende Bilder geliefert. Der Gummersbacher Messerangreifer, der im November des Vorjahrs erst von mehreren Polizeikugeln hatte gestoppt werden können, kam 2024 derweil in die dauerhafte Unterbringung.