Der Leerstand in der Euskirchener Fußgängerzone ist leicht gestiegen. Für die Posthalterei gibt es einen neuen Besitzer, fürs Bowli nicht.
Kaufhof-Gebäude steht zum VerkaufSo ist die Lage in der Euskirchener Innenstadt
Acht Optiker, fünf Dönerbuden und fünf Handyläden – im Umkreis von nicht einmal 130 Metern um die Euskirchener Fußgängerzone. Als ein ausgewogenes Angebot bezeichnen das einige Euskirchener nicht gerade.
Wie die einzelnen Geschäfte bespielt werden, liegt aber nicht in der Hand der Stadtverwaltung. Das ist Sache der jeweiligen Vermieter der Objekte entlang der Neustraße und der Berliner Straße.
Mittelzentrum von Euskirchen immer wieder Thema bei der Stadtverwaltung
Dennoch macht sich die Stadtverwaltung immer wieder ihre Gedanken über das Mittelzentrum – vor allem dann, wenn wie in jüngster Vergangenheit gleich mehrere Geschäfte innerhalb kürzester Zeit schließen.
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So hat die Manufaktur am Platz am Gardebrunnen geschlossen, die Bäckerei Maul an der Neustraße hat dicht gemacht, das Bowli an der Bahnhofsstraße, das Eisbällchen an der Wilhelmstraße und auch die Scheiben des Restaurants „Le due del Marco“ am Alten Markt sind blickdicht verklebt. Erst vor wenigen Wochen hatte das Kindermode-Geschäft an der Bahnhofstraße nach nur sechs Monaten den letzten Verkaufstag – auch dort hängt ein „Zu vermieten“-Schild am Fenster.
Fluktuation in der Innenstadt aus Sicht der Wirtschaftsförderin normal
„Fluktuation in Innenstädten gehört dazu und ist normal. Grundsätzlich hat die Euskirchener Innenstadt, im Vergleich zu Städten ähnlicher Größenordnung, eine sehr ausgewogene Struktur aus inhabergeführten Betrieben, Filialisten und Systemanbietern“, sagt Tanja Gille, Wirtschaftsförderin der Stadt. Das werde gerade von den Euskirchenern selbst gerne mal übersehen.
Dass immer mal wieder Geschäfte oder Gastronomiebetriebe schließen und neue Konzepte hinzukommen, sei ein normaler Prozess, der nicht nur in Euskirchen zu beobachten sei. Parallel zu den Schließungen gebe es auch Neugründungen in der Innenstadt. Zu nennen seien unter anderem das Feinkostgeschäft in der Bahnhofstraße sowie die bevorstehende Ansiedlung von „Rituals“ im ehemaligen Nordsee.
Extrablatt kommt vorerst nicht nach Euskirchen
Oder Gastronomiekonzepte am Gardebrunnenplatz. Nach Informationen dieser Zeitung wird dort ein „Taste of India“-Restaurant einziehen, nach dem das Manufaktur von heute auf morgen geschlossen hatte. Zu den Gründen gab es letztlich nur Gerüchte. Nach Angaben der Betreiber wolle man am 8. Februar mit einer „Riesenfeier“, wie es auf der Manufaktur-Facebookseite heißt, an einem neuen Ort in Euskirchen wieder eröffnen.
Gerüchten zufolge war auch immer wieder die Kette „Extrablatt“ für den Platz am Gardebrunnen im Gespräch – genauer gesagt im ehemaligen Runners Point sowie dem benachbarten Eiscafé. Doch daraus wird nichts. „Wir hatten vor einiger Zeit mal die Überlegung, nach Euskirchen zu kommen. Haben es aber zurzeit wieder verworfen. Derzeit ist also kein Extrablatt in Euskirchen geplant“, sagt Ulrike Wentker von der Extrablatt-Unternehmenskommunikation.
Kaufhof-Immobilie in Euskirchen ist für 12,3 Millionen Euro zu kaufen
Und wie geht es nach dem erneuten Insolvenzantrag mit der Galeria weiter? „Wir machen hier nach wie vor unsere Hausaufgaben, haben ein sehr modernes Haus. Alles andere können wir nicht beeinflussen“, sagt Filialleiter Wenkal Bathija.
Unabhängig vom Insolvenzverfahren steht das 1974 errichtete und nach der Flut umfangreich sanierte Gebäude zum Verkauf. 12,3 Millionen Euro werden auf einem Immobilienportal im Internet aufgerufen. „Im Hinblick auf die ausgezeichnete Rendite, Zentrumslage, Wertsteigerungspotenzial und insbesondere durchgeführten Modernisierungsmaßnahmen in hohem einstelligen Millionenbereich, handelt es sich hier um ein ausgezeichnetes Investment“, heißt es in dem Exposé. Dort ist auch zu lesen, dass das Mietverhältnis zum 31. März 2025 endet.
„Dem Mieter wurde das Recht eingeräumt, das Mietverhältnis um zwei mal fünf Jahre zu den Bedingungen des Mietvertrages zu verlängern“, heißt es weiter. Positiv beschieden sei zudem eine Bauvoranfrage für die etwa 10.900 Quadratmeter Bruttogrundfläche. Denkbar sei auch eine Wohnnutzung. „Das Objekt könnte demnach – was jedoch zurzeit weder sinnvoll noch notwendig ist – nach Beendigung des Mietverhältnisses, entsprechend dem Konzept aus dem Bauvorhaben, durch einen Neubau ersetzt werden“, heißt es wörtlich in dem Exposé.
Nach der Flut gibt es für das ehemalige Erba-Haus an der Ecke Neustraße/Berliner Straße, in dem bis zum 14. Juli 2021 die Modekette Pimkie ihre Filiale hatte, noch keine neue Nutzung. Auch für die Filiale der Bäckerei Lennartz gibt es noch keinen Nachfolger. Gleiches gilt für das Gebäude, in dem Optik Jonen war und fürs Schmuckgeschäft Christ.
„Schließungen können ganz verschiedene, individuelle Gründe haben. Insgesamt zeigen viele Beispiele aber, dass sich Gastronomie in der Euskirchener Innenstadt mit dem richtigen Konzept gut betreiben lässt“, sagt Wirtschaftsexpertin Gille.
Einkaufslandschaft befindet sich im Wandel
Aktuell sei es jedoch für viele Vermieter nicht leicht, geeignete Betreiber für die Gastronomie zu finden. Gille: „Die Stadt Euskirchen unterstützt hier nach wie vor hoch engagiert, wo sie kann. Hier sind auch die Möglichkeiten unternehmerischer Beratungen einmal genannt, die vielleicht nicht jedem bekannt sind.“
Bei der Einkaufslandschaft sei jedoch ein Wandel erkennbar. Die Gründe hierfür seien vielfältig und lassen sich auf ein verändertes Einkaufsverhalten, insbesondere durch die Zunahme des Onlinehandels zurückführen. „Das führt zu Veränderungen in den Innenstädten und stellt natürlich auch Euskirchen vor Herausforderungen“, so Gille. Die Stadt gehe die Herausforderungen aktiv an. Durch die Sanierung der Innenstadt sowie die Umgestaltung des Klostergartens soll Gille zufolge die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verbessert werden.
Im Rahmen des innerstädtischen Entwicklungskonzeptes (ISEK), welches auch unter Einbeziehung der Öffentlichkeit ausgearbeitet wurde, werden aktuell und künftig weitere Maßnahmen umgesetzt. So werde es neue Bänke, Laternen, Spiel- und Bewegungsangebote, ein Förderprogramm Fassadensanierung und ein Leitsystem geben.
Leerstand in Euskirchener Innenstadt leicht gestiegen
„Wir verfolgen hier ein ganzheitliches Konzept, um die Aufenthaltsqualität der Innenstadt zu steigern“, so Gille. Die Innenstadt spiele als zentraler Ort der Begegnung auch in Zukunft eine große Rolle und ist ein wichtiger Faktor für die Standortqualität einer Stadt.
Der Leerstand in der gesamten Innenstadt ist laut der Wirtschaftsförderin im Vergleich zu 2021 im vergangenen Jahr von 9,4 auf 13,7 Prozent gestiegen. 2022 seien flutbedingt keine Zahlen erhoben worden. Der Leerstand in den 1a-Lagen liege aktuell bei unter zehn Prozent. „Diese Zahlen haben aktuell wegen der Fluktuation den Charakter einer Momentaufnahme“, so Gille.
Ein Leerstand wird in den kommenden Monaten behoben. Der Vertrag zum Verkauf der Posthalterei ist unterschrieben, bestätigt Marius Ruhroth. Die Euskirchener Familie hat das Restaurant samt kleinem Hotel abgegeben. Die Sanierungsarbeiten laufen bereits. „Wir freuen uns, dass das Haus wieder in sehr guten Händen ist“, so Ruhroth.
Wohnungen statt Spielhalle im alten Euskirchener Kino
Da, wo zuletzt gezockt werden konnte, wird es künftig keine Spielhalle mehr geben – an der Wilhelmstraße 24 wird die „Eifel Spielhalle“ zu Wohnungen umgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg war in dem Gebäude das Kino „Odeon“ wiedereröffnet worden.
Ursprünglich war das „Filmtheater“ bereits 1909 in Euskirchen eröffnet worden. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude aber beschädigt. Anneliese Wellner installierte ein 400-Platz-Theater. Eine Pendeltürreihe führte in die Kassenhalle, in der die zweite Rangtreppe endete und eine kleine Garderobe untergebracht war.
Besonders auffällig war die Deckengestaltung, die dem langgestreckten Raum jede Enge nahm und auch akustisch hervorragende Wirkungen erzielte. Wiedereröffnungsfilm war „Das doppelte Lottchen“ – auch die Darsteller der Zwillinge, Isa und Jutta Günther, waren bei der Wiedereröffnung am 12. Juli 1951 in Euskirchen anwesend.