Vom Andrang zum Naturschutzevent in Zülpich-Bürvenich waren die Veranstalter überrascht. Die Tierschützer haben aber auch Sorgen.
TierschutzIn Zülpich konnten die Besucher die jungen Vögel hautnah erleben
Klein und kuschelig – der Knuddelfaktor, den Tierbabys ausüben, wirkte auch am Samstagnachmittag zuverlässig. 21 Besucher waren verzückt von den kleinen Steinkäuzen, die Peter Josef Müller von der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen beringte. Unter den strengen Augen des Kauzspezialisten durften die Kleinen sogar in die Hand genommen werden.
Der Andrang zu dem Naturschutzevent war größer als erwartet. „Wir hätten auch 40 Leute mitnehmen können“, sagte Günter Lessenich vom Nabu-Kreisverband Euskirchen, der die Exkursion rund um Bürvenich organisiert hatte. Von der Grundschule aus wanderte die Gruppe um den Ort und besuchte die Nisthöhlen der kleinen Eulenvögel.
Für Müller und seine Frau Rita Edelburg-Müller war es eine Aufgabe, die sie jedes Jahr im Juni wahrnehmen. Seit mehr als 30 Jahren widmen sie sich dem Schutz der ‚Eulen in der Eifel‘, züchteten Uhus für die erfolgreiche Wiederansiedlung und betreuen das Steinkauzprojekt im Kreis. Dafür stellen sie in der heimischen Werkstatt künstliche Niströhren aus Holz für die Höhlenbrüter her und installieren sie auf Streuobstwiesen, um dem Mangel an Brutplätzen abzuhelfen.
Alles zum Thema Naturschutzbund Deutschland
- Großer Schaden Bäume in Engelskirchener Naturschutzgebiet gefällt
- Engagement belohnt Das sind die Gewinner des Heimatpreises in Erftstadt
- Naturschauspiel am Himmel Wieso Kraniche ausgerechnet über Köln fliegen
- Wissen zum Wolf Experte warnt in Nümbrecht: „Nie umdrehen und den Popo zeigen“
- Förster klärt auf Wieso Pilzesammeln dem Wald und der Natur in Rhein-Berg schadet
- Wanderung Experte zeigt, welche essbaren Pilze es im Wald von Sankt Augustin gibt
- Einladung des Nabu Kreisjagdberater spricht in Morsbach über Rehwild, Ernährung und Schweinepest
Bürvenich ist laut NABU für die Steinkäuze ein guter Standort
Für Steinkäuze ist Bürvenich mit seinen Streuobstwiesen ein guter Standort. Vier Bruthöhlen konnte das Ehepaar Müller an diesem Samstag öffnen, die Jungvögel beringen und offiziell in die Welt des Vogelschutzes aufnehmen. „Das ist so etwas wie der Personalausweis von dem Vogel“, so Müller, während er mit einer Spezialzange den Ring um das Bein des Jungkauzes legte.
„Damit kann er dann auf das Amt“, entgegnete die sechsjährige Melody Rogers wissend. So ähnlich, allerdings liegt das für den Steinkauz zuständige Amt etwas entfernt: Die Vogelwarte Helgoland gibt die Ringe mit der siebenstelligen Nummer aus und registriert sie. Mit Hilfe der Nummer können, wenn der Vogel später gefunden wird, Alter und Herkunft ermittelt werden. „Bei Steinkäuzen beginnt die Nummer mit 44“, so Müller.
Dass die Altvögel nicht in der Bruthöhle waren, sei normal, erläuterte der Kauzschützer: „Die Kleinen sind mittlerweile so groß, dass sie den Eltern auf die Nerven gehen.“ Denn die Jungkäuze wollten nur fressen und schlafen.
Also würden die Eltern ab einem bestimmten Alter die Nisthöhle verlassen und nur noch zum Füttern zurückkehren. „Die sind jetzt auf der Jagd und sitzen in einem Baum, um uns zu beobachten“, so Müller. Weit würden sie nie fliegen, ihr Revier, in dem sie nach Mäusen, Käfern und Regenwürmern jagen, sei begrenzt.
Experte: Jungkäuze schlafen und fressen am liebsten
Nach dem offiziellen Akt durften die Gäste die kleinen Käuze streicheln und auf die Hand nehmen. Melody, ihre fünfjährige Schwester Ginny und der dreijährige Charly waren fasziniert. „Das war so süß, aber er hat ein bisschen gekratzt“, berichtete Melody von ihren Erfahrungen. Das sei aber normal: „Das sind nämlich Eulen, und die sind immer süß“, präzisierte sie. „Der war ganz flauschig und hat mich überhaupt nicht gekratzt“, ergänzte Ginny stolz.
Zum ersten Mal sei die aus Kreuzweingarten kommende Familie bei einer derartigen Naturschutzexkursion, berichtete Mutter Franziska: „Wir sind immer viel draußen mit den Kindern, und als wir von dem Angebot hörten, fanden wir das interessant.“An vier Stellen wurden die von Müller installierten Nisthöhlen geöffnet und die Jungen beringt. Insgesamt 18 Jungvögel wurden dabei registriert.
Helfer gesucht
„Der Bestand ist gefährdet“, sagte Peter Josef Müller. Doch nicht etwa der der Steinkäuze, die Zahl der Eulenschützer nehme immer weiter ab. „Es gibt immer weniger Menschen, die sich um die Tiere kümmern wollen“, warnte der erfahrene Tierschützer vor einer bedrohlichen Entwicklung. Das Durchschnittsalter der Ehrenamtler, die noch aktiv seien, nehme unterdessen zu.
Wer sich für die Eulen engagieren will, kann mit der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen in Bad Münstereifel Kontakt aufnehmen unter der Telefonnummer 0 22 57/95 88 66 oder per E-Mail. (sev)