AboAbonnieren

Kreis EuskirchenRegenmenge von historischer Dimension

Lesezeit 2 Minuten

Zu extremen Überschwemmungen (hier der Gillesbach in Urft) kam es am Mittwoch vor einer Woche.

Kreis Euskirchen – 178 Liter Niederschlag pro Quadratmeter an der Steinbachtalsperre, 153,5 Liter in Eicherscheid, 151 Liter in Nettersheim und 145 in Sistig. Und das in nur 16 Stunden. Wassermengen, deren Dimensionen auch für Karl-Josef Linden, Wetterexperte aus Sinzenich, unvorstellbar sind. „Zwischen 6 und 22 Uhr am Mittwoch vor einer Woche gab es allein an diesen Stellen das zwei- bis dreifache eines Monatsniederschlags“, sagt Linden. Zum Vergleich: Bei einem normalen Gewitter gibt es in kurzer Zeit lokal begrenzt Niederschlagsmengen zwischen 20 und 40 Litern, bei einem schweren Gewitter von 40 bis 60 Litern.

Seit 1890, solange reichen die Aufzeichnungen der Wetterdaten zurück, hat es solche Niederschlagsmengen im Kreis Euskirchen nicht gegeben. „Wir hatten in der Eifel auch schon mal 120 Liter“, sagt Linden. Alle Wetterstationen, mit Ausnahme von Mülheim/Wichterich und Füssenich, hätten jenseits der 100-Liter-Grenze gelegen. Die Stationen in Roitzheim und Flamersheim wurden vom Hochwasser weggespült und sind bis heute nicht auffindbar. „Zum Glück passierte das, als es aufgehört hatte zu regnen“, sagt Linden mit Blick auf die Korrektheit der gesammelten Daten pragmatisch.

Dimension war kurz vorher absehbar

Laut Linden war die Dimension dieses Ereignisses allerspätestens wenige Stunden vor der Flut absehbar. Am Nachmittag hatte er den Kreis in Kenntnis gesetzt, dass es zu einem Extremereignis komme. „Da war mir bereits klar, dass wir 120 bis 150 Liter zu erwarten haben. Solche Mengen mussten zu extremen Überschwemmungen führen“, erläutert er. Mit der Unteren Wasserbehörde habe er eine Stunde lang Daten „hin und her geschoben“, erinnert er sich.

Eine Erklärung für das Hochwasser hat er auch: Für ihn ist der Klimawandel maßgeblich. Seit Wochen gebe es über Russland bis hin zum Schwarzen Meer eine abnorme Hitze. Dadurch sei die Luft nur sehr wenig in Bewegung. Hinzu kommt eine Omega-Wetterlage. In Höhe von Dortmund seien Luftströme, die von der Nordsee zu den Alpen unterwegs waren, mit feuchter Luft aus dem Mittelmeerraum zusammengestoßen und zurückgeschleudert worden. „Weil die Eifel höher liegt als Dortmund, kam zusätzlich zu dem Regen von dort noch Steigungsregen hinzu“, erklärt Linden.

Der Wetterexperte ist sich sicher, dass der Klimawandel dazu führen wird, dass sich solche Wetterlagen häufen. „Das kann alle fünf Jahre sein oder zweimal im Jahr“, sagt Linden. Doch wie seine Prognose für das kommende Wochenende aus? Linden beruhigt. „Es handelt sich um ganz normale Sommergewitter. Da die tropische Luft aus Spanien nicht so heiß sei, vermute er lokale Niederschläge von 20 bis 30 Litern, dann aber, wie bei einem Gewitter üblich, in kurzer Zeit.