Zwölf Jahre führte Petra Krämer ihr Geschäft für Damen-Mode Edel&Kühn, jetzt geht sie mit gemischten Gefühlen in den Ruhestand.
HolzgasseModehaus Edel&Kühn schließt in der Siegburger City – Kritik an „überzogenen Mieten“
Sportlich und elegant, ein gehobenes Sortiment mit Marken wie Bogner, Cambio, Marc Cain oder Sportalm, darauf setzte Petra Krämer zwölf Jahre in ihrem Modehaus Edel & Kühn an der Holzgasse: Ende August geht diese Zeit zu Ende, und viele Stammkundinnen werden eine lieb gewonnene Adresse vermissen. Wie sehr sie fehlen wird, das wurde der gebürtigen Siegburgerin erst in den vergangenen Tagen richtig klar: „Als ich die Schilder wegen Geschäftsaufgabe aufgehängt habe.“ Das gehe doch nicht, hätten viele gesagt. „Soviel Resonanz hätte ich nicht erwartet.“
Edel, kühn und anziehend
2012 hatte sie das Geschäft übernommen. „Jetzt darfst Du mal endlich“, habe sie gedacht, vier Monate renoviert und im Oktober eröffnet. Hell und freundlich ist das Geschäft mit dem Holzparkettboden und der großen Glaskuppel im hinteren Teil, die die die Form eines Sheddachs hat. Das „Edel“ setzte sie selbst als Zusatz vor das „Kühn“, zusammen mit dem Motto: „Mode, die anzieht.“
Das Geschäft lernte sie von der Pike auf. Im Einzelhandel habe sie 1975 bei Hertie in Bonn angefangen, später in Berlin, im KaDeWe, gearbeitet. „Toll“ sei die Stadt gewesen, trotz der Trennung durch die Mauer. Stationen in Bad Homburg und Köln folgten. „Ich habe das geliebt bis zum Schluss“, erinnert sie sich an die große Zeit der Warenhäuser.
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Als Substitutin und Abteilungsleiterin habe sie gearbeitet, allerdings nicht in der Bekleidungsabteilung, sondern in der Parfümerie. Kooperative Führung habe sie in dieser Zeit gelernt, und wie wichtig der Servicegedanke ist. Einem Kunden etwas aufdrängen, das mache sie bis heute nicht. Zu Karstadt wollte sie nach der Übernahme von Hertie nicht.
Als Minijobberin angefangen
1995 kam ihr Sohn zur Welt, 1998 bewarb sie sich beim Modehaus Kühn als Minijobberin. In ihre Geburtsstadt Siegburg war sie zurückgekehrt, um ihre Eltern zu pflegen. Das sei ihr wichtiger gewesen als Geld. Das Modehaus Kühn sei seit 1956 am Hühnermarkt gewesen, 1980 habe die Familie das Haus an der Holzgasse 32 bis 34 gebaut.
Das Geschäft lief zu Beginn richtig gut, zeitweise beschäftigte sie fünf Teilezeitverkäuferinnen. Doch 2018, schon vor Corona, habe das Geschäft nachgelassen, sie könne gar nicht sagen, warum. Richtig schwer wurde die Zeit der Pandemie, vor allem mit einer Schließung über ein halbes Jahr. Einen 40 000 Euro-Kredit für eine Warenbestellung, die während der Schließungszeit nicht abgesetzt werden konnte, zahle sie bis heute ab. Eine Alternative habe sie nicht gehabt. „Meine Kollektion ist nur mit Vorkauf möglich.“
Nur schleppend sei das alte Leben zurückgekehrt, manchmal wirkte der Umsatz wie abgeschnitten. „Die Abende konnte man vergessen.“ Vor allem junge Kundschaft vermisst sie in der Stadt, vielleicht fehle einfach die Zeit zum Einkaufen. Und wohl auch das Geld: „Schauen Sie sich nur einmal an, was Lebensmittel kosten.“
Überzogene Mieten in Siegburg
„Ich mag Siegburg total gerne, gerade auch die Holzgasse“, betont Petra Krämer. Aber für den Einzelhandel müsse etwas getan werden, viele Nachbarn litten unter überzogenen Mieten. Sie selbst habe es zum Glück leichter gehabt.
Bei Galeria Kaufhof seien viele Fehler gemacht worden, von der Schaffung neuer Kassenzonen bis hin zu weniger wertigen Sortimenten, auch in Siegburg. Öffnungszeiten hätte man überdenken müssen. Es sei schon schwer, überhaupt das Personal in einem großen Warenhaus zu besetzen. „Wer möchte denn heute noch im Einzelhandel eine Ausbildung machen?“ Heute müssten die Siegburger ein Küchenmesser im Möbelhaus kaufen. „Das kann es doch nicht sein.“
In ihr eigenes Geschäft könne sofort ein neuer Nutzer einziehen und auch die gepflegte Inneneinrichtung einfach weiternutzen. „Ich würde mich freuen, wenn es hier wieder Mode geben würde.“
Bis kommenden Mittwoch ist bei Edel & Kühn eine kleine Kunstausstellung zu Gast: Barbara Wolff-Rohland zeigt Plastiken, die sie aus Bruchsteinen geschaffen hat; die Figuren zeigen Fische, Vögel und andere Tiere. Die Steine findet sie in einem alten Steinbruch in Troisdorf-Altenrath und lässt sie unbehauen. Mit Augen aus bunten Steinen, Draht, Farbe, Federn und vor allem viel Fantasie gibt sie ihnen eine neue Gestalt und drapiert sie auf rohen, duftenden Stelen aus Zirbenholz. Ergänzt werden die Plastiken durch Boxen mit Zeichnungen auf Karton, die Wolff-Rohland teilweise mit kurzen Gedichten versieht.