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DrachenflugDer gnadenlos freie Blick in die Tiefe auf Weilerswist

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„Dann fühle ich mich wie ein Vogel.“ Rolf Langer aus Siegburg fliegt seit 40 Jahren ein  Drachen-Trike.

Weilerswist-Müggenhausen – Das Wiesenfest der Ultraleicht-Fluggruppe Nordeifel lockte nach zweijähriger Corona-Pause am Wochenende viele Besucher zur ersten Flugschau auf dem weitläufigen Flugplatzgelände.

Karl Plötzer ist zufrieden. „So an die drei Kilometer laufe ich hier schon über das Gelände, um überall mal nach dem Rechten zu sehen“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins ULFG Weilerswist. Hinter dem Kürzel verbirgt sich die Ultraleicht-Fluggruppe Nordeifel e.V. mit ihren 143 aktiven Mitgliedern.

Die Wege zwischen der Bühne mit Livemusik der Band „Nubbel Combo“ aus Großbüllesheim/Wüschheim, den Cateringzelten und den großen Hangars für die Leichtflugzeuge des Vereins geht er ja auch nicht alleine: Mehr als 1000 Besucher sind am Wochenende zum Wiesenfest gekommen.

Auch die Modellflugzeugbauer dürfen auf dem Weilerswister Flugplatz nicht fehlen

Eine kleine Selbstdarstellung der Flugzeugfreunde und Platzrundflüge dürfen nicht fehlen. Dazu eine Oldtimerschau am Rande und vor allem ein Treffen der Modellflugzeugbauer. Vereine aus Niederzier und Rheydt am Niederrhein sind dazu angereist.

Damit hat sich aus Sicht von Plötzer die Arbeit im Vorfeld gelohnt. In kleinen und größeren Gruppen stehen die Besucher an den aus den Hangars herausgeholten kleinen Leichtflugzeugen. Ob Doppel-, Tief- oder Schulterdecker und Tragschrauber – alle stehen gut sichtbar für die Zaungäste verteilt auf dem Gelände. Letzterer werde allerdings eher weniger nachgefragt, meint Plötzer: „Zu laut, zu langsam, es gibt keine Schulungen mehr“.

Die kleine Linda darf ins Cockpit des Hubschraubers der Bundespolizei

Lina, sechs Jahre alt und mit ihrem Opa Stefan Kretschmar angereist, sitzt unterdessen auf dem Pilotensitz eines EC 120B Schulungshubschraubers der Bundespolizei, in dem ihr Kriminalkommissar Tim Wegener von der auf dem Flugplatz Hangelar in Sankt Augustin stationierten Einheit das Steuern erklärt: Dass man etwa am Steuerknüppel ziehen muss, um in die Luft zu gehen.

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Die sechsjährige Lina ließ sich von Tim Wegener (r.) von der Bundespolizei das Starten des Schulungshubschraubers erklären.

Eine Trockenübung, doch für Opa Stefan Kretschmar reicht die Phantasie völlig aus: „Rundflug im Doppeldecker? Da steige ich nicht ein, ich bin bodenständig!“

Da sind beim Wiesenfest die Meinungen aber doch gemischt. Landrat Markus Ramers etwa geht freiwillig in die Luft – und besiegt mulmige Gefühle durch Fotos mit dem Smartphone, etwa von den „Eifelhügeln, die man im Hintergrund sehen kann“. Darin versteckt liege schließlich sein Heimatdorf Freilingen.

Auf dem Müggenhausener Flugplatz darf an 365 Tagen im Jahr gestartet werden

Auch andere Aspiranten lassen sich von Pilot Oliver Stelten in die Liste für die rund 20-minütigen Rundflüge eintragen. Bei Großvernich ist das kein Problem. „Weil wir einer der wenigen Plätze sind, die keinerlei Reglementierungen unterliegen. Wir dürfen 365 Tage im Jahr starten“, so Karl Plötzer.

Das hören auch Christopher Scheffmann, Vorstand beim Aero Club Rheydt 1969 e.V., und Frank Pelzer vom MFC Niederzier gerne. Sie und Vereinskollegen zeigen nicht nur ihre Modellflugzeuge, sondern führen mit ihren ferngesteuerten Maschinen auch möglichst waghalsige Manöver in der Luft vor.

Die „Symphony“ von Frank Pelzer etwa, nachgebaut im Maßstab 1:2,8 einer Original von der „Symphony“-Airline in Kanada geflogenen Maschine, hat alle wesentlichen Bauteile von einem aus GFK-Formungen spezialisierten Hersteller aus Bayern.

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Brachten ihre Wilga (vorne) und die 12 000 Euro teure „Symphony“ mit: Christopher Scheffmann (l.) und Frank Pelzer.

Die Steuerung der Elektronik des imposanten Fliegers, der vollgetankt 24,7 Kilo auf die Waage bringt, ist doppelt ausgelegt – für alle Fälle. Sogar eine kleine Pilotenfigur sitzt im Cockpit, denn auch für solche Modellflugzeugpuppen gibt es einen Hersteller, so der „Symphony“-Besitzer. Kostenpunkt des großen weißen Fliegers: 12 000 Euro. Das sei ihm sein Hobby halt wert.

Dürener Boxer wechselte nach der Karriere zum Modellflugzeugbau

So ein bisschen Modelflugzeug-verrückt im positiven Sinne ist auch Andreas Balott aus Düren, ebenfalls Mitglied beim MFC Niederzier. Und das, obwohl er von Hause aus eher mit den harten Tatsachen des Lebens zu tun hatte: In seinem ersten Leben war Balott Boxer und hat es sogar bis zum deutschen Meister im Feder- und Halbweltergewicht gebracht.

„Ich war am Ende sogar im Aufgebot für Olympia 1984 in Los Angeles, bin aber dann doch nicht mitgeflogen“, berichtet er rückblickend. Nach Ende der Karriere habe er eines Tages vor dem Schaufenster eines Modellflugzeugbauladens gestanden, und sei dann einfach in das Geschäft gegangen, um sich den ersten Bausatz zu kaufen.

Mittlerweile besitzt Balott sieben Maschinen. Die selbst entworfene und gebaute „Extra 300“, die er mitgebracht hat, macht allerdings Probleme. Der Motor streikt. Also heißt es den Propeller abschrauben, den Motor ausbauen, prüfen und hoffen, dass er den Fehler findet.

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„Ja, ich bin infiziert!“ Vom Flugsport, meint Rolf Langer, und klettert flott auf den schmalen Pilotensitz seines Trike. Das ist nun mit ihm unter dem großen roten Drachensegel und dem Propeller im Rücken tatsächlich ein Anblick wie Daniel Düsentrieb in seiner tollen Kiste.

Mit dem Drachen-Trike in den Anfangsjahren dreimal notgelandet

70 bis 80 Kilometer pro Stunde fliegt das Gefährt, das durch Gewichtsverlagerung an der Lenkstange gesteuert wird. Dem Piloten lässt das Drachen-Trike den gnadenlos freien Blick in die Tiefe – von in der Regel 800 bis 1000 Metern Flughöhe aus. Er fühle sich dann wie ein Vogel, am schönsten sei es im Frühjahr: „Wenn die Rapsfelder blühen.“

„Der ist seit 40 Jahren dabei“, meint Ehefrau mit allenfalls einem Seufzen. Nur in den Anfangsjahren habe er ja „drei Außenlandungen“ hinlegen müssen, sagt ihr Rolf noch. Damit gemeint sind Notlandungen. Die macht ein Trike aber nicht im Sturzflug. Es gleitet vielmehr elegant zu Boden.