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Kardinal Woelkis HochschuleDas Verbot und die Konsequenzen

Lesezeit 4 Minuten
KR Christoph Ohly

Prof. Dr. Christoph Ohly ist seit 2019 kommissarischer Rektor der Kölner Hochschule für Katholische Theologie.

  1. Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat der von Kardinal Rainer Maria Woelki geförderten Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) untersagt, Priester des Erzbistums Köln auszubilden.
  2. Des Weiteren droht NRW mit Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) offen mit der Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens beim Heiligen Stuhl.
  3. Die Kölner Hochschule für Katholische Theologie ist keine Neugründung, sondern aus der früheren Ordenshochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin hervorgegangen.

KölnIm Wintersemester haben Sie keine neuen Priesteramtswärter immatrikuliert, das Land will Ihnen das auf Dauer untersagen. Wie geht es jetzt weiter?

Abgesehen davon, dass es unterschiedliche Auffassungen unter Staatskirchenrechtlern gibt, handelt es sich beim Konkordat um einen Vertrag zwischen dem Land NRW und dem Heiligen Stuhl. Auf dieser Ebene sind auch die Gespräche zu führen.

Das Land hat Ihnen untersagt, weitere Priesteramtsanwärter zu immatrikulieren. Was machen Sie jetzt? Haben Sie schon angefangen, bisher studierende Bewerber zum Wechsel nach Bonn zu bewegen – wie verlangt?

In den Beratungsgesprächen sprechen die Studierenden das Thema Studienortwahl an und machen deutlich, dass Sie ihren Studienort frei wählen möchten. Wie bereits öffentlich gesagt, werden für das laufende Wintersemester keine Priesteramtskandidaten eingeschrieben.

Was halten Sie als Kirchenrechtler von der Konkordatsauslegung des Landes? Verbietet der Text dem Erzbischof von Köln tatsächlich den Betrieb einer eigenen Hochschule zur Priesterausbildung und zwingt ihn zur Ausbildung in Bonn?

Wie bekannt gibt es dazu unterschiedliche Auffassungen. Aus staatskirchenrechtlicher und kirchenrechtlicher Perspektive liegen einschlägige Wortmeldungen vor, von denen einige begründen, dass es dem Erzbischof von Köln nicht verboten ist, eine eigene Einrichtung zur Ausbildung von Theologinnen und Theologen und Priesteramtskandidaten zu unterhalten, und dass Studierende in ihrer freien Wahl des Studienortes nicht begrenzt werden dürfen. Das entspräche sowohl den konkordatären Bestimmungen als auch der Landesverfassung Nordrhein-Westfalens.

Aber an Ihrem früheren Standort in Sankt Augustin studierten meist Ordensleute, keine Kölner Diözesanpriester, oder?

In Sankt Augustin und auch jetzt studieren an unserer Hochschule nach wie vor Ordensleute, die Priester werden wollen, vor allem Steyler Missionare. Zu dieser bleibenden Verbundenheit fühlen wir uns nicht bloß verpflichtet. Denn sie ist für uns eine große Bereicherung, die wir sehr schätzen. Daneben gab es immer Kölner Priesteramtskandidaten in Sankt Augustin, die an der Ordenshochschule studiert haben.

Aber Sie dürfen Bonn nicht so viel Konkurrenz machen, dass das die Existenz der dortigen Priesterausbildung gefährdet, oder liege ich da falsch?

Die Vielfalt theologischer Studienstandorte ist richtig, erlaubt und belebt das Geschäft. Wettbewerb und Freiheit der Studienplatzwahl sind von uns geschätzte Prinzipien in Forschung und Lehre. Schauen Sie doch einmal bei dem Fachbereich Betriebswirtschaftslehre oder auch Maschinenbau. Gerade auch beim zuletzt genannten Bereich werden Studierende händeringend gesucht. Trotzdem gibt es neben den staatlichen Hochschulen auch private, die ausbilden. Das ist in allen Studiengängen auf der ganzen Welt selbstverständlich. Die Priesterausbildung in Bonn wird dadurch nicht in Frage gestellt. Vielmehr werden die jeweiligen Profile gestärkt.

Es hilft ja alles nichts, wenn das Land ein Vertragsverletzungsverfahren anstrebt. Wer kann denn was tun, um das zu vermeiden? Oder würden Sie es einfach darauf ankommen lassen?

Ein solches Verfahren steht nach der Sitzung im Wissenschaftsausschuss ja nicht zur Diskussion.

Wenn Ihre Hochschule wirklich keine Diözesanpriester mehr ausbilden dürfte, sehen Sie dann noch eine Zukunft für sie? Glauben Sie, das Erzbistum wird sie dann noch dauerhaft finanzieren?

In diesem Wintersemester haben wir eine sehr erfreuliche Zahl von Neueinschreibungen, auch ohne Kölner Priesteramtskandidaten. Priesteramtskandidaten anderer Diözesen können bei uns ja auch durchaus weiter studieren (etwa im so genannten Freijahr).

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Was macht der ganze Streit mit den Menschen an der Hochschule, mit Studierenden, Lehrenden, mit Ihnen selbst?

Dazu möchte ich gerne auf unser Statement vom 30. August 2022 auf unserer Internetseite verweisen. Da haben wir gesagt: „In unserem Selbstverständnis stehen wir für einen fachlichen Dialog und somit für den Austausch vernünftiger Argumente. Deshalb fragen wir, ob wirklich bewusst ist, was mit mutmaßenden Äußerungen hinsichtlich Profil, Forschung und Lehre oder mit Aktionen rund um den Standort der Hochschule vor allem den Studierenden, aber auch den Mitarbeitenden und Lehrenden zugemutet wird, die mit Freude und dem Respekt vor der Meinung des Anderen morgens an die Hochschule kommen.“