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Haus in VogelsangDer Alpenverein hat nun eine Hütte in der Eifel – im einstigen Gefängnis

Lesezeit 3 Minuten
Der Schriftzug Malakoff prangt an einem alten Gebäude in Vogelsang, zwei Autos parken vor dem Haus. Einst war darin das Kasernengefängnis, nun ist dort ein Selbstversorgerhaus des Alpenvereins eingerichtet.

Das einstige Kasernengefängnis im Seitentrakt des markanten Malakoff-Ensembles ist nun eine Alpenvereinshütte.

Die Eifel-Sektion des Alpenvereins hat für 350.000 Euro das einstige Gefängnis im Malakoff-Komplex in Vogelsang zum Selbstversorgerhaus umgebaut.

Urlaub im Knast? An anderen Orten ist das schon möglich. Das Selbstversorgerhaus des Alpenvereins, das am 17. August offiziell in Vogelsang eröffnet wird, bietet das demnächst auch. Doch dabei steht nicht das Knasterlebnis im Vordergrund. Zudem ist kaum noch etwas von der einstigen Verwendung der Räume zu spüren, die die Sektion Eifel des Alpenvereins in jahrelanger Arbeit zu einer schicken Übernachtungsmöglichkeit umgebaut hat, die sich in Sachen Hüttenflair nicht vor den anderen Alpenvereinshütten zu verstecken braucht.

Vor vier Jahren gingen die Eifeler Alpenvereinsvertreter auf die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) zu, die die Gebäude in Vogelsang vermarktet: Ob es dort nichts Passendes für ein Selbstversorgerhaus gibt, wie der Verein sie vor allem in der Alpenregion bereithält? „Die Kameradschaftshäuser wurden uns zuerst gezeigt, aber die waren alle zu groß“, erinnert sich Max Theißen, Vorsitzender der Sektion Eifel.

Das Gebäude im Malakoff-Komplex war einst ein Gefängnis

Dann ging es auch in den Westteil von Malakoff, das markante Einfahrtsportal des Komplexes. „Ich habe zuerst gesagt, das könne niemand brauchen“, gibt Theißen zu. Denn Gemütlichkeit strahlten die Räume nicht aus. Seit die Nationalsozialisten 1938 Vogelsang in Betrieb genommen hatten, war dort das Gefängnis. Zuerst hatte die SS dort eine Wache samt Gefängnistrakt mit sechs Zellen. Nach dem Krieg verwendeten die Belgier das Gebäude, pragmatisch wie sonst auch, in der gleichen Funktion.

Zwei Stockbetten aus hellem Holz bieten in einem Vierbettzimmer der Alpenvereinshütte in Vogelsang Schlafmöglichkeiten.

Vierbettzimmer werden im Obergeschoss der Alpenvereinshütte vorgehalten, im Erdgeschoss sind Zweibettzimmer. Insgesamt stehen 28 Betten zur Verfügung.

Mehrere Tische und Bänke aus Holz stehen in einem großen Raum in der Hütte des Alpenvereins in Vogelsang.

Durch die Entfernung einer Wand konnte ein gemütlicher Essraum für große Gruppen geschaffen werden.

Bei den Eifeler Alpinisten machte sich die Gewissheit breit, dass dieses Objekt genau das Richtige für ihre Pläne sei. Eigentlich, so Theißen, habe er alles herausreißen wollen. Doch die Architektin Birgit Bach, selbst Mitglied im Verein, habe gezeigt, dass eine Umsetzung auch anders möglich sei. Die Baubegleitung habe dann der Simmerather Architekt Jens Wunderlich übernommen. Gemeinsam mit Martin Boekholt sei die Planung erstellt worden.

Drei Jahre baute der Alpenverein das Gebäude in Vogelsang um

Ein Jahr wurde geplant, rund drei Jahre gebaut, vieles in Eigenleistung vollbracht. Eine besondere Aufgabe sei es gewesen, alle Behörden zusammenzubringen: Naturschutz, Gewässerschutz, Denkmalschutz, Brandschutz. Vieles sei dabei gut gegangen, lobt Theißen die Kompromissbereitschaft vieler Sachbearbeiter. Doch einmal hätten sich Denkmal- und Brandschutz ineinander verhakt, so dass es dauerte, bis eine Lösung gefunden war.

Max Theißen steht in einer Mannschaftsumkleide. Über einer weißen Bank ist ein Gestell mit schwarzen Haken, an denen Kleidungsstücke aufgehängt werden können.

In den Umkleide- und Duschräumen, die Max Theißen zeigt, sind die originalen Gitter noch erhalten.

Bunte Klettergriffe sind an einer weißen Wand im Boulderraum der Alpenvereins-Hütte in Vogelsang angebracht.

Auch ein Boulderraum wurde in die Hütte integriert.

Rund 50 Helfer haben beim Umbau mit angepackt. Dabei habe es ein Kernteam von sieben bis acht Leuten gegeben, die mehrere Tage in der Woche vor Ort waren. „Die haben hier fast gelebt“, so Theißen.

Im Erdgeschoss durfte eine Wand zwischen zwei Zellen entfernt werden, so dass ein großer Aufenthalts- und Essraum entstand. Den Zellen selbst ist ihre Vergangenheit kaum anzumerken. Denn die Fenster wurden vergrößert und die Gitter entfernt. „Vielleicht ist eine Nacht hinter Gittern spannend, aber dann wird es ungemütlich“, so Theißen.

20 Betten stehen den Gästen in der Eifel-Hütte zur Verfügung

Das Selbstversorgerhaus steht allen Menschen offen. 28 Betten stehen bereit, eine Buchung ist über die Internetseite des Alpenvereins möglich. Auch der Boulderraum, der als Schmankerl eingerichtet wurde, kann nach Anmeldung benutzt werden.

Kauf und Umbau des Gebäudes hätten sich quasi selbst finanziert, erläutert Theißen. Denn beim Alpenverein müssen die Sektionen, die keine eigene Hütte betreiben, eine Hüttenumlage bezahlen. Bei 5200 Mitgliedern, die die Sektion hat, kommt dabei schon ein fünfstelliger Betrag zusammen, der nun gespart werden kann.

Rund 350.000 Euro hat das Projekt gekostet, wobei bei dem Boulderraum und der Pelletheizung auch öffentliche Förderungen zum Einsatz kamen. Heizkörper und Sanitäranlagen konnten aus den noch von den Belgiern sanierten Hundertschaftshäusern ausgebaut und wiederverwendet werden, da sie für das Konzept des Hotels, das dort entstehen soll, nicht geeignet sind.

Der Eigenanteil der Eifelsektion an den Gesamtkosten wurde mit einem Kredit in Höhe von 120.000 Euro beim Hauptverein gedeckt. Durch die Eigenleistung und die während der Bauzeit eingesparte Hüttenumlage habe das Darlehen bereits zurückgezahlt werden können, berichtet Theißen zufrieden. „Die Hütte ist schuldenfrei“, sagt er.