Selbstversuch im Golfclub EifelDen Ball treffen? Geht erst mal nicht
Lesezeit 7 Minuten
Nach überstandenem Bandscheibenvorfall hat sich Stefan Lieser auf den Golfplatz gewagt.
Den Ball treffen? Geht erst mal nicht. Dann irgendwie, auch mal überraschend, immer wieder blamabel.
Seine Eindrücke schildert er in seinem Bericht aus Hillesheim.
Hillesheim – Golf? Was für ein Sport. Hier gewinnt, wer die wenigsten „Schläge“ hat. Ist das so faszinierend, wie die Golfer sagen? Um das überprüfen zu können, werden auf den Golfplätzen in der Region Schnupperkurse angeboten – etwa auf der 18-Loch-Anlage des Golfclubs Eifel bei Hillesheim.
Sanft gewellt, manchmal auch steil hügelig im Wald, fünf Teiche, einige Bachläufe, in aller Herrgottsfrühe stehen Rehe mittendrin – so idyllisch ist der ältere Teil dieses Parks. „Der wäre heute so nie mehr genehmigungsfähig“, sagt Wolfdieter Gotschlich, der für die Teilnehmer des Schnupperkurses nur „der Wolf“ sein will. Er ist Diplom-Sportlehrer und Golflehrer. Er weiß, warum die vor 40 Jahren zunächst auf neun Loch „in den Wald geschnittene“ Anlage so beliebt ist und so idyllisch wirkt.
Greenkeeper
Damit ein Golfplatz so perfekt ist wie die rund 70 Hektar große Anlage des Golfclub Eifel braucht es einen Fachmann. Greenkeeper ist ein anerkannter Ausbildungsberuf. In Hillesheim hat dieses Amt seit 20 Jahren Marco Junk inne. Der 38-Jährige aus dem nahen Berndorf hat ein sechsköpfiges Team an seiner Seite, das Spielbahnen, Lochs, Fairways, Roughs sowie Sandbunker und Teiche als natürliche Hindernisse auf dem Parcours pflegt.
Alle 50 Meter sind unter der Grasnarbe Hydranten verbaut, dazu kommen Sprinkleranlagen. Bei Bedarf wird zusätzlich aus Feuerwehrschläuchen Wasser auf die Rasenflächen und die „Grüns“ verteilt. Täglich werden alle Rasenflächen gemäht, die Schnitthöhen sind nach den internationalen Standards unterschiedlich.
3,6 Millimeter kurz und dicht wie ein Teppich ist der Rasen des Grüns an den Löchern. Dort wird eine spezielle Rasenmischung eingesät. Darunter ist ein hoher Schichtaufbau unter anderem aus Sediment. Die Kosten pro Grün, von denen es 18 plus Übungs-Grün gibt, betragen bis zu 50 000 Euro. Dazu kommen die Kosten für die Pflege.
Wenn es, wie im vergangenen Sommer oder etwa Ende Juni dieses Jahres, extrem trocken ist, muss das Team um Marco Junk ab Sonnenaufgang Sonderschichten fahren. Dann, so der Head-Greenkeeper, der in der Szene einen exzellenten Ruf hat, „müssen wir kämpfen!“ (sli)
Als sie vor 25 Jahren um weitere neun Löcher erweitert wurde, um 18-Loch-Turniere veranstalten zu können – pro Jahr sind es an die 80 –, waren die Auflagen wesentlich schärfer. Soviel zur Geschichte der rund 70 Hektar großen Anlage.
Drei Rabbits, wie Anfänger beim Golf genannt werden, interessiert das nur am Platzrand. Um sich „dem Wolf“ anzupassen sind dabei: Der Dietrich, das ist Dr. Dietrich Ley, 74, aus Köln. Sein rechter Oberarm schmerzt chronisch, deshalb will er nach 40 Jahren vom Tennis zum Golf wechseln, das auch seine Frau spielt. Der Richard ist Richard Luxem, 59, aus dem Ahrtal. Er ist auf seinem Mountainbike von Zuhause angeradelt und nebenbei Marathoni. „3:05 Stunden beim Düsseldorfer Stadtmarathon“, sagt er, verdächtig drahtig und fit wirkend. Dritter im Bunde bin ich: Der Stefan, 62, Journalist, nach verarbeitetem Bandscheibenvorfall wild entschlossen. Wir drei wollen es wissen: Wer von uns hätte das Zeug zum „Tiger Woods der Eifel“ gehabt und hat das nur zu spät entdeckt?
„Handicap ist das Schönste im Golf. Es ist was Gutes“
„Handicap ist das Schönste im Golf. Es ist was Gutes“, sagt Wolf Gotschlich. Irgendwie klingt das ironisch. Er stellt uns die Grundausrüstung vor. Drei verschiedene Eisen sind dabei, je nach Zweck im anderen Winkel zur Griffstange. Das Holz ist für den Abschlag – der Hohlkörper der Schlagfläche ist meist aus Titan, Carbon oder Stahl. Schließlich noch der Putter für die finalen Schläge ins Loch.
Das Handicap jedenfalls sei beim Golf kein Nach-, sondern ein Vorteil, sagt der Profi. Gemeint ist die Zahl an erlaubten Schlägen in einem Flight, also einem Durchgang über die 9- oder 18-Loch-Anlage. Für jedes Loch ist ein Par festgelegt, das „Professional Average Result“, der Durchschnittswert an Schlägen für einen guten Spieler – insgesamt 72. Darüber hinaus sind für den gesamten Platz im Golf Club Eifel 54 Schläge erlaubt.
Der Abschlag auf Bahn 7, der längsten, ist für die Herren 537, für die Damen 474 Meter vom Loch entfernt. Handicap 54? Zu wenig für ein Rabbit. Das fühlt man. Und man weiß es sehr schnell auf der Driving Range, dem leicht erhöhten Abschlagplatz über einer weiten, kurz gemähten Wiese. Hier sollen wir Position neben unseren Körben mit je 50 Golfbällen beziehen.
Die gut 400 Meter lange Rasenfläche vor uns ist übersät mit weißen Bällen. Hinweistafeln kündigen Ziele an: 50, 75, 100, 150, 200 – Meter. Eine Provokation. Den Ball treffen? Geht erst mal nicht. Dann irgendwie, auch mal überraschend, immer wieder blamabel. Wenn ein Schlag sitzt, hört sich das schon beim Abschlag anders an und es sieht besser aus. Des Rätsels Lösung? „Schwingen“, so Gotschlich. Man solle versuchen, immer den richtigen Stand zum Ball zu haben: leicht breitbeinig, gebeugt, die Brust raus.
Dann am Schläger die – für Rechtshänder – linke Hand unten am Griff, Daumen oben, darüber die rechte Hand. Den rechten Arm leicht gedreht über die Schulter heben – und schwingen. Nicht schlagen, nicht den Arm herunterdrücken. Die Kraft erst im Moment des Auftreffens auf den Ball bringen. Der kullert beim ersten Versuch müde vom Tee, dem Aufsetzstäbchen, das nur beim Abschlag erlaubt ist. Dann ein wuchtiges Wusch von nebenan: Einer hat den Luftball geschlagen.
„Und immer an das Ziel denken“, sagt der Profi, während wir den Ball fixieren. Welches Ziel? Eine Wiese, ein Loch oder das verdiente Kaltgetränk im „Loch 19“, dem Clubrestaurant Milan Stuben? „Jetzt werden eure Erfolgserlebnisse größer“, verspricht der Motivator. Es geht zum Putten auf eins der drei Übungs-Grüns. Entfernungseinschätzung, Feinmotorik und Lesen des Geländes sind gefragt. Nur minimal gewellt ist der „heilige Rasen“, das perfekte Grün des Golfplatzes.
Schnupperkurse
Auf allen Golfplätzen in der Region werden Schnupperkurse angeboten:
Der Golfclub Eifel in Hillesheim bietet Kurse an am Sonntag, 8. September, 11 bis 15 Uhr, und Sonntag, 29. September, 12 bis 16 Uhr. Sie kosten 19 Euro pro Person. Anmeldungen unter Tel. 0 65 93/12 41.
Der Golfclub Burg Zievel bei Mechernich bietet nach Absprache kostenlose Schnupperkurse an. Sie dauern zwei Stunden. Kontakt: Telefon 0 22 56/ 16 51.
Bei der Golf Bad Münstereifel Betriebsgesellschaft bei Eschweiler werden die Kurse an folgenden Terminen angeboten: Sonntag, 1. September, 12.30 bis 14 Uhr, Sonntag, 15. September, 12.30 bis 14 Uhr, Sonntag, 6. Oktober, 12.30 bis 14 Uhr, Samstag, 12. Oktober, 15.30 bis 17 Uhr, Sonntag, 20. Oktober: 12.30 bis 14 Uhr. Die Kursgebühr beträgt 19 Euro pro Person, Anmeldung unter Tel. 0 22 53/27 14. (sli)
Auf dem dichten, makellosen Naturteppich sind neun Fähnchen im Abstand von rund zehn Metern gesteckt, darunter im Loch die Auffangkörbchen für die Bälle. Erfahrene Minigolfer könnten jetzt, und nur hier, im Vorteil sein. „Drei Schläge pro Loch wären gut für euch“, gibt unser Profi vor. Vier, fünf werden es, dann macht es „Plopp“ – und betont cool wird der Ball herausgenommen. „Die Richtung stimmt, die Länge ist das Problem“, fasst Gotschlich die Versuche zusammen. So schön klingt: daneben!
Gut zweieinhalb Stunden haben wir drei Rabbits uns im Golfen versucht. Danach geht es zur Fahrt im Golfwagen übers Gelände. Wir tragen Freizeitklamotten und bequeme Schuhe. Das ist in Ordnung, die Platzetikette wurde in den vergangenen Jahren gelockert, weil man weniger elitär sein will. Doch bei Schwimmbekleidung wäre die Grenze des Erwünschten doch überschritten.
Wolfdieter Gotschlich will in den Schnupperkursen Hemmschwellen abbauen und die Freude an seinem Sport vermitteln. Sein Argument: „Beim Golf kann jeder mit jedem spielen. Man muss nur die Prüfungen zur Platzreife bestehen.“ Und dann: „Bei einem Turnier kann jeder gewinnen, wenn er oder sie einen guten Tag hat!“ Wir drei hatten einen guten Tag. Wir haben den Ball getroffen. Nie, ab und zu, immer öfter und auf dem „heiligen Rasen“. Was will man fürs Erste mehr?