Um Schüler am Wiederaufbau der von der Flut betroffenen Berufskollegs einzubeziehen, haben FDP, CDU und UWV einen Antrag beim Kreis gestellt.
Flutschäden im Kreis EuskirchenSchüler sollen Wiederaufbau von Berufskollegs begleiten
„Partizipation der Schüler am Wiederaufbau kann eine große Chance sein“, sagt Frederik Schorn, Fraktionsvorsitzender der FDP im Kreistag. Entsprechend haben die Liberalen mit der CDU und der UWV beim Kreis einen Antrag gestellt, der Partizipationsmöglichkeiten beim Wiederaufbau der von der Flut betroffenen Berufskollegs erörtern soll.
Es sei von Schülerseite widergespiegelt worden, dass kein richtiges Schulgefühl aufkomme, berichtete Schorn im Ausschuss für Bildung und Inklusion. Das sei sicherlich kein Problem, das das Thomas-Eßer-Berufskolleg in Euskirchen und das Berufskolleg Eifel in Kall exklusiv hätten, aber auch an den Standorten im Kreis Euskirchen sei das „Nicht-Gefühl“ erwähnt worden, so Schorn: „Man ist ja meist nur ein paar Wochen da, dann ist man wieder im Betrieb. Und überhaupt ist die Schulzeit dort geringer als an einer anderen Schule.“
Leiter des Thomas-Eßer-Berufskollegs: Schulgefühl an Berufsschulen weniger ausgeprägt
Hermann Wilkens, Leiter des Thomas-Eßer-Berufskollegs, entgegnete: „Die Sache mit dem Gefühl ist ein Berufsschul-Spezifikum. Wir haben keine Vollzeitschüler. Wir haben drei Standorte: die Schule, den Betrieb und die überbetriebliche Ausbildungsstätte. Da hat man nicht das Schulleben.“ Das spüre man auch bei der Elternbeteiligung. Selten sage ein junger Mensch zudem, er sei Thomas-Eßer-Berufsschüler, sondern dann schon eher, dass er Kfz-Mechatroniker sei.
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In der Schulkonferenz seien Schülervertreter dabei und allein schon deshalb über alle wichtigen Schritte informiert. Geplant sind laut Wilkens zudem zwei Veranstaltungen zum Thema Zukunftsausrichtung: eine im Bereich Elektrotechnik und ein Workshop. Bei der Elektrotechnik stehe die Fortbildung im Vordergrund – beispielsweise wie moderne Unterrichtsinhalte derzeit aussehen und wie sie sich in Euskirchen abbilden lassen.
Beim Thema „Moderne Schularchitektur“ seien ebenfalls Schüler miteingebunden, so Wilkens. Allerdings halte sich das Interesse in Grenzen. „Das hat etwas damit zu tun, dass die jetzigen Schüler den Neubau nicht mehr als Schüler erleben. Ihnen ist eher die Situation jetzt wichtig“, berichtete Wilkens.
Die Planungsleistungen befinden sich nach Angaben von Kreis-Mitarbeiter Ralf Kastenholz gerade erst in der Ausschreibung, weil das Vergaberecht zu beachten sei. „Wir wollen aber sehr schnell schon sichtbare Lösungen finden, um die Motivation bei Schülern und Lehrern hochzuhalten“, sagte er. Eine Übergangslösung am TEB befinde sich bereits in der Umsetzung – ungeachtet vom großen Wiederaufbau, der nach Angaben des Kreises etwa mehr als 87 Millionen Euro kosten wird.
In Kall richtete das Hochwasser dem Kreis zufolge einen Schaden von etwa 60 Millionen Euro an. Aktuell werden laut Kastenholz am TEB Container aufgebaut, die als Klassenräume genutzt werden können. Der Trakt A wird aktuell „freigezogen“. Dort sollen acht Klassenräume entstehen. Am Berufskolleg Eifel soll ein Nachbargebäude angemietet werden. „Wir sind in Gesprächen mit der e-regio“, sagte Achim Blindert, Wiederaufbaukoordinator beim Kreis.
In Kall seien vor allem die Bildungsgänge betroffen, die Küchen benötigen. Diese seien derzeit auf drei Standorte verteilt. Deshalb wolle man in dem derzeit ungenutzten Gebäude des Energiedienstleisters Küchen aufbauen. „Seitens des Eigentümers stehen die Zeichen gut“, so Blindert: „Wir sehen unsere Aufgabe als Schulträger darin, die baulichen Konzepte umzusetzen. Da hat es schon einen Austausch mit der Schulleitung gegeben.“ In Kall wünscht sich die Schülerschaft ein grünes Klassenzimmer. Zudem soll die Schule zum Wohlfühlort werden, so Schulleiter Holger Mohr.
Neue Energiekonzepte
Auch an den Förderschulen gehen der Wiederaufbau und die angestrebten Modernisierungen weiter. Durch den Krieg in der Ukraine seien kurzfristig die Energiekonzepte überdacht worden, sagt Kreis-Mitarbeiterin Brunhilde Hahne. Aktuell seien Provisorien in Betrieb.
An der Hans-Verbeek-Schule soll künftig eine Luftwärmepumpe verbaut, an der Nikolausschule soll Geothermie als Energiequelle genutzt werden. Zwischenzeitlich seien Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben worden – inklusive eines überarbeiteten Brandschutzkonzeptes. „Technische Anlagen werden nun in den oberen Geschossen verbaut, was dazu führt, dass innerhalb der Schulen Umorganisationen stattgefunden haben“, so Hahne.
An der Nikolausschule habe es bisher einen viel genutzten Matschraum gegeben, der keine natürliche Lichtquelle gehabt habe. Das sei nun anders. An der Hans-Verbeek-Schule ist im Keller ein zusätzlicher Klassenraum geschaffen worden. Hahne: „Das ist für die Schule ein großer Gewinn.“ Die Digitalisierung sei ebenfalls vorangeschritten, so Hahne.