Zülpicher SeeFitnesstrainerin bietet Yoga auf Stand-Up-Paddling-Board an
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Zülpich – Dass der Weg zu Entspannung und innerem Frieden durchaus steinig sein kann, ist allgemein bekannt. Beim SUP-Yoga fühlt er sich erstmal sandig an. Und feucht – huah! „Einfach auf den Bauch legen und mit den Armen paddeln!“, ruft Sevil-Anne Zeller und krault munter drauf los. Als ob das so einfach wäre.
Das Wasser im Zülpicher See ist verflixt frisch an diesem lauen Frühsommermorgen. Außerdem schwankt so ein prall aufgepumptes Stand-Up-Paddling-Board (SUP) auch ganz schön, wenn man sich zum ersten Mal und eher ungeschickt darauf plumpsen lässt.
Doch siehe da! Nach wenigen Metern Armrudern schon das erste Aha-Erlebnis: Frischer Wind um die Nase, ein sanftes Plätschern im Ohr und - hey! – da flattert ja eine Möwe krächzend vorüber. Eigentlich ist es gar nicht so kalt … Ein entspanntes Lächeln schleicht sich auf die eben noch verkrampften Gesichtszüge. Urlaubsfeeling? Fühlt sich glatt so an.
Die anfängliche Unsicherheit ist im Nu purem Genuss gewichen. Mit jedem Meter, den es auf den See hinausgeht, scheinen sich die sechs Teilnehmerinnen der morgendlichen SUP-Yoga-Stunde vom „normalen Leben“ an Land zu entfernen. All der Stress und Trubel des Alltags, bei dem man für gewöhnlich festen Boden unter den Füßen hat, ist plötzlich so weit weg, wie die das Lago-Beach-Gelände mit seinen bunt flatternden Fahnen.
„Raum der Freiheit“
Sevil-Anne Zeller kennt diesen Effekt gut. Und sie weiß ihn für ihre Zwecke zu nutzen. „Hier draußen auf dem Wasser ist der Raum der Freiheit und puren Wahrnehmens“, sagt die ausgebildete Yogalehrerin.
Sandra Kratz und Anja Biermann können das bestätigen. Die beiden Freundinnen aus Kommern sind fast jeden Sommer-Sonntag dabei. „Kaum ist man auf man auf dem Wasser, passiert etwas mit einem“, sagt Sandra Kratz.
Da ist was dran. Was man nicht alles wahrnimmt, wenn man plötzlich auf seiner eigenen einsamen Privat-Insel liegt und fünf, sechs tiefe Atemzüge nimmt – Flugzeugbrummen zum Beispiel oder das krachende Segel eines vorbei gleitenden Katamarans. Klar, so ein Brett schwankt etwas mehr, als es einsame Inseln normalerweise tun – doch irgendwie ist die sanfte Schaukelei sogar beruhigend. Niemand kichert oder witzelt mehr.
Das Geschnatter ist verstummt, innere Ruhe macht sich breit. Die Boards sind per Seil und Karabiner an einer Stange befestigt. Abtreiben à la Luftmatratze kann man also nicht. Und reingefallen ist (laut Kursleiterin) auch noch keiner. Ob das stimmt? „Du hebst deine Arme…“, beginnt Sevil-Anne Zeller mit ruhiger Stimme. Aus der kleinen Box auf ihrem Board erklingt leise meditative Musik. Es geht los!
Das Angebot
Die Yoga-Stunde auf dem Zülpicher See findet (bei fast jedem Wetter) sonntags von 11 bis 12 Uhr statt und kostet 12,50 Euro. Treffpunkt ist unten an „Tim´s Beach“.
Anfänger sind ebenso willkommen wie Fortgeschrittene. Besondere Voraussetzungen gibt es nicht – außer Schwimmen zu können. Die Kleidung sollte sportlich und gut dehnbar sein, auch die Mitnahme eines Handtuchs wird empfohlen, da zumindest die Beine nass werden können. Voranmeldung und sonstige Fragen per E-Mail an: zeller.anne@t-online.de. (rtt)
Wer zuvor schon einmal Yoga gemacht hat, wird auf dem SUP keine völlig neuen Bewegungsabläufe erleben. Dafür jedoch einen schier unglaublichen Trainingseffekt. Nicht ohne Grund hat Sevil-Anne Zeller für ihr Programm auf dem See ausschließlich lange, liegende und haltende Positionen – sogenannte Asanas – ausgewählt, die für Anfänger wie Fortgeschrittene gleichermaßen geeignet sind. Wie sich herausstellt, besteht die größte Herausforderung nicht etwa darin, mit dem vorhandenen Platz auszukommen.
Das gilt für die normale Yogamatte schließlich auch. Nein. Liegend, kniend, auf einem Schaumstoffblock hockend oder mit rausgestipptem Po muss man auf dem sich stetig kräuselnden Wasser vor allem eines: die Balance halten. Und genau das macht den Mehrwert dieser Yoga-Variante aus – wie auch der gehörige Muskelkater am nächsten Tag beweist. „Durch den ständigen Ausgleich der Wasserbewegung stärkt das SUP-Yoga vor allem unsere Tiefenmuskulatur und die Faszien“, sagt Sevil-Anne Zeller, die in der Burg Zülpich ein eigenes Yoga-Studio betreibt und beim TUS Zülpich Pilates-Kurse gibt. Sie ist nicht nur Fitnesstrainerin sondern auch Heilpädagogische Erzieherin. „Mein größter Wunsch ist es, Menschen zu inspirieren, etwas für sich zu tun“, erklärt sie bei einer Tasse Milchkaffee im Anschluss. Das ist an diesem Sonntagmorgen vollauf gelungen.
Ein entspanntes Grinsen bleibt noch stundenlang auf dem Gesicht. Manchmal ist der Weg zu Entspannung und innerem Frieden gar nicht so steinig.