Kommentar zur Angst vor NRW-WölfenDie bluttriefenden Schock-Fotos sind ein Hilferuf
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In NRW haben Schäfer große Sorge um die Rückkehr der Wölfe.
Mit einer drastischen Kampagne und Boykotten wollen sie ihre Position unmissverständlich klar machen.
Unser Autor meint: Es wäre falsch, den Schafzüchtern irrationale Ängste zu attestieren.
Im 19. Jahrhundert zogen noch Hunderte von Wölfen durch die Eifel. Für die arme Bevölkerung waren die Rudel jedoch häufig eine Plage. Immer wieder rissen sie die Nutztiere der Bauern.
Der Staat reagierte prompt und setzte Abschuss-Prämien aus. In einem einzigen Landkreis der Südeifel sind nach Informationen des Nationalpark-Forstamtes innerhalb von 16 Jahren knapp 1300 Wölfe getötet worden. Ende des 19. Jahrhunderts war Isegrim ausgerottet.
Angst vor dem bösen Wolf verflogen
Heute ist die Angst vorm vermeintlich bösen Wolf, die im Rotkäppchen-Märchen thematisiert wurde, in großen Teilen der Bevölkerung verflogen. Eine Willkommenskultur macht sich nicht nur im Wolfserwartungsland Eifel breit. Der Nationalpark mit mehr als 2000 Hektar Freifläche wäre schließlich ein nahezu idealer Lebensraum und könnte so weitere Touristen in die strukturschwache Region locken.
Es stellt sich längst nicht mehr die Frage, ob der Wolf kommt, sondern wann er in die Eifel kommt. Experte Wunsch erwartet das erste Rudel bereits in drei bis fünf Jahren. Daher wäre es falsch, den Schafzüchtern irrationale Ängste zu attestieren. Zugegeben, die bluttriefenden Schock-Fotos, die sie im vergangenen Jahr aufgehängt hatten, waren nichts für zartbesaitete Gemüter. Doch die Tierhalter sehen die Aktion als eine Art Hilferuf, um auf ihre Sorgen und den möglichen Untergang ihrer Zunft hinzuweisen.
Ein Kuscheltier ist der Wolf, auch wenn er an unsere vierbeinigen Hausgenossen erinnert, definitiv nicht. Er ist und bleibt ein Raubtier. Damit werden bald alle leben müssen – egal, ob sie für oder gegen ihn sind.