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EuskirchenVerfeindete Schausteller-Familien gehen gleich zweimal aufeinander los

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Ein Großaufgebot der Polizei war im Einsatz.

Euskirchen – Zwei verfeindete Schausteller-Familien haben sich am Mittwoch vor dem Euskirchener Amtsgericht eine Massenschlägerei geliefert. Nach Angaben der Polizei gingen gegen 9 Uhr mindestens 15 Männer und Frauen aufeinander los – dabei kam auch mindestens ein Baseballschläger zum Einsatz. Ein Mann wurde schwer, fünf weitere leicht verletzt.

Lothar Willems, Pressesprecher der Euskirchener Polizei, sagte, dass 13 Personen in Gewahrsam genommen worden seien. Die Polizei ermittelt nun wegen gefährlicher Körperverletzung.

Ein Verletzter in Uniklinik Köln gebracht

Bei einem Mann habe eine Ärztin auf der Euskirchener Polizeiwache festgestellt, dass er nicht gewahrsamsfähig sei. Er wurde am Nachmittag mit dem Rettungshubschrauber in die Kölner Uni-Klinik geflogen. „Jeder, der in Gewahrsam genommen wird, wird zuvor von einer Ärztin untersucht“, erklärte Willems.

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In Euskirchen sind zwei Schausteller-Familien aufeinander losgegangen.

Vor dem Euskirchener Rathaus stellte die Polizei einen Sprinter sicher, bei dem mit einem Baseball-Schläger mehrfach auf die Windschutzscheibe geschlagen worden war. Mit dem Sprinter soll ein Mann angefahren worden sein. Zudem sicherten die Beamten mehrere Schlagwerkzeuge.Der Sprinter wird einer der beiden Familien zugeordnet, die ihre Fehde am Mittwochvormittag in aller Öffentlichkeit austrugen, während im Amtsgerichts drei Männern aus einer der beiden Schaustellerfamilie der Prozess gemacht wurde.

Drei Anklagen

Dr. Stephan Ebeling, stellvertretender Direktor des Euskirchener Amtsgerichts, teilte mit, dass ein 75-, ein 43- und ein 22-jähriger Mann wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt sind. Sie sollen sich am 8. September 2017 in einer Bonner Kneipe geprügelt haben – mutmaßlich mit Mitgliedern der Schaustellerfamilie, die sich nun in Euskirchen dafür rächen wollte. Nach Informationen dieser Zeitung sollen sowohl Kläger als auch die drei Beklagten aus dem Bereich Euskirchen, Mechernich und Weilerswist kommen.

„Es geht rein gesetzlich um nicht viel. Aber die Ehre ist in diesem Milieu sehr viel wert“, sagte Ebeling. Die Schlägerei soll während des Volksfestes Pützchens Markt stattgefunden haben. Ob das damals das erste Mal gewesen sei, dass die beiden Familien aufeinandergetroffen sind, stehe nicht fest. Auch nicht, ob es einen weiteren Vorfall seitdem gegeben habe. Der stellvertretende Direktor lobte das Einschreiten des Wachdienstes. Die Beamten waren aus dem Gebäude gestürmt, als sie die Schlägerei bemerkt hatten. „Sie haben sich wirklich vorbildlich und professionell verhalten“, sagte Ebeling.

Hundertschaft unterstützt Ordnungsdienst und Streifen

Unterstützt wurden die Wachmänner zunächst von Polizei- und Kripobeamten aus Euskirchen, die es letztlich schafften, die rivalisierenden Parteien zu trennen. Während eine Gruppe vor dem Amtsgericht ausharrte, stand die andere auf der gegenüberliegenden Straßenseite – etwa 100 Meter entfernt.

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Auch ein Rettungshubschrauber war im Einsatz.

Gegen 10.30 Uhr traf eine Hundertschaft vor dem Amtsgericht ein, die zwischenzeitlich zur weiteren Unterstützung angefordert worden war. Die Beamten schirmten die Gruppen voneinander ab und stellten anschließend sicher, dass die drei Angeklagten das Gerichtsgebäude gefahrlos verlassen konnten. Wie Ebeling sagte, sei der Schwerverletzte der Bruder eines Angeklagten. Daher habe es keinen Sinn gemacht, den Prozess am Mittwoch fortzusetzen. Es werde ein neuer Termin angesetzt, so der stellvertretende Direktor.

Damit der Rettungsdienst den nicht gewahrsamsfähigen Mann in Ruhe auf den Transport im Rettungshubschrauber vorbereiten konnte, sperrten die Kräfte der hauptamtlichen Wache in Euskirchen gegen 13.15 Uhr kurzzeitig die Gottlieb-Daimler-Straße. Dort war in einem angrenzenden Feld der Rettungshubschrauber gelandet.