Leverkusen – Kurt Kaiß kennt wie wohl kein zweiter die Geschichte des Opladener Ausbesserungswerks. Zwar ist der pensionierte Lehrer aus Leichlingen nicht mit dem Henkelmann am Pförtner aus- und eingegangen. Aber über die Phasen des Aufbaus, des Wachstums und des schleichenden Abbaus weiß er bestens Bescheid, wie auch über die Befindlichkeiten vieler, die ihm aus ihrer Zeit im Werk erzählt haben.
Im Zeitraffer, der entsteht, wenn man sich Fotos aus unterschiedlichen Zeitabschnitten anschaut, zeigt sich, wie wandlungsfähig das Ausbesserungswerk war. Hallen wurden erweitert und umgebaut, teilweise umgelegt. Immer wieder musste sich das Werk den technologischen Neuerungen anpassen. Die Dampflok wich der Ellok und zuletzt hatten die Opladener ICE 1-Triebköpfe auf dem Prüffeld.
Freier Eintritt bei Veranstaltung
Am Dienstag, 5. November, 19 Uhr, beleuchten Kurt Kaiß, Hans Hilger und Markus Tigges in Fotodokumentationen und einem Vortrag der IG Rheinisch-Bergische Eisenbahngeschichte das „Ausbesserungswerk Opladen in den 80er-Jahren“. Dazu lädt der Arbeitskreis Literatur in die Trainingsakademie der PMC Rail GmbH, Werkstättenstraße 18 in der Neuen Bahnstadt Opladen. Der Eintritt ist frei.
Am Vortragsabend gibt es zudem einen Bücherverkauf, die jüngste Veröffentlichung im Verlag Astrid Kaiß ist zum Beispiel dem Fotografen Helmut Säuberlich gewidmet, der als Direktionsfotograf faszinierende Einblicke in die Welt der Deutschen Bundesbahn zwischen 1949 und 1993 gab. Gezeigt wird am Vortragsabend auch ein Film, den der Westdeutsche Rundfunk in seiner Sendung „Hier und heute unterwegs“ 1983 unter dem Titel „Tüv für Lokomotiven“ drehte.
Lange der bedeutendste Wirtschaftsfaktor
Das Ausbesserungswerk war über Jahrzehnte der bedeutendste Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber der ehemaligen Kreisstadt Opladen. Über die Höhen und Tiefen wird Eisenbahnhistoriker Kaiß sprechen. Unter anderem war das Werk in der Wirtschaftswunderzeit zum Allrounder geworden, der auch so kuriose Fahrzeuge wie den Straßenroller fertigte. Das war eine Art „Tausendfüßler“ auf Rädern, der Schwerlasten und vor allem Wagenladungen zwischen Güterabfertigung und Verbraucher transportierte. Doch in den 80er-Jahren ging die Entwicklung in Opladen vom Mehrzweck- zum Einzweckwerk für die Elloks. 1978 standen 1441 Elloks der damals verbreitetsten Baureihen im Unterhaltungsbestand des Ausbesserungswerks.
Die 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts gelten demnach als Phase, in der die Leistungsfähigkeit tagtäglich gefordert war, um einen zuverlässigen Schienenverkehr im Netz der Deutschen Bahn gewährleisten zu können. Doch waren es nicht immer Boom-Zeiten. Es gab laut Kaiß auch einen Einstellungsstopp in den 80er-Jahren und es geisterte sogar die Idee durch das Werk, Arbeiter zu den Ford-Werken zu verleihen weil es nicht genug Arbeit gab.