Das Personal des Museums soll nach Möglichkeit gehalten werden, wenn die Großveranstaltungen wie erwartet gut besucht werden.
Mittel werden erheblich gekürztDas Kommerner Freilichtmuseum setzt 2025 den Rotstift an
Mit jährlich mehr als 200.000 Besucherinnen und Besuchern ist das Kommerner Freilichtmuseum eines der beliebtesten Ausflugsziele im Kreis Euskirchen. Auch für das laufende Jahr kann Museumsdirektor Dr. Carsten Vorwig wieder positive Zahlen verkünden: „Aktuell haben wir bereits die Marke aus dem Vorjahr geknackt“, sagte der Museumschef im Gespräch mit dieser Zeitung: „Ich bin optimistisch, dass wir das Jahr 2024 mit insgesamt rund 212.000 Besuchern abschließen können.“
Allein beim „Advent für alle Sinne“, der letzten Großveranstaltung in diesem Jahr, wurden rund 11.000 Besucher gezählt. „Und obwohl wir beim Jahrmarkt anno dazumal speziell in der ersten Veranstaltungswoche sehr schlechtes Wetter hatten, kamen an den zehn Jahrmarkttagen insgesamt rund 40.000 Gäste ins Freilichtmuseum“, so Vorwig weiter.
Mechernich-Kommern: Freilichtmuseum ist gut besucht
An den Besucherzahlen liegt es also nicht, dass Vorwig im kommenden Jahr den Rotstift im Museum ansetzen muss. Der Träger des Freilichtmuseums, der Landschaftsverband Rheinland (LVR), hat für die Jahre 2025 und 2026 erhebliche Mittelkürzungen angekündigt. „Davon sind auch wir betroffen“, macht Vorwig deutlich: „Wir hängen an den kommunalen Haushalten, deshalb müssen wir im kommenden Jahr kräftig sparen.“
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Über die Höhe der zu erwartenden Budgetkürzungen will sich Vorwig öffentlich nicht äußern. „Es ist aber eine Summe, die uns richtig wehtut. Wir müssen daher genau überlegen, in welchen Bereichen wir sparen wollen.“
Eines ist aber jetzt schon klar: „Unsere beliebten Großveranstaltungen werden auch im neuen Jahr wieder in der gewohnten Form stattfinden, trotz des Zwangs zum Sparen.“ Beim Museumsjahrmarkt rund um Ostern, dem Zeitblende-Wochenende im Spätsommer und beim „Advent für alle Sinne“ am ersten Adventswochenende müssen Museumsbesucher also keine Programm-Einschränkungen befürchten. „Das würde eine Abwärtsspirale in Gang setzen und im Endeffekt zu einer deutlich geringeren Besucherzahl führen“, sagt Vorwig. Auch der Personalbestand soll nach Möglichkeit gehalten werden.
120 Mitarbeitende arbeiten im Museum
Aktuell sind rund 120 Mitarbeitende in den verschiedensten Museumsbereichen in Kommern tätig. Etwa 50 sind direkt beim LVR angestellt, weitere 40 bis 50 bei der Rheinland-Kultur-GmbH, einer LVR-Tochtergesellschaft, die unter anderem Service-, Reinigungs- und Aufsichtstätigkeiten im Museum übernehmen. Der restlichen Mitarbeitenden sind freie Kräfte, die eigene Projekte oder Führungen betreuen. „Wenn die Veranstaltungen gut laufen, können wir alle Mitarbeiter halten“, schaut Vorwig optimistisch aufs neue Jahr.
Allerdings wird es 2025 keine neuen Sonderausstellungen geben – eine Folge des Sparkurses. Auch einige Bauprojekte liegen auf Eis, zum Beispiel der Aufbau einer historischen Schulsternwarte, die bereits Ende 2022 in Hilden abgebaut und nach Kommern transloziert worden war. In der Baugruppe „Marktplatz Rheinland“ muss das Fachwerkhaus aus Roggendorf, in dem ein zeitgenössisches „Heimatmuseum“ eingerichtet werden soll, weiter auf seinen Wiederaufbau warten.
Eisenbahnwaggon soll aufgestellt werden
„Das hat aber auch damit zu tun, dass wir mit der Translozierung des Bahnhofs aus Walporzheim in diesem Jahr ein weiteres großes Bauprojekt begonnen haben“, erklärt Vorwig. „Aktuell ist das Fachwerkgebäude von 1911 noch eingepackt, weil wir eine Thermobehandlung gegen Holzschädlinge durchgeführt haben“, so Vorwig weiter. Die museumseigenen Zimmerleute arbeiten unterdessen an der Innensanierung. Mit einer Fertigstellung sei aber erst 2026 zu rechnen.
„Das gibt uns die Zeit, weiter nach einem geeigneten Schienenfahrzeug zu suchen, das vor dem Bahnhof aufgestellt werden soll“, berichtet der Museumsdirektor: „Wir sind da an einem Silberling dran, den wir gerne hätten.“ Gemeint ist damit ein auch auf den Strecken im Ahrtal und der Eifel eingesetzter Eisenbahnwaggon, der mit seiner unverkennbaren silbernen Lackierung und den roten Kunstlederpolstern sicher noch vielen Zeitgenossen im Gedächtnis sein dürfte – inklusive des typischen Geruchs.
Die benötigten Schienen für die Aufstellung des Waggons lagern bereits auf dem Museumsgelände – und auch die passen originär zum Bahnhof aus Walporzheim: „Das sind Gleise der Ahrtalstrecke, die im Rahmen der Flutsanierung ausgebaut worden sind“, sagt Vorwig. „Wir suchen allerdings noch nach den älteren Bahnschwellen aus Holz, weil wir den Bahnhof in zwei Zeitschnitten präsentieren wollen.“
Ein Bauprojekt konnte im Jahr 2024 abgeschlossen werden: Die Wiedereröffnung des Zeitungskiosks aus Bonn wurde schon Anfang des Jahres im Museum gefeiert. „Da hatten wir viele positive Besucherreaktionen von Zeitzeugen“, sagt Vorwig: „Auch die Gründerin hat sich bei uns gemeldet, was uns sehr gefreut hat, um die Geschichte des Büdchens weiter zu erzählen.“
Postkarten aus dem Museums-Shop
In Zeiten von WhatsApp, Instagram und Co. sollte man nicht glauben, welche Artikel im museumseigenen Shop im Eingangsbereich nach wie vor zu den unangefochtenen Verkaufsschlagern gehören: Ansichtskarten mit Motiven aus dem Freilichtmuseum. „Neben Büchern zur Regionalgeschichte und unseren eigenen Schriftenreihen sind das tatsächlich die absoluten Renner im Shop“, berichtet Museumsleiter Dr. Carsten Vorwig.
Regionale Produkte aus dem ganzen Rheinland und der Eifel sowie Mitbringsel aller Art schließen das Angebot ab. Wie auch das Museum, ist der Shop an 365 Tagen im Jahr geöffnet.
Bis zum Weihnachtsfest gibt es auch noch einige kleinere Veranstaltungen im Freilichtmuseum.
Am dritten Adventswochenende laden zum Beispiel die Hauswirtschafterinnen des Museums zum Backen von Christstollen und Spekulatius ein.