Schleiden – Sie liegen zwar nur wenige Kilometer voneinander entfernt, aber in Sachen Wiederaufbau nach der Flut sind die Unterschiede groß: „Während in Schleiden bereits einige Geschäfte wieder bezugsfertig sind oder schon geöffnet haben, laufen in Gemünd noch an vielen Stellen die Sanierungsarbeiten“, erklärte Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings. Wirtschaftsförderin Bianka Renn betonte: „Die Geschäftswelt von Oberhausen bis Gemünd hat durch die Flut einen schweren Schlag bekommen.“ Trotzdem sieht es bislang so aus, dass wohl weniger Läden schließen werden als befürchtet. „Einige Unternehmer befinden sich aber noch im Entscheidungsprozess“, sagte der Bürgermeister.
„Auf dem Marktplatz in Schleiden sind schon wieder einige Geschäfte geöffnet“, freut sich Pfennings. Das gilt für die Bäckerei Friedrichs, die Metzgerei Scholzen, die Eisdiele Serafin und den Tabakladen von Udo Pütz. Bei Haas Mode und im Sleidanus Eck laufen noch die Sanierungsarbeit, die Eröffnungen sind für das Frühjahr geplant. Gleiches gilt laut Renn für die Modegeschäfte NKD und Ernstings’s family, für das Vitalzentrum Jansen und einige andere. Nur die Betreiberin des Imbisses sei abgewandert und werde ihren Laden nicht mehr eröffnen. „Beim Kaufland ist noch nicht ganz klar wie es weitergeht“, sagt die Wirtschaftsförderin. In den früheren Fahrradladen werde die Floristin Anne-Lena Linden mit ihrem Blumengeschäft einziehen. Für das ehemalige Schuhgeschäft Hoss gebe es auch schon eine konkrete Planung. „In der Schleidener Innenstadt werden wir nach der Flut mehr Geschäfte haben wie vorher“, betont der Bürgermeister.
Unterstützung für eine Ansiedlung neuer Läden
Das liegt vor allem daran, dass die Verwaltung für drei leerstehende Ladenlokale in der Straße „Am Markt“ mit Hilfe des Sofortprogramms zur Stärkung der Innenstädte und Zentren des Landesministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung neue Interessenten finden konnte. „Marga Sajonskowski und Hedwig Will-Nowak bieten seit kurzem im ,Flair am Eck’ Dekoartikel, Accessoires und Feinkost aus der Provence an“, erzählt Renn. Katrin Fuß hat Anfang Dezember ihren Bioladen „Naturale“ eröffnet, und der Friseursalon Pott wird nach Angaben der Wirtschaftsförderin ab Januar 2022 wieder Kunden empfangen. Die Initiative für die Teilnahme an dem Förderprogramm sei von den Eigentümer Elmar Scholzen und Heinzbert Hoss und den Geschäftsleuten ausgegangen.
Die Ansiedlungen werden durch eine zweijährige Reduzierung der Miete unterstützt. „Die Stadt mietet leere Ladenlokale an, wenn der Eigentümer die Altmiete um 30 Prozent reduziert“, erklärt die Wirtschaftsförderin das Prozedere. Die Geschäftsinhaber könnten die Flächen dann mieten und müssten zwei Jahre lang nur 20 Prozent der Altmiete bezahlen. „Der Differenzbetrag wird aus dem Förderprogramm finanziert“, so Renn. „Das ist eine wichtige Anschubfinanzierung für Neugründer, für die die Fixkosten oft ein Problem sind“, weiß Pfennings. Er habe die große Hoffnung, dass mit Hilfe des Förderprogramms auch in Gemünd trotz der großen Schäden durch die Flut Neuansiedlungen realisiert werden können.
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In Gemünd haben unter anderem die Metzgereien Steffens und Heck, das Brotkörbchen und das Eifellädchen sowie das Bistro „Am Plan“ und der Euro-Grill schon wieder geöffnet. Viele andere wie das Modegeschäft „Red Eleven“, das Eiscafe Calchera, das Reisebüro Linden, der Istanbul Döner, der Gewürzladen „SaltyPepper“, das Brauhaus, die Blumeninsel Geschwind oder die Physiotherapie- und die Logopädiepraxen werden nach Aussage von Renn zurückkommen. Franz Schockert wird dagegen sein Uhren- und Schmuckgeschäft altersbedingt schließen, und auch Werner Müller wird seinen Schuhladen nicht mehr eröffnen und sich auf den Standort Schleiden konzentrieren. „In Gemünd kommt sicherlich noch Arbeit auf uns zu, um die Lücken, für die die Flut gesorgt hat, zu schließen“, meinte der Bürgermeister.
Größtenteils erfreulich sind die Nachrichten aus dem Gewerbegebiet in Mauel. „KTS Verpackungen und die Gemünder Brauerei produzieren schon wieder, der Tierfutterhersteller Koller und die Wäscherei Moog machen weiter an ihren Standorten“, führte der Bürgermeister aus. Auch die Kultdisko „Lenz“ werde wieder öffnen. Die Firma „Das blaue Wunder“, Hersteller von Reinigern und Tüchern, ist laut Pfennings nach Dreiborn übergesiedelt. Teile der Pappenfabrik Olef seien in Gebäude der ehemaligen Firma Marienthaler umgezogen. Ihre Pforten schon wieder geöffnet haben Kloska-Autoteile und der Getränkehandel Lehner und Friedrichs. Anders sieht es bei der Firma Huy Auto & Teile aus, die nach mehr als 50 Jahren zum Jahresende schließen wird. „Einige Unternehmen haben sich noch nicht endgültig entschieden“, sagt Bianka Renn. Man befinde sich mit den Inhabern in einem regelmäßigen Austausch.