Polizistin Christina Specht sprach mit Rudi Cerne über den Raubüberfall und die Folgen für das 83-jährige Opfer. Es ist eine Belohnung ausgesetzt.
Aktenzeichen XYBrutaler Raub in Schweinheim: Euskirchener Polizistin vor Millionen-Publikum
„Ganz entsetzlich. Ein brutaler Raub. Die Frau ist durch die Hölle gegangen.“ Das waren die ersten Worte von Moderator Rudi Cerne, nachdem die filmische Darstellung des Raubüberfalls von Schweinheim in der Sendung „Aktenzeichen XY … Ungelöst“ am Mittwochabend gesendet worden war.
Eine 83-Jährige war in dem Euskirchener Ortsteil am 25. Mai 2023 brutal aus dem Schlaf gerissen worden. Zwei maskierte Männer waren in ihr Haus eingedrungen. Die Täter versuchten, die Frau mit Kabelbinder zu fesseln. Das Opfer leidet jedoch an einer Pergamenthaut. Die Haut riss schnell auf. Die Frau wurde an den Handgelenken schwer verletzt, musste später ins Krankenhaus gebracht werden.
Im Studio bei Rudi Cerne sprach die Pressesprecherin der Euskirchener Kreispolizei, Christina Specht, über den Fall. 5,47 Millionen Menschen sahen zu, Spitzenreiter an diesem (fußballfreien) Fernsehabend.
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„Die Dame steht auch heute noch, ein Jahr nach der Tat, unter den Eindrücken des Erlebten“, berichtete Specht den Zuschauern. Sie wache nachts immer noch auf, habe schlaflose Nächte, werde schon von den leisesten Geräuschen geweckt. „Zudem“, so Specht im Gespräch mit Cerne, „hat sie das Vertrauen in die Menschheit leider total verloren. Sie kann nur noch ihren engsten Verwandten, Freunden und Bekannten vertrauen.“
Schweinheim: Die Täter verletzten das 83-jährige Opfer schwer
Die Frau habe die Befürchtung, dass ihre damalige, aus Albanien stammende Haushälterin etwas mit der Tat zu tun haben könnte, berichtete die Polizistin im Studio in München. Denn die Täter hätten albanisch gesprochen, sagte das Opfer später bei der Polizei aus.
Im Film ist zu sehen, dass sich die Haushälterin erfreut zeigte, auf Landsleute zu treffen, als diese beauftragt wurden, Flutschäden am Haus der damals 83-Jährigen zu beheben. Zu sehen war auch, wie das bis dahin herzliche Verhältnis der beiden Frauen zueinander infolge der Tat nach und nach in die Brüche ging, bis die Haushälterin schließlich ihren Job quittierte.
Die Seniorin gehe davon aus, dass Informationen über ihr Haus weitergegeben worden sein könnten, berichtete Specht. Es bestehe aber auch weiterhin ein Verdacht gegen die Baufirma, die mit den Sanierungsarbeiten beauftragt worden war. „Man kann sagen, dass der Bau-Chef, aber auch die Mitarbeiter aus Albanien stammen und zuletzt auch nicht im Guten mit der Frau auseinander gegangen sind“, erklärte Polizeisprecherin Specht.
Rudi Cerne: Täter kannten sich in dem Haus bestens aus
Klar sei, so Cerne: „Die Täter kannten sich in dem Haus bestens aus. Sie wussten genau, wo sie hingegen mussten und wo was zu holen war.“ Laut Sprecht geht die Polizei davon aus, dass die Täter das Wohnobjekt, aber auch die Frau gezielt ausgesucht haben.
„Die Täter sind superschnell in das Wohnhaus eingedrungen“, so Specht – und das in einem „sehr komplexen Wohnhaus mit vielen Räumen, vielen Versteckmöglichkeiten“. Offenkundig hätten die Männer auch den Tresor sofort angesteuert. Dann haben sie sich auch sehr schnell wieder vom Tatort entfernt – mit dem Safe und Schmuck im Wert von 50.000 bis 60.000 Euro darin.
Specht und Cerne stellten aber auch klar: Das alles seien nur Indizien. Die Polizei könne den Verdacht bis dato weder bestätigen noch ausräumen, so Christina Specht: „Das Problem ist, dass die Baufirma untergetaucht ist und die Ermittlungen dadurch sehr erschwert sind.“
Die Euskirchener Polizei hoffe nun, dass „genau jetzt Zuschauer vor dem Fernseher sitzen, die damals in der Tatnacht verdächtige Beobachtungen gemacht haben“, sagte Specht. Die Polizei sei zudem davon überzeugt, dass es einen Kreis von Personen gebe, die wüssten oder zumindest ahnten, wer ins Haus der Seniorin eingedrungen ist.
Täter nahmen Schmuck im Wert von mehr als 50.000 Euro mit
Bereits wenige Stunden nach der Tat wurde der entleerte Tresor in einem Bach in Büllingen gefunden. Unklar sei, ob die Täter Verbindungen nach Belgien haben, so Sprecht. Vielleicht haben sie auch nur die Nähe zur Grenze genutzt, um schnell ins Ausland zu gelangen: „Möglicherweise wollte man so die Ermittlungen erschweren.“
Hoffnung setzt die Polizei auch darauf, dass jemandem die geraubten Schmuckstücke in den vergangenen 13 Monaten aufgefallen sind, darunter eine auffällige Kreuzkette mit dazugehörenden Ringen und Ohranhängern aus böhmischen Granat, sowie ein Ring, ein Ketten- und zwei Ohranhänger mit blauen Topas-Edelsteinen. Der Schmuck wird auf der Homepage von „Aktenzeichen XY“ gezeigt. In der ZDF-Mediathek ist zudem die komplette Folge zu sehen. Laut ZDF ist das Video bis zum 10. Juli 2024 verfügbar.
Über die Resonanz auf die Sendung hielt sich die Euskirchener Polizei am Donnerstag weitgehend bedeckt. Es seien sowohl in der Euskirchener Dienststelle als auch im „Aktenzeichen XY“-Studio „mehrere Anrufe mit Hinweisen“ eingegangen. Denen werde nun nachgegangen.
Zur Aufklärung des Falls hat die Staatsanwaltschaft Bonn eine Belohnung in Höhe von 2000 Euro ausgelobt. Hinweise nimmt die Euskirchener Polizei weiterhin entgegen, telefonisch unter 02251 799-888, 02251 799-0 oder per E-Mail.