Euskirchen – Die ersten beiden Bewohner sind eingezogen. Weitere acht sollen in den kommenden Tagen, spätestens Wochen, folgen. Seit drei Tagen hat das Hospiz der Marien-Hospital-Stiftung seinen Betrieb wieder aufgenommen – sechs Wochen nach der Flutkatastrophe und an einem ungewöhnlichen Ort. Das Hospiz ist im Marien-Hospital untergekommen. Ein Schritt, der wohl nicht alltäglich ist. Nach Angaben des Einrichtungsleiters Emanuel Kiefer ist er in Deutschland sogar vielleicht einmalig.
Rückkehr zu Malzfabrik im Laufe des kommenden Jahres
Aber, so Kiefer, der Schritt war notwendig, denn auch die Bereiche der Einrichtung an der alten Malzfabrik wurden durch die Flut stark in Mitleidenschaft gezogen. Das Wasser stieg auch dort so schnell an, dass die Bewohner des Hospizes evakuiert werden mussten. Seitdem waren die sterbenskranken Menschen in anderen Einrichtungen untergebracht.
Zwar sind die Aufräumarbeiten nach Angaben von Andreas Schultz, Geschäftsführer des Marien-Hospitals, in vollem Gang, mit einer Rückkehr in diesem Jahr rechnet er aber nicht. Gleiches gelte für andere Einrichtungen der Marien-Hospital-Stiftung wie das Theodor-Roevenich-Haus. Auch dort sei der Wille aller Beteiligten vorhanden, die Einrichtung an Ort und Stelle wiederzueröffnen, so Schultz: „Das Hospiz soll im Laufe des kommenden Jahres zurück zur Malzfabrik ziehen.“
In den vergangenen Wochen habe man viel Energie in die Wiederaufnahme des Hospiz-Betriebs gesteckt, so Schultz. Unter Federführung von Einrichtungsleiter Kiefer, der Marien-Hospital-Stiftung und der Heimaufsichtsbehörde wurden die Grundsteine für die außergewöhnliche Lösung gelegt. Das Hospiz ist nun auf zunächst unbestimmte Zeit auf der Station P1 untergekommen. Die Station stand nach Angaben von Kiefer leer, wurde zwischenzeitlich mal als Corona-Impfstation für die Krankenhaus-Angestellten genutzt.
„Sie ist für unsere Zwecke ideal“, sagt der Einrichtungsleiter. Die Zimmer seien groß, hell, frisch renoviert. Und, so Kiefer, sie seien ruhig, praktisch ein wenig abgeschirmt vom Rest des Krankenhauses.
Söckchen muss sich gedulden
Die Hospiz-Katze „Söckchen“ ist nicht mit ins Marien-Hospital gezogen. Söckchen ist Freigänger und war in der Malzfabrik ein fester Bestandteil der Einrichtung. Die Katze verbrachte viel Zeit bei den Bewohnern und war eine Art Ruhepol.
„Söckchen hat das Hochwasser überlebt. Das ist das Wichtigste“, sagt Einrichtungsleiter Emanuel Kiefer. Aktuell sei er bei einer Hospiz-Mitarbeiterin untergebracht, die bereits zwei Katzen hat und noch Kapazitäten für einen weiteren Freigänger hatte.
Ziel sei es, „Söckchen“ nach der Rückkehr zur Malzfabrik wieder ins Hospiz einzubinden. Bei der aktuellen Lösung im Marien-Hospital sei das unter anderem aus hygienischen Gründen nicht möglich, so Kiefer. (tom)
Gleichzeitig sind sie aber nicht komplett neu ausgestattet. Die speziellen Betten beispielsweise sind aus der Einrichtung an der Malzfabrik mit in die Südstadt gezogen. Auch das grün-weiß-gefleckte Sofa steht nun im Aufenthaltsraum auf der P1.
Auch wenn der Krankenhaus-Charme durchaus gegenwärtig ist, so ist schon ein großes Stück Wohlfühlcharakter auf der Station allgegenwärtig. Kleine Schiefertäfelchen hängen an den Türen. Auf ihnen werden die Namen der Bewohner stehen. Auch die von Ehrenamtlern genähten Seelentröster-Herzen liegen auf den zehn Betten – genauso viele wie am vom Hochwasser betroffenen alten Standort.
Mitarbeiter sind mitgekommen
Und noch etwas ist gleich: die Belegschaft. „Fast alle Mitarbeiter sind mitgekommen. Das ist ein sehr erfreuliches Zeichen“, so Kiefer. Man werde versuchen, dass erarbeitete Konzept am neuen Standort bestmöglich umzusetzen. Allerdings, so der Einrichtungsleiter, sei es nun schwieriger, in den Garten zu kommen, weil es nicht mehr ebenerdig sei. Dafür sei die Anbindung an die Südstadt-Apotheke aber deutlich besser.
Der Faktor „Personal“ spiele in einem Hospiz immer eine besondere Rolle, weil die Mitarbeiter sich ganz bewusst für diesen Beruf entschieden hätten.
Die Menschen, die ins Euskirchener Hospiz kommen, um dort ihre letzten Wochen oder Monate zu verbringen, kommen aus einem Radius von rund 50 Kilometern um die Kreisstadt.