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Besinnlicher geht es kaumAuch Oberbergs Promis feiern dieses Weihnachten ruhig

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Auch so geht Weihnachten: Hausmusik gibt’s bei Barbara Degener und Walter Körber, die normalerweise auf dem Siegburger Weihnachtsmarkt aufgetreten wären.

Oberberg – Eins steht fest: Dieses Weihnachtsfest wird anders als jedes andere. Die Gottesdienste und die familiären Kontakte eingeschränkt, Treffen mit alten Freunden fallen aus, ebenso Partys, festliche Dinner, kulturelle Events. Wir haben Oberberger gefragt, wie sie diese besonderen Weihnachtstage verbringen.

Benedikt Duda: Viel essen

„Ein Partygänger bin ich sowieso nicht, da vermisse ich nichts“, sagt Tischtennis-Ass Benedikt Duda und freut sich auf „viel zu essen und eine entspannte Zeit mit meinen Eltern und meinem Bruder in Bergneustadt“. Das ist für den 26-jährigen, der in Düsseldorf lebt und beim TTC Schwalbe Bergneustadt spielt, keineswegs selbstverständlich, weil er so viel unterwegs ist. Unter anderem wurde er drei Mal Deutscher Meister im Doppel, seit 2014 spielt er in der Tischtennis-Bundesliga. Dreimal wählten ihn die Leser dieser Zeitung zum Sportler des Jahres.

Auch so geht Weihnachten: Tischtennis-Ass Benedikt Duda freut sich auf das Gebäck seiner Mutter und Laufrunden an der Agger.

„Auch jetzt müsste ich eigentlich zu ein paar Turnieren in Europa, unter anderem nach Österreich und Schweden. Aber im Moment ist alles abgesagt.“ Da kann er die Berliner Ballen, die seine Mutter traditionell zu Heiligabend backt, in vollen Zügen genießen. Der Gottesdienstbesuch ist abgesagt, Verwandtenbesuche fallen aus. „Ganz sicher gehe ich zwei, drei Mal an der Aggertalsperre laufen.“ Am 27. Dezember ist die Tischtennispause vorbei, „am 3. Januar ist wieder Bundesliga“.

Peter Biesenbach: Kein Gefängnis

„Die Termindichte vor Weihnachten ist in diesem Jahr deutlich geringer. Alles ist viel ruhiger und entspannter“, stellt der NRW-Justizminister aus Hückeswagen fest. „Sonst jagt im Advent ein Termin den nächsten, Sitzungen, Weihnachtsfeiern bis zuletzt.“ Auch der traditionelle Besuch des Ministers in Haftanstalten zu Heiligabend fällt in diesem Jahr aus. „Sonst habe ich jedes Jahr die Beamten in zwei Justizvollzugsanstalten besucht, die dort an den Feiertagen Wache schieben“, erzählt er.

„Sonst habe ich jedes Jahr die Beamten in zwei Justizvollzugsanstalten besucht, die dort an den Feiertagen Wache schieben“, erzählt Peter Briesenbach (2.v.l.)

Stattdessen steht „gemütlich quatschen, essen und das Miteinander genießen“ auf dem Programm. Nur mit seiner Frau Silvia und seiner Schwester. „Sonst haben wir immer in größerer Runde mit vielen lieben Freunden gefeiert. Es tut mir leid für die Singles, die nun allein bleiben müssen.“

Zum Trost plant er „als Experiment“ weihnachtliche Videokonferenzen. „Was bei der Arbeit klappt, müsste doch auch im Privaten funktionieren“, hofft Biesenbach. „Zur Sicherheit haben wir das am vergangenen Samstag schon mal geübt.“ Dass er politisch agieren muss, hält der Justizminister für unwahrscheinlich: „Nur im Notfall.“

Barbara Degener: Kein Spectaculum

Normalerweise hätte Barbara Degener als „Äbtissin Adelheid“ vier Wochen lang auf dem Siegburger Weihnachtsmarkt unterhalb der Abtei auf dem Michaelsberg die Besucher mit launigen Anekdoten aus dem mittelalterlichen Klosterleben unterhalten, während ihr Partner Walter Körber als „Walther von der Pferdeweide“ als bärbeißiger Spielmann herumgepoltert hätte.

Zum ersten Mal seit der Gründung im Jahr 1977 erklingen Drehleier und Flöte der Wiehler Musiker und Veranstalter von Mittelalterevents nur als Hausmusik, sind Pantoffeln statt Kettenhemd angesagt, das deftige Krimidinner müssen sie selber essen. „Es trifft uns zum Glück nicht so existenziell hart wie andere Künstler, weil wir beide noch ein anderes Standbein haben“, sagt die 71-jährige Geschäftsführerin von Kurtzweyl. „Viele leiden gerade erheblich.“

Die Weihnachtstage stellt die Patchworkfamilie mit zehn Enkelkindern in diesem Jahr vor eine Herausforderung. Unmöglich, die insgesamt rund 40 Personen unter einen Baum zu bringen. „Wir könnten mehrere Spaziergänge mit großen Abständen in der Natur machen“, überlegt Degener. „Aber ich finde auch, man sollte sich nicht so auf die Weihnachtstage fixieren. Diese Situation geht vorbei!“

Carsten Brodesser: Keine Geschenke

„Wir haben in diesem Jahr in der Familie einen Nichtangriffspakt geschlossen. Das heißt, wir verzichten komplett auf Geschenke“, erklärt der CDU-Bundestagsabgeordnete aus Lindlar. Besonders die Kinder – 12, 20 und 22 Jahre alt – hätten darauf bestanden, sich „auf keinen Fall in Köln in den Einkaufstrubel zu stürzen“. Fest steht auch, dass sie keine Geschenke im Internet bestellen wollen. Politische Entscheidungen müsse das Parlament während der Feiertage wohl nicht treffen.

Auch so geht Weihnachten: Carsten Brodesser wird die „Stille Nacht“ in der Kirche St. Severin vermissen.

Zum Fest bleibt die Familie unter sich. In den Jahren zuvor habe man am 1. und 2. Weihnachtstag mit je bis zu 20 Verwandten gefeiert. „Wir werden uns wohl über die Straße einen Weihnachtsgruß zurufen, vielleicht mit dem Glühweinbecher in der Hand“. Für den Gottesdienstbesuch am Heiligabend hatten die Brodessers schon im Vorfeld keinen der wenigen verfügbaren Plätze ergattert, erzählt der Abgeordnete. Am meisten vermisst er es, am zweiten Weihnachtag zusammen mit dem Musikverein Lindlar in der Kirche „lauthals Stille Nacht zu singen“.

Michael Quendler: Viele Gänse

Die letzte Gans am Heiligabend brät Michael Quendler für seine Familie. „Das hat sich meine Frau so gewünscht. Ich selbst hätte gern mal was anderes ausprobiert“, verrät der Sternekoch. Bis dahin hat der Patron des Restaurants Mühlenhelle in Dieringhausen zahlreiche Pakete gepackt, mit Salaten, Saucen, Entenbrüsten zum Selberbraten samt Anleitung, mit Gänsen to go, mit gebeizten Lachsforellen, die kurz zuvor noch im Lambachtal geschwommen sind.

Michael Quendler mit seiner Frau Birgitta: „Sonst waren wir am 1. Feiertag vor Mitternacht nicht zu Hause, jetzt ist um acht Uhr wohl Feierabend.“

Alle Jahre wieder heißt es für Quendler und seine Frau Birgitta zu Weihnachten arbeiten. „Aber dieses Jahr ist die größte Herausforderung, an die Ware zu kommen, weil auch die Lieferanten alles heruntergefahren haben.“ Sonst hätten in seinem Restaurant mittags 60 Gäste an großen Tischen gesessen und abends auch noch mal so viele. „Damit kann man unsern Abhol- und Lieferservice natürlich nicht vergleichen.“

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Einen Vorteil hat die Situation: „Sonst waren wir am 1. Feiertag vor Mitternacht nicht zu Hause, jetzt ist um acht Uhr wohl Feierabend.“ So bleibt mehr Zeit unterm Tannenbaum mit Keksen und Bescherung für die vier Kinder im Alter von fünf bis 15. „Auf den Besuch bei den Schwiegereltern verzichten wir aber vorsichtshalber.“