Köln/Leverkusen – Nordrhein-Westfalens wichtigste Verkehrsbaustelle wird später fertig als geplant. Der Neubau der Leverkusener Brücke der Autobahn 1 verzögert sich um bis zu ein Jahr. Wie der Landesbetrieb Straßen NRW am Freitag mitteilte, wird die nördliche Brückenhälfte nicht wie vorgesehen Ende 2020 fertig, sondern erst 2021.
Die Verschiebung wird sich auch auf das Gesamtprojekt auswirken, das 2024 hätte fertiggestellt werden sollen. Nach Ende des nördlichen Bauabschnitts wird die bisherige Leverkusener Brücke abgerissen und an deren Stelle der neue Südteil errichtet.
„Wir sind von Problemen überrollt worden“
„Wir werden das ursprüngliche Ziel nicht halten können“, sagte Thomas Ganz, Regionalleiter bei Straßen NRW auf einer Pressekonferenz am Freitag. Grund seien Verzögerungen bei der Kampfmittelsondierung. Die Suche nach Blindgängern sei durch das Niedrigwasser im Rhein während des trockenen Sommers 2018 erheblich behindert worden. Die Probebohrungen für das Fundament des künftigen linksrheinischen Strompfeilers hätten eigentlich im vergangenen Sommer beginnen sollen.
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Wegen des Niedrigwassers sei der Start allerdings erst zum Jahreswechsel erfolgt. Statt geplanter sechs bis acht Wochen gehe man nun davon aus, dass die Arbeiten nach den Sommerferien beendet seien, sagte Ganz: „Wir sind von den Problemen ein bisschen überrollt worden.“
Verhandlungen mit Baufirmen
Laut Straßen-NRW-Direktorin Elfriede Sauerwein-Braksiek liegt der Verzug derzeit bei einem Jahr, solle jedoch deutlich begrenzt werden: „Wir sind in Verhandlungen mit den Baufirmen.“ Beispielsweise durch verstärkte Nachtarbeit könnte die Verzögerung zum Teil aufgeholt werden. „Aber ein halbes Jahr wird es bestimmt“, so Sauerwein-Braksiek. Alle anderen Arbeiten an der Riesenbaustelle in Leverkusen und im Kölner Norden liefen aber nach Plan.
Die 1965 eröffnete Brücke ist seit 2014 wegen Rissen in der Stahlkonstruktion für Fahrzeuge mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen gesperrt. Der Schwerlastverkehr muss die Sperrung seitdem großräumig umfahren, für Lkw sind aufwendige Schrankenanlagen errichtet worden.
Leverkusens OB Richrath: „Schlechte Nachricht für die Stadt“
Die Kölner Handwerkskammer befürchtet durch die Verzögerung weitere „negative Auswirkungen“ auch auf den innerstädtischen Straßen in Köln und Leverkusen. „Die Baustellen im Großraum Köln müssen jetzt umgehend auf die neue Situation hin überprüft und gegebenenfalls angepasst werden“, teilte die Kammer mit. Mit der Mülheimer Brücke in Köln fällt wegen der laufenden Generalsanierung des Bauwerks eine Ausweichmöglichkeit für schwere Fahrzeuge weg. Die Arbeiten dort sollen 2022 beendet sein. Die Stadt verwies auf Anfrage auf den südlichen Kölner Autobahnring, also die Rodenkirchener Brücke der A4, und die Zoobrücke als mögliche Umleitungen für schwere Fahrzeuge.
„Das ist eine schlechte Nachricht für die Stadt“, sagte Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD). „Wir werden weiterhin sehr stark belastet sein durch den Schwerlastverkehr, der nicht über die Brücke fahren kann.“ Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach, in dessen Wahlkreis die Brücke liegt, fordert eine Aufarbeitung: „Das muss die Landesregierung jetzt detailliert erklären.“ (mit att, mbc, rar)