Als Naherholungsgebiet hat die Eifel einiges zu bieten. Doch die Corona-Krise hat auch dort tiefe Wunden hinterlassen.
Doch aktuell sieht es wieder besser aus – Hoteliers und Gastronomen können sich kaum retten vor Buchungen.
Viele entdeckten nun die Nähe als spannendes Urlaubsziel.
Heimbach – Wandern, Radfahren, Wassersport, und das alles mitten in der Natur. Das die Eifel in puncto Naherholung einiges zu bieten hat, ist längst kein Geheimnis mehr. Nun könnte genau das viele touristische Betriebe aus der Corona-Krise retten, denn die Eifel boomt.
„Ferienwohnungen, Pensionen Campingplätze können sich vor Anfragen kaum retten“, sagt Gotthard Kirch, Geschäftsführer von Rureifel-Tourismus. „Die sagen uns: ,Ruft uns im November noch mal an, vielleicht haben wir dann etwas frei“’, berichtet er weiter. Zunächst seien vor allem Urlauber gekommen, die eigentlich an die Ostsee oder in die Alpen fahren wollten. Inzwischen habe er den Eindruck, dass auch viele „Mallorca-Urlauber“ in die Eifel kommen.
Parkplätze müssen für Gastronomie weichen
Die Pandemie und ihre Folgen für den Tourismus waren Thema in der jüngsten Sitzung des Tourismus-, Sport- und Kulturausschusses in Heimbach. Vorsitzende Ursula von Gagern nahm den Vorschlag auf, einen runden Tisch mit allen Akteuren einzuberufen, um gemeinsam zu überlegen, wie man aus der Krise kommt und die eventuell entstehenden Chancen nutzt.
Hart getroffen hat die Pandemie auch die Gastronomie. Die kann nun wegen der Abstands- und Hygieneregeln nicht mehr so viele Gäste bewirten wie zuvor. Die Stadt Heimbach will zudem weitere Flächen für die Außengastronomie schaffen.
Man sei gerade dabei, Parkplätze in gastronomische Bereiche umzuwandeln, erklärte Bürgermeister Peter Cremer. Insgesamt sechs Stellplätze sollen dafür wegfallen. Konkret sollen große Blumenkübel als Abgrenzung zur Fahrbahn aufgestellt und die Flächen der Parkplätze mit Beton aufgeschüttet werden. Diese Erweiterung für die Außengastronomie sei nicht temporär, erklärte der Bürgermeister. Das solle auch nach der Pandemie so bleiben. (jre)
Viele entdeckten nun die Nähe als spannendes Urlaubsziel. Denn weit weg fliegen, gehe in Corona-Zeiten nicht. Für die touristischen Betriebe in der Eifel ist das ein Segen, mussten sie doch aufgrund der Pandemie einige Wochen schließen und verloren dadurch wichtige Einnahme. „Die Phase ist jetzt sehr gut. Es gibt für einige die Möglichkeit, fast alles wieder aufzuholen“, berichtet Kirch. Am Ende könnte so die Corona-Pandemie den Betrieben in der Eifel aus der Krise helfen, die sie selbst verursacht hat.
Es kommen dabei nicht nur mehr Touristen, sondern auch andere als in den Vorjahren. Man beobachtete einen Zuwachs jüngerer Reisende, so Kirch. Vor allem von jungen Familien. Das bestätigt auch Martin Conzelmann von der Rurseeschifffahrt. Rund 20 Prozent Zuwachs verbuchten die Schiffe bei den Einzelpersonen. Dabei handele es sich um junge Familien, Wanderer oder Junggesellenabschiede. Unter den Gästen seien dabei einige, die die Eifel vorher überhaupt nicht kannten, sagt Conzelmann: „Es rufen viele Leute an, die sagen: ,Meine Schwägerin hat gesagt, bei ihnen ist es schön. Was kann man denn da machen?’“ Er beobachte unter den Fahrgästen der Rurseeschifffahrt zudem auch mehr osteuropäische Touristen, berichtet der designierte stellvertretende Vorsitzende von Heimbach-Tourismus. „Man sieht auch viel mehr Backpacker als sonst“, fügt er hinzu.
„Das macht keinen Spaß“
Was die touristischen Betriebe freut, kann aber auch zu Lasten der Natur gehen. In der vergangenen Woche mahnte der Nationalpark Eifel, dass es immer häufiger zu Regelverstößen im Park komme. Vor allem beliebte Orte wie der Rursee oder der Wilde Kermeter seien derzeit geradezu überlaufen. „Es ist im Moment schrecklich, mit dem Fahrrad die Runde rund um den Rursee zu fahren“, sagt Gotthard Kirch: „Das macht keinen Spaß.“ Er empfiehlt allen Touristen, sich bei den Tourist-Infos beraten zu lassen. Denn auch abseits der Hotspots gebe es in der Eifel viel zu entdecken.
Martin Conzelmann warnt zudem vor einem Anstieg wilden Mülls an der Staumauer in Schwammenauel. Auch der Wasserverband Eifel-Rur hat dies im Juni angemahnt. Mehr Besucher verursachten halt mehr Müll, der leider immer wieder in der Natur lande.
Jetzt kommt es vor allem aufs Wetter an
Conzelmann ist noch nicht ganz sicher, ob der Boom die touristischen Betriebe der Eifel alle aus der Corona-Krise retten wird. Denn die Einbußen waren zum Teil massiv. Durch das Wegfallen von Reisebussen aufgrund der Pandemie sei beispielsweise der Rurseeschifffahrt gut 30 Prozent Kundschaft weggebrochen. „Wir liegen etwas unter den Zahlen vom Vorjahr“, zieht er eine Zwischenbilanz. Wie schwer sich die Corona-Pandemie auswirke, hänge von den nächsten Monaten ab – und vor allem vom Wetter.
Das sieht Kirch ähnlich. Die Eifel sei nach wie vor ein Schönwetter-Tourismusgebiet. Wenn es im Herbst diesig werde, blieben auch die Touristen weg. Deshalb sie zu befürchten, dass der aktuelle Boom am Ende doch nicht ausreiche, um den Ausfall durch die Pandemie zu kompensieren. Genau werde sich das vermutlich erst am Ende des Jahres zeigen.