Gedenkstätte im HürtgenwaldSoldat Robert Cahow war 50 Jahre lang vermisst
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Erst im Jahr 2000 wurde der Leichnam des Soldaten Robert Cahow gefunden. Fast 50 Jahre lang war er zuvor vermisst worden.
Sein Bruder Douglas Cahow und seine Frau Victoria besuchten nun den Ort, an dem vor 75 Jahren gekämpft wurde.
Die Familie von Cahow hatte eine Gedenkstätte für den Gefallenen errichtet.
Hürtgenwald – Es sind die Erzählungen, die die Erinnerung an die Schlacht im Hürtgenwald weitertragen. Das Grauen, das die Menschen damals in den gnadenlosen Kämpfen erlebt haben, wird wach, wenn Douglas Cahow von den letzten Stunden im Leben seines Bruders Robert spricht, der am 13. Dezember 1944 fiel.
Mehr als 50 Jahre war er vermisst, bevor 2000 sein Leichnam gefunden wurde. Ihm ist die Gedenkstätte auf dem Ochsenkopf gewidmet, etwa 100 Meter von der Baustelle des Windrades entfernt, das gerade auf die einstigen Schlachtfelder gestellt wird.
Die Schlacht
Am 6. Oktober 1944 begannen die Kämpfe im Hürtgenwald. Damit sollten der Vormarsch der Amerikaner Richtung Rhein gestoppt und der Zugang zur Rurtalsperre verhindert werden. Die Wehrmacht benötigte die Eifel zudem als Aufmarschgebiet für die Ardennenoffensive.
Am 16. Dezember 1944 begann die Ardennenoffensive. Knapp einen Monat später scheiterte sie. Danach wurde die Schlacht im Hürtgenwald fortgeführt. Sie dauerte bis zum 10. Februar 1945.
In der amerikanischen Erinnerungskultur spielt der Hürtgenwald eine wichtige Rolle – wegen der Verluste und wegen der prominenten Teilnehmer Ernest Hemingway und J.D. Salinger. (sev)
Mit seiner Frau Victoria und Enkeln ist Douglas Cahow nach Deutschland gekommen, um bei einer Gedenkfeier an seinen Bruder sowie all die bis zum heutigen Tag vermissten Soldaten zu erinnern. Er sitzt auf der Bank zwischen der Mestrenger Mühle und der Kallbrücke am Kall-Trail, dem Weg, über den Panzerkommandant Lieutenant Raymond Fleig wenige Tage vor der Allerseelenschlacht seinen Sherman-Panzer nach Schmidt führte.
Granaten der Deutschen explodierten in den Bäumen
Mit ruhiger, fast monotoner Stimme berichtet Cahow über das, was vor 75 Jahren in diesen Wäldern geschah. Zahlen und Daten nennt er so routiniert, als habe er die Geschichte schon oft erzählt.
„Ich war elf Jahre alt, als mein Bruder hier war“, beginnt er. Am Tag seines Todes sei dieser mit der 78. Division aus Hasselt in Belgien verlegt worden, um Soldaten der 8. Division zu ersetzen. Mit knapp zehn Mitgliedern seiner Division sei er ausgesandt worden, um an diesem Tag, an dem es unablässig schneite, Bunker 111 auf dem Ochsenkopf zu erobern.
Als sie in die Reichweite der Bunker gekommen seien, hätten die Deutschen mit Mörsern aus einer Entfernung von etwa zweieinhalb Meilen geschossen. Die Granaten seien in den Wipfeln der Bäume explodiert, sodass die US-amerikanischen Soldaten keine Deckung vor den Splittern hatten. „In dem Durcheinander an diesem Tag wurden Robert und zwei andere Männer zurückgeschickt, um nach toten und verwundeten Soldaten zu suchen“, erzählt Douglas Cahow.
Bruder trat auf versteckte Miene und starb
Dabei sei er auf eine versteckte Mine getreten, die ihn getötet habe. Da die Deutschen auf die Explosion aufmerksam wurden und auf die US-Soldaten feuerten, konnten die ihren Kameraden nicht bergen. „Robert wurde dort zurückgelassen“, so Cahow. Wehrmachtssoldaten haben den Leichnam später gefunden und begraben.
Seine Familie habe ein Telegramm erhalten, Robert sei „missing in action“, also während des Kampfes verschollen: „Er wurde ein Jahr später offiziell für tot erklärt, und wir setzten unser Leben fort.“
Im Jahr 2000 wurden die skelettierten Überreste eines amerikanischen Soldaten zufällig von einem Kampfmittelräumtrupp gefunden. DNA-Untersuchungen bestätigten, dass es sich um den Leichnam Robert Cahows handelte. Douglas Cahow sorgte dafür, dass sein Bruder schließlich im heimischen Wisconsin beigesetzt wurde.
Familie errichtete eine Gedenkstätte am Ochsenkopf
Am Fundort des Leichnams am Ochsenkopf errichtete die Familie, der irischen Herkunft der Cahows entsprechend, einen großen Steinhaufen als Gedenkstätte. Ein Kreuz mit einem Helm markiert die Stätte als Grab eines Soldaten. Blumen liegen an dem steinernen Hügel, eine Gedenktafel erinnert an ihn.
Nicht weit davon entfernt sind die Überreste von Bunker 111, der vor 75 Jahre das Ziel der Operation war. Er wurde von den US-Amerikanern zerstört, indem das Gebäude vor der Sprengung mit Wasser gefüllt wurde, sodass der Druck der Explosion ungemildert auf die Betonwände einwirken konnte und der komplette Bunker aufgerissen wurde.