Jürgen Eckert ist ein Pionier der E-Mobilität in der Eifel.
Bereits 2002 fuhr er mit einem Elektro-Auto, einem dreirädrigem CityEL, über die Straßen im Südkreis.
Als der Dreiborner Maschinenschlosser vor 18 Jahren mit seinem 1,00 Meter breiten, 1,20 Meter hohen und 2,70 Meter langen Fahrzeug unterwegs war, steckte die E-Mobilität in Deutschland noch in den Kinderschuhen.
Schleiden-Dreiborn – „Ich war damals in Schleiden der Erste, der so ein Fahrzeug hatte“, sagt der 69-jährige Jürgen Eckert aus Dreiborn nicht ganz ohne Stolz. Und fügt an: „Ich bin nie damit umgekippt und musste auch nie schieben.“ Manchmal sei der Adrenalinspiegel aber ganz schön in die Höhe geschnellt – immer dann, wenn die Akku-Anzeige im roten Bereich gewesen sei. „Ich musste auch mal Verkehrsregeln brechen, damit ich mein Auto laden konnte“, erinnert sich Eckert. Die heutige Lade-Infrastruktur sei mit der damaligen nicht zu vergleichen, sagt er. Ein paar wenige private Tankstellen habe es gegeben, mehr nicht.
Eine Fahrt nach Bremen dauerte gerne mal bis zu 18 Stunden. „Mit den sieben 100-Ampere-Batterien kam ich etwa 60 Kilometer weit. In der Ebene schaffte ich so 60 bis 70 km/h, bergab brauchte das Auto gar keinen Strom und ich schaffte es auf bis zu 100 km/h. Nur bergauf ging’s mit 40 km/h etwas langsamer“, erinnert es sich schmunzelnd.
CityEL-Elektroauto: Alles, nur nicht schneetauglich
Um die Spitzengeschwindigkeit auf ebener Strecke zu erreichen, musste aber ein bisschen getüftelt werden. „Ich habe das Ding getunt. Anstatt eines 36-Volt-Akkus hatte ich einen 48-Volt-Akku eingebaut. So wurde auch die Reichweite größer. Immerhin 100 Kilometer habe ich dann geschafft – wenn nicht allzu viele Berge auf der Strecke lagen“, so Eckert. Das sei alles gar kein Problem gewesen.
Mit dem ungewöhnlichen Fahrzeug ging es praktisch täglich von Dreiborn zur Arbeit nach Hellenthal und wieder zurück. Nur schneetauglich sei der dreirädrige Flitzer nicht unbedingt gewesen. Einmal sei ihm das Vorderrad gebrochen. „Ich bin zum Glück nicht auf die Gegenfahrbahn gerutscht“, so Eckert, der seine Lade-Infrastruktur damals einfach selbst gebaut hat.
Elektroautos und historische Traktoren
Der Schnelllader Marke Eigenbau steht noch heute in seiner Garage. „Der wurde mit Steckern, die man eigentlich für den Computer benutzt hat, ans Fahrzeug angeschlossen. Nach eineinhalb Stunde war der Akku wieder voll“, erläutert der 69-Jährige. Auf 100 Kilometer gerechnet, kostete ihn der Strom gerade einmal 1,60 Euro. Eckert: „E-Auto zu fahren, ist einfach viel günstiger.“
Knöllchen droht
Wer sein Elektro-Auto auf dem Annaturmplatz in Euskirchen lädt, kann dort zwei Stunden kostenfrei parken. „Damit sollte eine Grundversorgung gewährleistet sein. Für weiteres Aufladen müsste ein gebührenpflichtiges Parkticket gelöst werden“, heißt es seitens der Euskirchener Stadtverwaltung auf Nachfrage. Wer sein Auto länger als zwei Stunden lädt und kein Ticket zieht, dem droht ein Ordnungsgeld, also ein Knöllchen.
Doch was ist zu tun, wenn die beiden Ladeplätze von einem Auto mit Verbrennungsmotor blockiert werden? Zuständig sei dann das Ordnungsamt, so die Verwaltung. „Ein Abschleppen ist in dem geschilderten Fall denkbar, weil die Anzahl der Ladesäulen dort begrenzt ist. Die konkreten Umstände des Einzelfalles sind hier allerdings zu beachten“, teilte die Stadtverwaltung auf Anfrage der Redaktion mit. (tom)
Obwohl seine beiden CityELs längst verkauft sind, ist der Dreiborner der Elektro-Mobilität treu geblieben – auch wenn der 69-Jährige aktuell ein Auto mit einem klassischen Verbrennungsmotor in der Garage stehen hat. Und er sich drei historische Traktoren zugelegt hat, mit denen er samt Wohnwagen nun gerne durch die Eifel fährt.
Bisher acht E-Autos besessen
In den kommenden Monaten soll aber ein Skoda Citigo her. Ein entsprechendes Angebot liegt bereits auf dem Küchentisch. Acht Elektro-Autos habe er bisher gehabt: vom Peugeot 106 über einen Citroën Saxo bis zum VW up. Ein e.Go komme auf keinen Fall infrage. „Das Ding ist doch eine Krankheit“, sagt er. Auch an den etablierten deutschen Autoherstellern lässt der Eifeler kein gutes Haar: „Die haben die Entwicklung komplett verschlafen. Ich habe manchmal den Eindruck, dass die gar keine Lust auf Elektromobilität haben.“
Ganz im Gegensatz zum Dreiborner. Der hat zwar seine Lade-Streckdose aktuell verschraubt, bastelt dafür aber an einer neuen Energiequelle. In der Garage des Dreiborners liegt ein Windrad – natürlich Marke Eigenbau. Aktuell verbaut der 69-Jährige dort einen zweiten Magneten, um noch mehr Strom zu gewinnen. Läuft alles nach Plan, soll mit der gewonnenen Energie bald schon wieder der Kühlschrank und der Fernseher versorgt werden. Er sei eben ein Bastler. Und als Rentner habe er für so etwas die nötige Zeit.
Strom fürs Elektroauto aus Photovoltaikanlage auf dem Dach
Das künftige E-Auto soll aber nicht über das Windrad mit Strom versorgt werden. „Dafür habe ich doch die Photovoltaikanlage auf dem Dach“, sagt er. Am Sonntag habe die 25 kWh produziert. „Das geht schon, wenn man möchte, und so macht E-Mobilität doch richtig Spaß“, so Eckert. Selbst im Winter ließe sich das Auto problemlos mit eigenem Strom laden.
Bis es wieder so weit ist, werden aber noch ein paar Tage vergehen. Langweilig werden die für den E-Mobilitätspionier aber nicht. Zumal am 6. Februar der nächste Vera-Stammtisch in Eschweiler auf dem Programm steht. Vera steht für „Verein der Elektromobilfreunde in der Region Aachen“. Die Mitglieder sind seit Jahrzehnten elektrisch unterwegs.